Eine gute Vorbereitung
Club | 26. Dezember 2014, 10:35 Uhr

Eine gute Vorbereitung

Eine gute Vorbereitung

Vor jedem Heimspiel feiern Christen eine ökumenische Andacht in der Kapelle des Olympiastadions. Mit dabei ist oft auch Torhüter Marius Gersbeck.

Berlin - In diesen Tagen feiern alle Weihnachten. Für viele ist es das Fest der Familie, für die Christen steht die Geburt Jesu im Vordergrund. Der christliche Glaube spielt auch bei Hertha BSC und im Berliner Olympiastadion eine Rolle. Sichtbarstes Zeichen dafür ist die Kapelle, die sich in den Katakomben neben dem Spielertunnel befindet, nur wenige Meter vom Spielfeld entfernt. Vor jedem Bundesligaspiel findet hier eine ökumenische Andacht statt, ein Angebot für alle, die sich vor dem Spiel besinnen und zur Ruhe kommen möchten, vor dem Spiel, vor dem Trubel, der draußen wartet.

So auch beim Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Es ist 14.30 Uhr, noch eine Stunde bis zum Anpfiff. Etwa vierzig Leute versammeln sich vor dem Eingang zur Ehrentribüne, wo sie von einigen Hertha-Volunteers durch die Tür geleitet werden. Am Empfangstresen für die VIP-Gäste vorbei, geht es die Treppe der Haupttribüne hinunter bis auf die blaue Laufbahn, dann hinunter in die Katakomben. "Das ist für mich immer schon das erste Highlight", sagt eine Besucherin, "gerade an Spieltagen kommt man als Fan selten so nah heran." Vor der Kapelle warten schon der evangelische Pastor Dr. Bernhard Felmberg und der katholische Diakon Gregor Bellin, die ihre Gäste allesamt persönlich begrüßen. Der Glockenklang der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ertönt und weist darauf hin, dass es gleich losgeht.

Zwischen Religionen und zwischen den Fanlagern

Pünktlich um 14.45 Uhr ist es dann so weit. "Macht hoch die Tür, die Tor‘ macht weit!" singen alle zu Beginn. In der Begrüßung schließt Diakon Bellin gleich an, dass das Hertha-Tor an diesem Tag hoffentlich nicht allzu weit offen steht. Auf den Hockern der Kapelle sitzen Hertha-Fans und die des BVB bunt gemischt durcheinander, alle singen zusammen und beten zusammen. "Die Ökumene wird hier nicht nur zwischen den Religionen, sondern auch zwischen den Fanlagern erfahrbar", so Dr. Felmberg, "hier treten alle gleich vor Gott, egal welche Farbe das Trikot hat." Ihre Daumen drücken die beiden Geistlichen natürlich für Hertha, in der Andacht zeigen sich die beiden aber stets diplomatisch. "Es sollen sich stets die Fans beider Vereine wohl fühlen, wir beten also nicht offen für einen Hertha-Sieg. In seinem persönlichen Gebet kann das natürlich jeder selbst entscheiden", schmunzelt er.

Auch heute ist der Andachtsraum wieder gut besucht. Insgesamt 55 Leute sind heute gekommen, damit ist ein Großteil der Plätze belegt. Das entspricht ungefähr dem durchschnittlichen Zuspruch. "Um die 40 Gottesdienstteilnehmer sind es meistens, wir hatten aber auch schon 130 Personen hier", sagt Pfarrer Felmberg.  Das liege vor allem an einzelnen Gruppen, die schon mal allein die ganze Kapelle füllen. Vom Gegner ist die Besucheranzahl eher unabhängig. "In der zweiten Liga hat man allerdings schon gemerkt, dass weniger Leute kamen, aber jetzt bleiben wir ja erstklassig", ist sich Diakon Bellin sicher.

Marius Gersbeck ist häufiger Besucher der Andacht


Auch bekannte Gesichter schauen immer wieder vorbei. Vor allem Nachwuchs-Torwart Marius Gersbeck ist während seiner Verletzung regelmäßiger Besucher. Der 19-Jährige hat eine besondere Beziehung zur Kapelle im Olympiastadion. Im Jahr 2009 wurde er hier zusammen mit zwei anderen Nachwuchsspielern von Bernhard Felmberg konfirmiert. Auch Vereinspräsident Werner Gegenbauer und Profis von anderen Vereinen schauen regelmäßig vorbei. "Eben war Sebastian Kehl hier, der lässt sich eigentlich bei jedem Spiel des BVB im Olympiastadion hier blicken", erzählen die beiden Geistlichen. Auch für seelsorgerischen Beistand für Sportler und Involvierte stehen die beiden stets zur Verfügung. "Dieses Angebot wird auch ab und zu angenommen."

Die Adventsandachten im Olympiastadion haben mit ihren Liedern und Texten, die von der Erwartung des Weihnachtsfestes handeln, eine besondere Atmosphäre. "Wir feiern die Gottesdienste hier nicht nur in Erwartung auf ein hoffentlich schönes Spiel, sondern vor allem in Erwartung der Geburt des Herrn." In seiner kurzen Predigt spricht Felmberg von der Vorbereitung. Von Johannes dem Täufer, `dem Vorbereiter Jesu‘. Wie so oft zieht er auch hier immer wieder Parallelen zum Sport. "Oft ist die Vorlage doch schwieriger als das Vollstrecken. Eine gute Vorarbeit kann also vieles erleichtern."

Nach dem Ende der Andacht gehen alle wieder gemeinsam nach draußen und belegen ihre Plätze. Das Spiel beginnt. Hertha BSC gewinnt an diesem Tag das Heimspiel mit 1:0. Julian Schieber musste bei seinem sehenswerten Treffer zwar vor allem seine eigenen Fähigkeiten zeigen, eine gute Vorbereitung waren die daraus resultierenden drei Punkte aber allemal. Auf eine Weihnachtszeit, die bei Sportvereinen mit genügend Punkten in der Tasche deutlich ruhiger verlaufen kann. Felmberg und Bellin freut das. "Je geringer die sportlicher Sorgen sind, desto mehr kann man sich auf die wirkliche Bedeutung des Festes konzentrieren. Darum wünschen wir allen Herthanern und ihren Familien frohe und gesegnete Weihnachten!"

(jk/jk)

von Hertha BSC