Damals war's: Dárdais Bühne gegen Augsburg
Teams | 27. Februar 2015, 11:44 Uhr

Damals war's: Dárdais Bühne gegen Augsburg

Damals war's: Dárdais Bühne gegen Augsburg

Gegen Herthas kommenden Gegner absolvierte Trainer Pál Dárdai vor einer Rekordkulisse sein letztes Spiel als Aktiver.
Berlin - In über 120 Jahren Vereinsgeschichte erinnern sich Herthaner an eine Reihe von bemerkenswerten Spielen. Zum Abschluss einer Rekordsaison in der 2. Bundesliga kam es am letzten Spieltage zum abschließenden Duell mit dem späteren Mitaufsteiger FC Augsburg. Es war nicht nur der angemessene und würdige Rahmen für die Mannschaft von Hertha BSC, sondern gleichzeitig auch die große Bühne für Rekordspieler Pál Dárdai, der mit diesem Spiel seine aktive Karriere beendete.

Vorgeschichte: In der Saison 2010/11 führten die Hauptstädter die Tabelle der Zweiten Liga nach dem 32. Spieltag mit sechs Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten an. Mit einem Erfolg am vorletzten Spieltag in einem Auswärtsspiel - 2:0 gewannen die Berliner in Aue - sicherten sich die Blau-Weißen vorzeitig den Titel. Somit stand der großen Feier am letzten Spieltag im Olympiastadion nichts mehr im Wege. Zu Gast beim absoluten Topspiel war der Tabellenzweite FC Augsburg.
Das Spiel: Zum Abschluss der Saison gab es den ganz großen Bahnhof im Berliner Olympiastadion: 77.116 (!) Zuschauer feierten gemeinsam mit den beiden Mannschaften eine Riesenparty. Die Party begann jedoch schon vor dem Spiel mit Pál Dárdai, der bei seinem letzten Spiel in die Anfangsformation rückte. Vor der Partie wurde der Ungar nach 14 Jahren in blau-weiß noch einmal vom Stadion gefeiert und von seiner aktiven Karriere verabschiedet. Hätte es einen schöneres Spiel für den Abschied geben können? Wohl kaum! In der Anfangsphase schoben sich beide Teams den Ball meist im Mittelfeld zu, nach vorn entstand wenig Aufregendes. Das erste Raunen ging nach einer Viertelstunde durch das prall gefüllte Rund, als Daniel Brinkmann für die Gäste nach einem Freistoß zum Kopfball ansetzte.

Auf der Gegenseite kombinierten die Herthaner das erste Mal richtig gut. Am Ende legte Adrian Ramos den Ball auf Dárdai ab, der aber in Rücklage übers Tor schoss. Aber das Spiel nahm nun Fahrt auf. Beide Teams erhöhten den Druck auf die Hintermannschaften, aber gute Torchancen waren weiterhin Mangelware. Um zehn nach zwei ging die erste Laola durchs Stadion, ausgehend vom Augsburg-Block, schaffte sie immerhin drei Runden. Vor dem Pausenpfiff ging es aber hoch her. Nach 41 Minuten verließ Pál Dárdai unter Standing Ovations den Platz und machte sich auf die wohlverdiente Ehrenrunde. Und während er sich feiern ließ, geschah es. Ecke von Ronny, Gewühl im Strafraum, Hubnik köpfte den Ball an den Pfosten und Pierre-Michel Lasogga schob den Abpraller über die Linie. 1:0 für Hertha BSC - der Pausenstand.

Überlegene Berliner nach der Halbzeit

Nach der Pause nahmen die Blau-Weißen das Zepter an sich. Die Mannschaft wollte sich augenscheinlich mit einem Sieg aus Liga zwei verabschieden. Raffael hatte in der 59. Minute die beste Chance. Aus 20 Metern fasste er sich ein Herz, zog mit links ab und brachte damit Simon Jentzsch ins Schwitzen. Aber wie aus dem Nichts kam Augsburg zurück ins Spiel. Brinkmann hebelte mit einem langen Ball die komplette Vierekette aus. Sinkiewicz nahm den Ball an und legte ihn für Stephan Hain vor, der mit Glück Maikel Aerts zum 1:1 nach einer Stunde überlupfte. Kurz darauf hatte Ramos die große Gelegenheit zur Führung, als er nach einem Missverständnis in der Abwehr frei vor Jentzsch auftauchte, den Ball aber nicht mehr auf das Tor brachte. In der 73. kam dann der große Auftritt von Rob Friend. Von Ebert geschickt, kämpfte er sich in den Sechzehner, bevor Gibril Sankoh ihn zu Fall brachte. Notbremse, Platzverweis für Sankoh und Elfmeter für Hertha. Levan Kobiashvili trat an und verwandelte eiskalt. 2:1 für die Herthaner.

Die Party konnte endgültig losgehen. Mitten in die Party hinein kam aber Augsburg noch mal nach vorn. Zwei Minuten vor Ende drang Michael Thurk in den Strafraum ein und traf den Pfosten. Nichtsdestotrotz gewannen die Herthaner zum Abschluss mit 2:1. Der 23. Saisonsieg - Zweitligarekord! Pünklich nach 90 Minuten pfiff Bibiana Steinhaus die Partie ab. Nach dem Schlusspfiff durften sich die Herthaner dann auf der Bühne im Mittelkreis versammeln und endlich die Trophäe in Empfang nehmen, auf die ganz Berlin ein Jahr lang gewartet hatte. Die Meisterfelge! Kapitän Andre Mijatovic nahm sie um Punkt 15.30 Uhr entgegen, die passendste Zeit für jeden Bundesliga-Aufsteiger. Der Startschuss für eine lange, lange Feier in Berlin.

Historische Einordnung: 77.116 Zuschauer beim Spiel zwischen Hertha und dem FCA: Noch nie sahen so viele Zuschauer eine Partie in der 2. Fußball-Bundesliga. Diese Rekordmarke ist bis heute das bestbesuchte Zweitligaspiel der deutschen Fußballgeschichte. Pál Dárdai schloss sich nach seiner aktiven Karriere der Hertha BSC Fußball-Akademie an, übernahm erst die U13, später die U15, wurde ungarischer Nationaltrainer und nun auch Cheftrainer der Profis von Hertha BSC!


Das Spiel im Stenogramm:

Termin:
15. Mai 2011, Sonntag, 13.30 Uhr
Wettbewerb: 2. Bundesliga, Saison 2010/11, 34. Spieltag

Aufstellungen:
Hertha BSC:
Maikel Aerts - Christian Lell, Andre Mijatovic, Roman Hubnik, Levan Kobiashvili - Fabian Lustenberger, Pál Dárdai (42. Patrick Ebert) - Ronny (71. Nikita Rukavytsya), Raffael, Adrian Ramos - Pierre-Michel Lasogga (65. Rob Friend)
FC Augsburg: Simon Jentzsch - Paul Verhaegh, Gibril Sankoh, Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Marcel de Jong - Hajime Hosogai - Marcel Ndjeng (62. Moritz Leitner), Dennis Brinkmann (80. Dominik Reinhardt), Lukas Sinkiewicz, Tobias Werner - Stephan Hain (75. Michael Thurk)

Tore: 1:0 Lasogga (45.), 1:1 Hain (60.), 2:1 Kobiashvili (74., Foulelfmeter)
Gelbe Karte: Sinkiewicz
Rote Karte: Sankoh (73., Notbremse)

Schiedsrichter: Bibiana Steinhaus (Hannover)
Spielort: Olympiastadion, Berlin
Zuschauer: 77.116 (ausverkauft)

(war/City-Press)

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von Hertha BSC