
Meister im Murmeln
Meister im Murmeln

Berlin - Interaktion mit den Followern. Präzises Hashtaggen. Originelle Bebilderung. Zielgruppenoptimierung. Eine gewisse Ausdauer. Es gibt ein paar Möglichkeiten, sich auf Twitter Gefolgschaft und Aufmerksamkeit zu sichern. Zumal mit einem Alltag, wie ihn Valentin Stocker als Profifußballer verleben darf.
Das hervorstechende Kriterium für die Twitter-Perfomance ist dem Vernehmen und Zählen nach aber: die eigene, die sportliche Leistung. Und die lieferte Stocker - passend zum neu eröffneten Account - gleich mit. In Mainz, mit zwei halben, aber ganz entscheidenden Vorlagen. Innerst zehn Minuten stocherte er erst Mainz' Karius den Ball zur Vorentscheidung vom Fuß - Elfmeter und Platzverweis - um kurz vor der Pause dem rheinhessischen Chilenen Jara gleich zweimal den Ball zu stibitzen. Zwei holprige Tore durch Stocker, dem Meister im Murmeln.
Eindeutigkeit aus der Mainzer Verwirrung schufen schließlich andere. Die Nutznießer hießen nicht Stocker, sondern wie der Elfmeterschütze Jens Hegeler, der Abstauber Roy Beerens oder und vor allem der Trainer Pál Dárdai, der einen Einstand nach Maß hinlegte. Schlüssel zum Sieg, der den Schrecken des vorletzten Tabellenplatzes bannte, war aber Valentin Stocker, dessen Nachsetzen man im Westen der Republik als intensives "Pöhlern" dokumentieren und hierzulande beim "hartnäckigen Stochern" verorten würde.
Es waren dies die letzten berüchtigten Prozente, die finale Gier, die in diesen Segmenten der Tabelle über Punkt oder Nichtpunkt, Erfolg und Nichterfolg entscheidet. Die sich ein paar Tage zuvor, in Person des Leverkusener Torschützen Stefan Kießling noch gegen Hertha gewandt hatte.
"Gutes Spiel!! Nächstes Mal spielst den Torwart aus und machst das Tor bitte direkt selbst", war nun als Antwort gen Stocker auf Twitter zu lesen. Stocker lächelte. In vier Tagen geht es gegen den SC Freiburg. Zeit, die Twitterperformance zu verbessern. Zeit für einen Heimsieg.
(ph/dpa)