
Schluss mit lustig!
Schluss mit lustig!

Im Trainingslager in Bad Saarow wird die Schlagzahl erhöht – Henrik Kuchno lässt die Spieler schwitzen – Cheftrainer Pal Dardai gefällt es
Bad Saarow - "Wenn Trainingslager Spaß machen, dann läuft irgendwas falsch", sagt Sami Allagui, gerade zurück im blau-weißen Zuhause, und schmunzelt. Herthas Nummer 11, nach neun Monaten Ausleihe bei Mainz 05 wieder im Schoß der Familie, hat schon genügend derartiger Veranstaltungen auf dem Buckel. Er weiß, wovon er spricht.
In brandenburgischen Bad Saarow, direkt am grandiosen Scharmützelsee, hat keiner der aktiven Trainingsgruppe Hertha BSC einen Blick für die Naturschönheiten der Umgebung. Ein großartig gepflegter wie gelegener Trainingsplatz in Reichenwalde, selbst das wunderbare Quartier im "Resort Arosa", all die Annehmlichkeiten dort, nehmen die Jungs derzeit eher peripher wahr.
38 Grad, drei Einheiten
Hitze (38 Grad), knallige Sonne, drei Einheiten volles Rohr, Schweiß fließt, schwarz vor Augen, an die Grenzen, Durst, Wasser - Henrik Kuchno, Diplom-Sportwissenschaftler, Athletik-Trainer und Fitness-Spezialist, kennt kein Pardon. Warum auch, Bundesliga ist kein Kindergeburtstag, Vorbereitung kein Ponyhof. Noch eine Bahn laufen, und noch eine, und noch eine, immer weiter, 90 Minuten lang, zweimal am Tag. Wer dachte, dass Training am Vormittag sei hart gewesen, hatte nicht mit dem Nachmittag gerechnet - Zirkeltraining auf dem ganzen Platz, fünf Stationen, 90 Minuten, kein Gemurre.
Rennen, schwitzen, beißen, sich überwinden, wenn es weh tut, noch eine Runde und wieder und nochmal – so sieht das tierische Programm hier in Bad Saarow im ersten Trainingslager der Spielzeit 2015/16 aus.
"Henrik hat das Kommando, Rainer Widmayer und ich halten uns erstmal zurück", sagt Coach Pal Dardai, "unsere Zeit kommt erst nach den Grundlagen, jetzt gerade ist Henrik hier der Boss." Prima, werden sich die meisten der Profis denken, schönen Dank. Henrik Kuchnos Takt ist hoch. Auf die Frage der mitgereisten Medienvertreter, ob das bei dem Wetter nicht ein bißchen viel wäre, grinst Zuchtmeister Kuchno nur: "Nöö, ich laufe bei den Übungen ja auch mit, das geht schon."
Fitness ist das halbe Fußballerleben
Pal Dardai weiß, dass seine Spieler bei dem Pensum – dreimal täglich trainieren - ans Limit müssen. "Es ist klar, dass die Jungs hier gut schlafen werden. Das gehört zum System, das ist so gewollt." Fitness ist das halbe Fußballleben – in Pals Welt, in der von Kuchno sowieso. "Als ich die Mannschaft übernommen habe, hatte sie Defizite. Das habe ich den Jungs auch gesagt, dass es das bei mir nicht geben wird. Wir werden fit sein, dass verspreche ich" – Worte des Cheftrainers, vor denen sogar die Mücken am Scharmützelsee Ehrfurcht haben.
Insofern mögen die, die gerade zuhause mit Hendrik Vieth in Berlin trainieren – Alexander Baumjohann (Virus), Tolga Cigerci und Änis Ben-Hatira (beide Aufbaitraining), Julian Schieber (Reha) – noch das hauchzart leichtere Leben haben. Ebenso wie die noch fehlenden Genki Haraguchi, Valentin Stocker, Salomon Kalou, Nico Schulz, Per Skjelbred, John Brooks, die bis Montag Urlaub haben.
Andersherum können die vier Youngster Maximilian Mittelstädt, Florian Kohls, Shawn Kauter und Nils Körber ab sofort ein Lied davon singen, was es bedeutet im Trainingsaufgebot des Fußball-Bundesligisten notiert zu sein. Getreu dem Motto: "Wenn Trainingslager Spaß machen, dann läuft irgendwas falsch."
Danke Sami, Klappe, bis morgen!
(PeB/citypress)
[>]Es ist klar, dass die Jungs hier gut schlafen werden.[<]