"Hau drauf. Mal schauen, ob es hält!"
Teams | 6. Dezember 2014, 18:39 Uhr

"Hau drauf. Mal schauen, ob es hält!"

"Hau drauf. Mal schauen, ob es hält!"

Sebastian Langkamp ist zurück. Und spricht über das Glück "Alltag", die Lockerheit während Verletzungspausen und das Laufenlernen

Berlin - Ein Vierteljahr Pause nach einer Knochenabsprengung – darüber will man als Profifußballer weder nachdenken, noch sprechen. Sebastian Langkamp aber reflektiert das alles ziemlich gesund. Herthas Innenverteidiger musste sich in Geduld üben, ist dafür aber jetzt seiner Genesungszeit voraus. Er trainiert bereits wieder mit der Mannschaft, wird die Winterpause mit einem individuellen Trainingsplan zubringen, um Anfang Januar hundertprozentig fit in die Rückrundenvorbereitung zu gehen. Danach sah es zwischenzeitlich gar nicht aus...

herthabsc.de:
Basti, vergangene Saison schon ein paar Blessuren, jetzt eine Sprunggelenksverletzung überwunden. Wird man eigentlich irgendwann routinierter im Verletztsein?
Sebastian Langkamp: Ich hoffe nicht, dass das zur Routine werden muss. Aber klar: Man wird deutlich ruhiger im Umgang mit Verletzungspausen.

herthabsc.de: Eine Frage der Erfahrung?
Langkamp: Zu meiner Zeit in Augsburg war ich ja schon mal länger raus. Man geht nicht mehr so hektisch mit den verschiedenen Phasen oder möglichen Komplikationen um. Außerdem werden wir medizinisch hervorragend betreut, bei Spezialisten operiert. Denen traut man schon zu, dass sie die Schrauben an den richtigen Fleck setzen. (lacht)

herthabsc.de: Es war deine erste knöcherne Verletzung. Plagt man sich da in einem Geschäft, das durch die hohe Leistungsdichte enorm schnelllebig ist mit existentiellen Sorgen?
Langkamp: Ach, existentiell waren die nicht. Man hat immer das Zutrauen, dass alles wieder wird wie vorher und lässt die Zweifel außen vor. Aber Fußballspielen ist das, was ich liebe. Deswegen ist da klarerweise der Wunsch: Du musst schnellstmöglich zurückkommen! Manchmal wird aus diesem Wunsch Druck. Und der kann sich auch kontraproduktiv auswirken, wenn man zu früh wieder einsteigt.

herthabsc.de: Die Diagnose 'Außenbandteilruptur und knöcherne Randkantenabsprengung im Fersenbein des linken Fußes' verträgt sich auch erstmal gar nicht mit der Liebe zum Fußball.
Langkamp:
Ich habe zwei Wochen in Gips und nach der OP nochmal sechs in einem Airwalker-Schuh verbracht. Das Ding wiegt schon ein paar Kilo. Den konnte ich auch mal ablegen, musste dann aber besonders vorsichtig sein, weil der Knochen noch nicht verheilt war. Ich war kaum mobil und immer auf andere angewiesen. Das war schon nervig.

herthabsc.de: Die Kollegen rennen auf den Platz, du sitzt drin an Geräten. Frustriert die Rehaphase?
Langkamp: Das kommt vor. Zumal man ja anfangs mit dem Lauf-ABC beginnen muss. Es ist ja wirklich so, dass du die Beine nicht mehr belasten darfst, dann froh bist über erste Teilbelastungen mit 10 bis 20 Kilo. Man lernt mehr oder weniger koordinativ das Gehen neu. Das ist sehr merkwürdig, wenn man zurückrechnet: Vor drei Monaten war ich noch topfit und Leistungsträger, jetzt lerne ich gerade laufen.

herthabsc.de: Musstest du nebenher auf Fußball verzichten, um dich nicht selbst zu geißeln?
Langkamp: In der ersten Zeit habe ich fast unbewusst ein bisschen Abstand genommen. Aber ich hatte keine Phase, in der ich gesagt hätte: Das kann ich jetzt gar nicht haben. Und sobald man wieder vor Ort ist, zieht es einen automatisch zu den Heimspielen oder mal zum Training.

herthabsc.de: Seit Anfang vergangener Woche bist du wieder im Mannschaftstraining. Das war ein bisschen früher als erwartet, oder?
Langkamp: Das muss man so sagen. Solche Frakturen brauchen normalerweise bis zu zehn Wochen, um sauber zu verknöchern. Das braucht auch alles Geduld: Sehnen, Weichteile, Bindegewebe, ich habe natürlich wahnsinnig an Muskulatur verloren: Mein linkes Bein sah zwischenzeitlich aus wie ein Zahnstocher. Das war extrem. Aber dadurch, dass bei mir zwei Schrauben eingesetzt wurden, kann ich jetzt früher einsteigen.

herthabsc.de: Das Beste an der Rückkehr?
Langkamp: Der Alltag! Der tägliche Trott ist gut, die ganz normalen Dinge mit dem Ball machen - ein schönes Gefühl. Ist ja nicht lange her, dass ich beim langsamen Gehen dachte, ich könne nicht einen Fuß vor den anderen setzen.

herthabsc.de: Gibt es jetzt Aktionen, die du noch auslässt? Spielt man anfangs mit angezogener Handbremse?
Langkamp:
Nein. Klar sind die schnellen Richtungswechsel noch ein bisschen abgehackter als vorher, aber das kommt wieder. Es ist letztlich nur eine Kopfsache. Vom Körperlichen her kann nichts mehr passieren, das Vertrauen in meinen Körper und den Operateur habe ich. Im ersten Training habe ich gleich zu Julian Schieber gesagt: "Du, hier ist ein Ball, hier mein Fuß. Hau drauf. Mal schauen, ob es hält!"


(ph/City-Press)

von Hertha BSC