"Mein Klub und ich sind gemeinsam aufgestiegen"
Fans | 14. Januar 2015, 10:33 Uhr

"Mein Klub und ich sind gemeinsam aufgestiegen"

"Mein Klub und ich sind gemeinsam aufgestiegen"

Shatar Amarbayasgalan (rechts auf dem Foto) ist Hertha-Fan. Seit 1997. Und wohnt in der Mongolei. Geht das denn?

Berlin - Über 52.000 Zuschauer kamen in der Hinrunde durchschnittlich zu den Heimspielen von Hertha BSC. Doch auch über das Olympiastadion hinaus verfolgen Herthas Anhänger das Geschehen und die Spiele des Hauptstadtclubs - nicht nur in Berlin oder Deutschland. Nein, weltweit gibt es Fans der Blau-Weißen. Über ihre Faszination, ihre Geschichten, ihre Beziehungen zu Hertha BSC gibt es einiges zu erzählen. Wir wollen es genau wissen und haben mit Shatar Amarbayasgalan aus der Mongolei gesprochen...

herthabsc.de:
Sie sind Mongole und Fan von Hertha BSC, Herr Amarbayasgalan. Das ist eine - mit Verlaub - eher ungewöhnliche Kombination.
Shatar Amarbayasgalan:
Kann gut sein. Ich kam im Sommer 1997 aus der Mongolei nach Berlin, um zu studieren. Da hatte Hertha gerade den Aufstieg in die 1. Bundesliga geschaft. Mein Klub und ich sind also gemeinsam aufgestiegen. (lacht)

herthabsc.de:
Sie erinnern sich sicher an Ihren ersten Besuch im Olympiastadion?
Amarbayasgalan:
Klar, Juli 1997. Mit Freunden habe ich ein Vorbereitungsturnier dort live gesehen. Gänsehautatmosphäre: Starensambles wie den AC Milan, die Bayern und Paris Saint-Germain hautnah zu erleben. Am besten aber haben mir an diesem Sommertag die Herthaner und ihre einzigartigen Fans gefallen. Seitdem bin ich verliebt in eine alte Dame namens Hertha.

herthabsc.de:
Die Beziehung hält bis heute, knapp 18 Jahre. Welche waren Ihre glücklichsten?
Amarbayasgalan:
Da wäre die Saison 1999/2000. Hertha spielte in der Champions League, schlug den AC Milan und Chelsea. Grandios! Beim Heimspiel gegen Barca war ich im Stadion.

herthabsc.de: Und 2008/2009?
Amarbayasgalan:
Gute Erinnerungen: fast die Meisterschaft geholt. Wenn ich daran denke, höre ich bis heute den Song "Hey, das geht ab..." von den "Atzen". Nach dem Heimsieg gegen die Bayern im Februar 2009 habe ich eine Berlinreise für Mai geplant. Ich wollte unbedingt dabei sein, wenn wir die deutsche Meisterschaft feiern. Hat leider nicht geklappt.

herthabsc.de:
Hat sich in all den Jahren ein Lieblingsspieler gefunden?
Amarbayasgalan:
Zu viele. Ich mochte immer den Pal Dardai besonders. Und Michael Preetz, Dariusz Wosz oder Patrick Ebert. Aus der heutigen Mannschaft drücke ich besonders Änis Ben-Hatira die Daumen.

herthabsc.de:
Wie gut lassen sich seine Auftritte aus der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar, ihrer Heimat, verfolgen?
Amarbayasgalan:
Sehr gut dank des Internets. Ich schaue jedes Hertha-Spiel per Livestream, höre Radio oder lese den Liveticker. Der mongolische Privatsender NTV sendet samstags und sonntags jeweils ein Bundesligaspiel live und per Satellit kann ich die Topspiele im chinesischen Sportfernsehen sehen.

herthabsc.de:
Wie spät ist es bei Ihnen, wenn wir in Berlin um 15.30 Uhr anstoßen?
Amarbayasgalan:
Sie können mit sechs Stunden Zeitverschiebung rechnen. Wenn Julian Schieber um 15.30 Uhr den Anstoß ausführt, sitze ich 21.30 Uhr Ortszeit da und drücke die Daumen.

herthabsc.de:
Sind alle Mongolen so fußballbegeistert wie Sie?
Amarbayasgalan:
Judo, Wrestling und Boxen haben einen höheren Stellenwert. Aber der Fußball begeistert auch hier viele, viele Leute, vor allem die jungen Mongolen. Die Spiele der Champions League laufen von 3.45 Uhr morgens bis 6 Uhr früh - und die Kneipen sind voll! Eigentlich ist es in Ulaanbaatar gesetzlich geregelt, dass nach Mitternacht die Geschäfte schließen und kein Alkohol ausgeschenkt wird. Aber beim Fußball drücken die Behörden alle Augen zu.
herthabsc.de: Gibt es eine hochrangige mongolische Fußballliga?
Amarbayasgalan:
Ja. Derzeit dominiert der FC Erchim die Liga. Sie findet hauptsächlich in den warmen Monaten statt, sonst wäre es zu kalt für Fußball.

herthabsc.de:
Auch in Deutschland gibt es eine Winterpause.
Amarbayasgalan:
Die ist ja glücklicherweise Ende des Monats vorbei...

herthabsc.de:
Und dann?
Amarbayasgalan: Erleben wir eine hoffentlich angenehme Rückrunde. Das wünsche ich mir sehr. Aber es wird schwierig: die Bundesliga ist sehr ausgeglichen in dieser Saison. So würden wir eine Mannschaft wie Borussia Dortmund nicht im Tabellenkeller finden.

herthabsc.de:
Was brauchen wir für eine gute Rückrunde?
Amarbayasgalan: Ich sage: Auf die ersten vier Spiele kommt es an! Wenn die Jungs gut aus der Winterpause kommen, wird es leichter. Das werden der Jos und unsere Jungs schaffen.

herthabsc.de:
Ist Ihr nächster Berlinbesuch deshalb schon geplant?
Amarbayasgalan: Leider nicht. Aber er kommt ganz bestimmt. Das letzte Mal war ich im Oltober 2013 in Berlin. Nach acht Jahren Pause! Und wir haben natürlich gewonnen, 1:0 gegen Gladbach. Sagt einfach Bescheid, wenn wir einen Sieg brauchen. (lacht)

(ph/Shatar Amarbayasgalan)

von Hertha BSC