
Als spielten sie bergauf
Als spielten sie bergauf

Gab es also einen besseren Ort, um Fußball zu spielen und zu schauen, als München, wenn man das Leichte, das scheinbar Mühelose liebt? Die Zeichen für die Berliner, wenn auch sieben Spiele in Serie ungeschlagen und dabei mit gerade drei Gegentoren versehen, standen dem Vernehmen nach nicht zum Besten.
Auf Sascha Burchert, der kurzfristig für den rippengeprellten Thomas Kraft einsprang, schien bei seinem erste Startelfeinsatz seit über fünfeinhalb Jahren ein unheilvoller Abend zuzukommen. Dereinst gab es eine Pleite in Nürnberg, kein anderer damals eingesetzter Herthaner ist noch aktiv - abgesehen von Burcherts heutigem Trainer Pal Dardai.
Um es abzukürzen: Burchert machte eine gute Partie, hielt, was zu halten war und gegen Lewandowskis Kopfball nach einer Münchener Ecke (77.) auch einmal mehr als das. Dabei machten es seine Vordermänner dem Berliner Schlussmann auch - mit Verlaub - leicht.
Die Herthaner schufteten als ginge es darum, beim Rekordmeister zu gewinnen. Der hatte zwar massig Ballbesitz und die tollen Passquoten, mussten Hertha in den entscheidenden Aspekten, vorrangig Zweikämpfen, den Vortritt lassen. Alles wie geplant, sodass sich die Bayern fühlen mussten, als spielten sie bergauf.
Konzentriert sein, gemeinsam verteidigen, dann schnell umschalten, das hatte Pál Dárdai vorher gepriesen. Und seine Mannschaft bekam ihre Chance. Nur ist frei auf Manuel Neuer zulaufen dieser Jahre nicht so leicht wie es aussieht. Fragen Sie Nico Schulz, der anschließend bekannte, er hätte den einen Ball vielleicht eher durch Neuers Beine schießen sollen. Vermutlich, weil durch Neuers Arme kein Ball hindurch geht. Schulz jedenfalls musste sich (in der 55. Minute) Neuers Reflex geschlagen geben.
Es war zugleich ein Startschuss in entgegengesetzte Richtung. Die Bayern zeigten, dass die Bayern können, wenn sie müssen und niemals so ganz vergessen, wer "mia" eigentlich sind. Hertha gab nach der Schulz-Chance nur noch einen Torschuss ab, Bayern, der "Stern des Wütens", hingegen ganze zehn. Einer davon war der von Bastian Schweinsteiger, dem ein Harakiri-Flankenlauf von Mitchell Weiser vorausging und das goldene Tor (80.) folgte.
Mit dem Hinweis auf die starken 20 Minuten vor dem Abpfiff gratulierte Dárdai deswegen zu einem "verdienten Sieg" und der vorzeitigen Meisterschaft. Er sei trotz des ausgebliebenen Punktes stolz auf die Leistung seiner Mannschaft.
Das war oft so. Denn: Bayern ist ja auch immer, wenn der Stolz eine Niederlage überflügeln kann. "Wir haben keine Angst vor dem Restprogramm", sagte ein zufriedener Michael Preetz, nachdem Bayerns Nach-Champions-League-Serie erhalten und Herthas Ungeschlagen-Serie gerissen war - auf die denkbar angenehmste Art.
(ph/citypress)