Keine Ruhe
Teams | 2. Dezember 2014, 16:27 Uhr

Keine Ruhe

Keine Ruhe

Die Berliner Flügelzange aus Änis Ben-Hatira und Roy Beerens passt so gar nicht in die vorweihnachtliche Zeit.

Berlin – Mit der Adventszeit tritt die Metropole Berlin in eine selten besinnliche Phase ein. Für viele sind es die absoluten Lieblingstage im Jahr. Bald sind all die Menschenmassen weg, die Straßen leer und leise, alle satt und zufrieden in ihren vier Wänden – Friede, Genügsamkeit, Einklang allenthalben.

Nur machen sich zwei Berliner Woche für Woche auf, den Frieden zu stören. Änis Ben-Hatira und Roy Beerens, Profifußballer beide, bei Hertha BSC beide, Flügelspieler beide, pfeilschnell beide, Unruheherde, Störenfriede beide.

Niederländische trifft auf Berliner Schule

Dabei ist Roy Beerens als Produkt der niederländischen Fußballschule der typischere Außenbahnspieler, ballgewandt, schnell und gut geworden in Eindhoven, Nijmegen, Heerenveen und Alkmaar, im holländischen Leib- und Magensystem, dem 4-3-3. Immer mit Beerens als rechtem Flügelstürmer, klar. Eine Aufgabe, die gute Dribbling braucht, die Courage und Unermüdlichkeit in 1:1-Situationen, mit der Beerens kürzlich auch die Hintermannschaft des FC Bayern zu beschäftigen wusste. Die alles in dem Tempo verlangt, das Roy Beerens mitgebracht hat in die neue Liga. Groß kommentieren braucht er das ja gar nicht. "Ich mache einfach meinen Job, genau wie Änis auch", sagt Beerens angesprochen auf sich und sein furioses Pendant auf links.

Dessen Jobauslegung kann man an guten Tagen getrost ein Spektakel nennen. Dann zeigt Änis Ben-Hatira Tricks und Finten, die sich im Wettbewerb nur traut, wer ein wirklicher Freund des Balles und wer sich gewiss ist, dass sie zuvor bereits hundertemal geklappt haben. Dazu hat der gebürtige Berliner auch körperlich zugelegt in den letzten Jahren, streut immer mal wieder einen dezenten Rempler ein zwischen Kunststück und Dribbling. Ben-Hatira, die Vereinbarkeit von Kunst und Handwerk.

Beerens als Messi, Ben-Hatira als Hector-Quälgeist

Situativ tauschen beide auch mal ihre angestammten Seiten. Zum einen sieht sich der gegnerische Verteidiger dann einem neuen Blau-Weißen mit anderen Bewegungsabläufen gegenüber, zum anderen ergeben sich für Ben-Hatira als Links- und Beerens als Rechtsfuß andere Möglichkeiten. Während sie auf ihrer Stammseite den starken Fuß meist nur zum Flanken nutzen, kann selbiger auf der gegenüberliegenden Seite den Abschluss suchen.

Die Ausnahme bestätigt auch in diesem Fall die Regel. Beim Auswärtssieg in Köln traf Beerens mit seinem „falschen“, dem linken Fuß. Und das so sehenswert, dass sein Kapitän Per Skjelbred anschließend Messi-Vergleiche zog. Ben-Hatira holte derweil auf der Beerens-Seite den Neu-Nationalspieler Jonas Hector auf den Boden der Bundesligatatsachen zurück. Beide gaben keine Ruhe.

Eine Zange für die 40 Punkte

In den noch ausstehenden vier Hinrundenpartien geht es nacheinander nach Mönchengladbach, gegen Dortmund, nach Frankfurt und gegen Hoffenheim. "Wir müssen in allen Spielen so kämpfen wie in der zweiten Halbzeit gegen die Bayern“, fordert Roy Beerens. „Dann werden wir auch die Punkte holen, die wir brauchen."

Geht es nach Cheftrainer Jos Luhukay, sind es 40 Punkte. Die von ihm installierte B-Zange wird dabei ein Schlüssel sein. Dann wird sich in Berlin jedenfalls keiner aus der Adventsruhe bringen lassen, wenn Änis Ben-Hatira und Roy Beerens loswirbeln.

(ph/citypress)

von Hertha BSC