Damals war's: Hertha zum Verlieben!
Teams | 9. Dezember 2014, 18:28 Uhr

Damals war's: Hertha zum Verlieben!

Damals war's: Hertha zum Verlieben!

Mit 4:0 besiegten die Herthaner 1978 den BVB - Erich 'Ete' Beer traf doppelt.
Berlin - In über 120 Jahren Vereinsgeschichte ist eine Menge geschehen. Auf sportliche Höhen folgten auch Tiefen, aus denen sich der Verein stets zurückkämpfte. In diesem Teil der Serie geht es um den Heimsieg gegen Borussia Dortmund in der Saison 1978/79, durch den sich die Herthaner Luft im Tabellenkeller verschafften. Bei diesem souveränen Sieg machte Erich 'Ete' Beer ein starkes Spiel und war mit zwei Toren maßgeblich am Erfolg beteiligt, den die BILD anschließend mit 'Hertha zum Verlieben!' betitelte.

Vorgeschichte: Die Herthaner waren durch eine 1:4-Auswärtsniederlage beim Hamburger SV in der Tabelle auf den ersten Abstiegsrang abgerutscht. Gegen den Tabellendritten aus Dortmund ließ Herthas Trainer Kuno Klötzer zwei seiner Defenisivakteure die Positionen tauschen, Kapitän Uwe Kliemann übernahm die Rolle des Liberos, dafür kümmerte sich Holger Brück um den Dortmunder Spielmacher Manfred Burgsmüller.

Ablauf: Die Herthaner brauchten einige Zeit, um gegen unerwartet offensiv agierende Borussen richtig in die Partie zu kommen, die Gäste hatten anfänglich mehr von der Partie. Erst Mitte des ersten Durchgangs setzte sich Henrik Agerbeck gegen seinen Bewacher Meyer durch, passte in die Mitte zu Erich 'Ete' Beer, der den Ball annahm und aus der Drehung im langen Eck versenkte (22.). Nur wenig später kam Sziedat gegen Dortmunds Geyer gerade noch rechtzeitig und lenkte den Schuss zur Ecke, auf der Gegenseite wurde auch Nüssings Schuss geblockt, Huber verhinderte den höheren Rückstand. Doch die Blau-Weißen erzwangen noch vor der Pause das 2:0. Gerdorff hatte zunächst per Fallrückzieher den Pfosten getroffen, den Nachschuss parierte der 17-jährige BVB-Schlussmann Eike Immel noch, doch im dritten Versuch traf Gersdorff zum 2:0 unter die Latte (37.).

In der zweiten Halbzeit sorgte Beer für so etwas wie die Vorentscheidung. In der 57. Minute ließ Immel einen Freistoß abprallen, der Herthaner stand goldrichtig und traf zum 3:0. Dortmunds Trainer Karl-Heinz Rühl reagierte rigoros und brachte Bertram für Immel. Den Schlusspunkt setzte sehenswert Hans 'Hanne' Weiner, der nach Ballgewinn am eigenen Strafraum kraftvoll das Spielfeld überbrückte und auf 4:0 stellte. Doch auch die Westfalen hatten noch ihre Chancen, scheiterten jeoch ein ums andere Mal aussichtreich an Herthas Keeper Nigbur: Burgsmüllers Freistoß sowie der frei vor dem Kasten auftauchende Vöge konnten das Ergebnis für die Gäste nicht mehr positiver gestalten.

Historische Einordnung: Nach der Partie standen für die Berliner drei Auswärtsspiele an. Bei Wormatia Worms gab es in der 2. Runde des DFB-Pokals ein 1:1 nach Verlängerung. Da es zu der Zeit noch kein Elfmeterschießen gab, wurde die Partie einige Wochen später wiederholt - die Herthaner gewannen in Berlin gegen Worms mit 2:0 und erreichten am Ende der Saison das Endspiel, das jedoch in der Verlängerung gegen Düsseldorf verloren ging. In Plowdiw qualifizierten sich die Blau-Weißen durch ein 2:1 gegen Trakia nach dem 0:0 im Hinspiel für die nächste Runde im UEFA-Pokal - auch hier ging es weit: Erst im Halbfinale war nur aufgrund der Auswärtstorregel gegen Roter Stern Belgrad Schluss. In der Bundesliga mussten sich die Berliner dem MSV Duisburg mit 2:3 geschlagen geben, am Ende der Spielzeit sicherten sie sich aber auf Platz 14 den Klassenerhalt.

Stimmen zum Spiel:

Kuno Klötzer (Trainer Hertha BSC): "Wir haben uns anfangs gegen offensiv eingestellte Dortmunder sehr schwer getan. Erst nach unserem Führungstor kam Ruhe in unser Spiel. Besonders nach der Pause sind wir mannschaftlich geschlossener aufgetreten und haben die erfoderlichen Tore geschossen. Unser Sieg ist hochverdient."

Karl-Heinz Rühl (Trainer Borussia Dortmund): "Wir wollten hier einen Punkt holen und sind deshalb forsch ins Spiel gegegangen, um Hertha nicht ins Spiel kommen zu lassen. Nachdem wir durch zwei dumme Tore in Rückstand geraten sind, haben wir jedliche Bindung zum Spiel verloren. Ich finde aber, wir haben spielerisch lange mitgehalten und hier zu hoch verloren."

Erich Beer (Hertha BSC): "Selbstverständlich freue ich mich über unseren überzeugenden Sieg und dass ich zwei Tore beisteuern konnte. Wir sind aber noch nicht über den Berg, das müssen wir auswärts erst beweisen. An unserem heutigen Sieg gibt es jedoch keinerlei Zweifel."

Manfred Burgsmüller (Borussia Dortmund): "Wir haben entschieden zu hoch verloren, denn so gut waren die Berliner nicht. Ich muss allerdings zugeben, dass sie die gebotenen Torchancen erbarmungslos ausgenutzt haben."

Das Spiel im Stenogramm:

Termin: Samstag, 16.09.1978, 15.30 Uhr
Wettbewerb: 1. Bundesliga, Saison 1978/79, 6. Spieltag

Aufstellungen:
Hertha BSC:
Norbert Nigbur - Uwe Kliemann - Michael Sziedat, Holger Brück, Hans Weiner - Rainer Blechschmidt (Ole Rasmussen), Dieter Nüssing, Erich Beer - Bernd Gersdorff, Karl-Heinz Granitza, Henrik Agerbeck (67. Jürgen Milewski)
Borussia Dortmund: Eike Immel (60. Horst Bertram) - Lothar Huber - Werner Schneider, Amand Theis, Herbert Meyer - Manfred Burgsmüller, Burkhard Segler, Egwin Wolf - Peter Geyer (67. Willi Lippens), Mirko Votava, Wolfgang Vöge

Tore: 1:0 Beer (22.), 2:0 Gersdorff (37.), 3:0 Beer (57.), 4:0 Weiner (75.)
Gelbe Karte: Gersdorff

Schiedsrichter: Manfred Dölfl (Fürth)
Spielort: Olympiastadion, Berlin
Zuschauer: 15.545

(war/dpa)

von Hertha BSC