Nennen wir es Minimalismus
Teams | 23. Mai 2015, 21:00 Uhr

Nennen wir es Minimalismus

Nennen wir es Minimalismus

Dank des Jokers Roy Beerens und neun Toren Vorsprung auf den HSV umschifft Hertha die Relegationsspiele.
Sinsheim - Man muss diesen 34., den letzten, einen sportlich leckenden und (oder weil) in den unteren Tabellenregionen von unerreichter Nervosität begleiteten Spieltag rückwirkend nochmal loben. Die Tabelle war tönend in Vorleistung gegangen, ihr Finale konnte tatsächlich Schritt halten.
Da waren gerade mal zehn Minuten gespielt und schon sieben Tore gefallen. Eines davon betraf auch Hertha: Anthony Modeste drehte sich nach acht Minuten geschickt um Peter Pekarik und traf hart in die kurze Ecke. Dabei war Hertha in den Anfangsminuten trotz ball- und kombinationssicherer Hausherren aktiver. Die Berliner verteidigten auswärtsuntypisch und trotz neu formierter Abwehrkette (John Heitinga machte seine Sache fehlerlos) hoch - und versuchten es dann schnell über die Flügel.
Wenngleich die Flanken von Haraguchi und Schulz meist nur Abnehmer in Hoffenheimer Kluft fanden, konnten die Blau-Weißen vor ihren Bildschirmen, Blitztabellen, Rechenschiebern und Kalkulatoren beruhigt zusehen: eine sachliche Hertha beruhigte das Spiel, die Konkurrenten spielten mit. "Zufrieden war ich nicht", sagte Dárdai zwar, "aber wir haben es geschafft - aus eigener Kraft."

Bei der Geißelung dieser Genügsamkeit muss man einen Fehler vermeiden: zu vergessen, woher Pál Dárdai mit der Mannschaft kommt. Aus dem Februar 2015 nämlich, aus einer tiefen Verunsicherung und ziemlich konkret: vom vorletzten Tabellenplatz. Auf den hatte man vor diesem Spieltag schon nicht mehr rutschen können.
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Zufrieden war ich nicht. Aber wir haben es geschafft - aus eigener Kraft.
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-Pál Dárdai

Derweil machte Einwechsler Roy Beerens, nach Verletzung erst vergangene Woche in den Kader zurückgekehrt, mit seinem vierten Saisontor (72.) nochmal Hoffnung auf mehr. Der Niederländer blieb beim Versuch, in die Mitte zu ziehen, zunächst an Hoffenheims Abraham hängen, nahm den Rebound aber so geschickt mit, dass er gegen den herausstürmenden Baumann nochmal Kaltschnäuzigkeit beweisen durfte.

Abraham rächte das. Seinen Distanzschuss konnte Thomas Kraft nur zur Seite abwehren, Firmino staubte ab (80.). Parallel traf Hannover zum 2:0, es reichte.

"Wie wir das bewerkstelligt haben, interessiert morgen keinen mehr", befand Kapitän Fabian Lustenberger und kam zu einem befriedigenden Resultat: "Kommende Saison sind wir noch erstklassig." Letztlich umschiffte seine Mannschaft die Relegationsspiele dank der Aktion Roy Beerens’ und neun Treffern Vorsprung auf den HSV - nennen wir es also Minimalismus.

 

(ph/citypress)

von Hertha BSC