Mut und Unmut
Teams | 7. März 2015, 12:24 Uhr

Mut und Unmut

Mut und Unmut

Thomas Kraft hielt nicht nur stark, er geriet irgendwie auch zum Symbol des Spiels in Stuttgart.

Stuttgart - Freitagabend, Stuttgarter Arena, die Uhr schlägt 21.35 Uhr. Der Geräuschpegel erreicht einen Höhepunkt, bei man meinen könnte, 45.200 Schiedsrichter hätten das Stadion gefüllt – ihr Arbeitsgerät in petto.

Vorangegangen: eine Situation mit Symbolcharakter. Die Protagonisten: Thomas Kraft und Georg Niedermeier. Was war passiert? Hertha-Keeper Thomas Kraft hatte beim Herauslaufen die Stuttgarter Aussicht auf ein Tor zerstört, fing eine Flanke des VfB ab. Einem gefiel das gar nicht: Georg Niedermeier. Er ließ die Schulter stehen – wolle man Böses behaupten. Nebenprotagonist Christian Gentner warf sich plötzlich mitten ins Getümmel. Das wiederum missfiel Kraft. Die Reaktion: heftiger Schubser von Kraft. Das erregte die Gemüter des Publikums. Warum?

In der Vorwoche hatte VfB-Angreifer Martin Harnik für ein ähnliches Vergehen gegen Hannover Rot gesehen. Schiri Dr. Felix Brych zeigte Kraft hingegen "nur" die gelbe Karte. Niedermeiers Attacke ahndete das Schirigespann nicht, vielleicht hatte es die Aktion nicht gesehen. Für Thomas Kraft eigentlich Grund genug, seinen Unmut kund zu tun. Das tat er auch. Wenig Gegenliebe empfing er dafür vom VfB-Anhang.

Auch, weil er einer ist, der auch gegen Stuttgart Großes geleistet hat. Wider der ständigen Pfiffe wahrte er Ruhe. Zum Beispiel in Minute 63, als Thomas Kraft das machte, wofür er geschätzt wird: waghalsig in alles hineinspringen, was ihm entgegenkommt. Genau damit überraschte er wohl auch Daniel Ginczek, der nach einem missglückten Klärungsversuch frei auftauchte vor dem Hertha-Keeper. Der Schuss flog über das Tor.

Und noch einmal zeigte Kraft es allen, die sich gegen ihn verschworen hatten. Gegen Daniel Schwaab, als er erneut das machte, wofür er geschätzt wird. Spektakulär kratzte den Kopfball des VfB Verteidigers von der Linie (70.). Und auch eben das hatte Symbolcharakter. Symbolcharakter für eine Mannschaft, die in der Schlussphase ohne einen ihrer Anführer auskommen musste. Lädiert von Niedermeiers Schulter, musste Kraft mit einer Gehirnerschütterung kurz vor Ultimo das Feld verlassen (83.). Andere Anführer waren gefragt. Andere Anführer hielten das 0:0 gegen den Tabellenletzten, der am Freitagabend (06.03.15) nicht wie einer spielte. Trotz Stuttgarter Dominanz – die besseren Chancen zum Sieg hatten Nico Schulz (79.) und Valentin Stocker (90.).


Das sah auch Hertha-Coach Pál Dárdai: „Wenn ich ehrlich bin, war der Matchball bei uns. Aber das Unentschieden war verdient.“ Und noch einer sah das so. Ein Anführer, der gegen Stuttgart sein Comeback feierte: Tolga Cigerci. „Für mich persönlich natürlich schön, wieder dabei zu sein.“ Wieder einer der Hauptprotagonisten zu sein, wieder für Hertha BSC um Punkte zu kämpfen. Mit Anführern wie Thomas Kraft.

(ls/City-Press)

von Hertha BSC