Nichts betoniert
Teams | 18. Mai 2015, 13:45 Uhr

Nichts betoniert

Nichts betoniert

Etliche Chancen, kein Tor. Der Ärger nach Frankfurt dient aber auch der Vorbereitung auf Hoffenheim.
Berlin - Der Sonntag, das wird heute gern vergessen, ist ein Tag der Einkehr, der Besinnung, der Ruhe. Pál Dárdai wusste ihn als solchen zu nutzen und trat als Mediator auf, nicht trotz, sondern gerade wegen eines torlosen Spiels gegen Eintracht Frankfurt. "Wir hatten keine Krisensitzung", erklärte Dárdai. "Wir haben es noch immer selbst in der Hand."
Er meinte den Klassenerhalt, den seine Mannschaft einen Spieltag vor dem Saisonende unglücklich versäumt hatte. Dabei zeigte sie "vom Willen und auch taktisch eine gute Mannschaftsleistung", wie Dárdai betonte und kreierte "für unsere Verhältnisse" ausreichend Einschussmöglichkeiten. Es waren deren neun, drei davon in Situationen, die die Bundesliga 'hundertprozentig' nennt. Auch deshalb sagte Dardai: "Es ist ärgerlich, dass wir es nicht geschafft haben."

Dieser Ärger ließ sich konkret auf eine Szene projizieren, die das Spiel und den Saisonausgang nach einer Stunde hätte entscheiden können: Salomon Kalou ergatterte vom Frankfurter Ignjovski den Ball und wählte frei vor Torwart Trapp die gewitzte Variante des Lupfers, statt den Ball (humorlos) zu schießen. Es war jene Sekunde, in der, was Kalou noch in der Hinrunde als Stil und Kaltschnäuzigkeit eines Stürmers von Weltrang ausgelegt wurde, zum Eklat des Abends geriet. Es war auch jene Sekunde, die ob der leichtfertig vergebenen Chance auf Sicherheit das Unverständnis der Kollegen schürte.
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In jedem Spiel, das 0:0 ausging, war der Matchball bei uns. Ob in Stuttgart oder jetzt.
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-Pál Dárdai


Dabei ist keinem entgangen, dass sich die Künstlerseele Kalou in einer ungewohnten Gewichtsklasse bewegt auf den letzten 30 Metern vor des Gegners Tor, meist ohne Beistand. Lange Bälle sind gegen eine Innenverteidigung wie die der Frankfurter mit den Türmen Madlung und Zambrano nur im Glücksfall zu sichern. Kalou stand meist mit dem Rücken zum Tor und machte trotzdem - Ironie des Schicksals - eines der besten Spiele für die Berliner. "An allen Aktionen, wo wir Torgefahr ausgestrahlt haben, war er beteiligt", beschied Dárdai.

100 Tage nach seinem ersten Tag als Cheftrainer und nur wenige nach dem Erwerb seiner Pro-Lizenz schloss der Ungar ein gesondertes Trainingslager wie es zuletzt Tabellenbenachbarte angesetzt hatten aus. "In jedem Spiel, das 0:0 ausging, war der Matchball bei uns, ob in Stuttgart oder jetzt. Die Mannschaft hat ordentlich gespielt, es gibt kein Trainingscamp. Ich halte nichts davon, die Spieler für Tage einzubetonieren."

Nun braucht Hertha bei mittlerweile von Europa League-Ambitionen befreiten Hoffenheimern einen Punkt, um den Blick nicht bang in Richtung anderer Bundesligaplätze richten zu müssen. In den 14 Spielen seit Dárdai steht Hertha mit 17 Punkten auf dem achten Tabellenrang, musste nur 12 Gegentore hinnehmen. Der kommende Sonntag wird ein Tag der Einkehr werden, der Ruhe auch, ein Tag ohne den Mediatoren Pál Dárdai.

(ph/citypress)

von Hertha BSC