Ein bisschen Lunge
Teams | 25. Februar 2015, 14:19 Uhr

Ein bisschen Lunge

Ein bisschen Lunge

Änis Ben-Hatira und Tolga Cigerci werden dringend erwartet. Doch ihre Wiedereingliederung braucht auch Geduld.

Berlin - Dieser Mittwochmittag muss seltsam sein für Tolga Cigerci. Seit ein paar Wochen kam er wieder regelmäßig vom Schenckendorffplatz, von der Reha-Arbeit mit Fitnesstrainer Hendrik Vieth. Und alle liefen an ihm vorbei. Als er nun gegen Viertel 12 vom Rasen schlenderte, wartet eine Schar Meinungsbedürftiger auf den 22-Jährigen.

Wie es ihm denn gehe? "Gut. Ich habe eine schlimme Zeit hinter mir." Wie das erste Training zurück im Mannschaftskreis gewesen sei? "Schön. Aber das Trainingsspiel war schon ein bisschen was für die Lunge." Gelächter. Die letzte Frage wird konkreter: Wann er gedenke, wieder zu spielen? Das rang sowohl Cigerci, als auch seinem Trainer Pál Dárdai ein Lächeln ab. Wenn ein Fußballer fast ein Jahr aussetzen muss, kann das nunmal keiner sagen.

Die Bundesliga zählt vorerst ohnehin zu den weniger maßgeblichen Anliegen des Tolga Cigerci. Wie er da steht, lächelt und antwortet, schaut er gleichsam auf ein missglücktes Jahr 2014 zurück, um es moderat zu formulieren. Einer Achillessehnenreizung im Januar folgten ein Muskelfaserriss im Februar, Ende April der Kapselriss im rechten großen Zeh. Den brauchen Fußballer dringend, aus den prognostizierten drei Monaten Reha wurde ein halbes Jahr Pause.

Unbestritten, dass er andere besser macht. Unbestritten, dass er Zeit braucht.

Das alles - Cigercis Verletzung, verzögerte Genesung, seine Wiedereingliederung in die Mannschaft, wäre weniger dokumentiert, wenn Tolga Cigerci eine normale Bedeutung für den Kader hätte. Momentan hat er eine übersteigerte, er gilt als Heilsbringer. Viel von dem, was man Herthas Profis anlastet, wird auf den Deutsch-Türken projiziert.
Dabei bleibt unbestritten, dass Cigerci andere besser macht. Er ist ein Spieler mit Ausstrahlung, mit Durchsetzungskraft, mit Wonne am Fußballspiel, einer für die finale Aktion. Darin gleicht er Änis Ben-Hatira, der nach zweimonatiger Pause ebenso zu den Kollegen zurückkehrte. Cigerci hat in der Hinrunde der letzten Saison nachgewiesen, dass er eine Mannschaft tragen kann. Das ist aber eben auch ein gutes Jahr her. "Ich brauche nicht lange, um mir den Rhythmus zu holen", sagt er zwar. Aber auch, dass es die "nötige Geduld" brauche.

Sein Trainer Pál Dárdai unterstützt das. Am liebsten würde er sofort mit dem Duo planen, er weiß aber um die Anfälligkeiten des kürzlich gesundeten Körpers. Änis Ben-Hatira und Tolga Cigerci werden ihre Zeit bekommen. "Wir wollen ja, dass sie nicht nur für ein Spiel zurückkommen", sagt Dárdai, "sondern bis zum Ende der Saison."

(ph/citypress)

von Hertha BSC