
"Ein langfristiger Prozess"
"Ein langfristiger Prozess"

Berlin - Seit dieser Saison ist Henrik Kuchno wieder ein Teil von Hertha BSC, nachdem er sich bereits von 2008 bis 2013 um die Fitness der Herthaner gekümmert hatte. Der Athletik- und Präventionstrainer arbeitet zusammen mit Fitnesstrainer Hendrik Vieth an den körperlichen Fähigkeiten der Profis von Hertha BSC. Gerade in der Vorbereitung übernimmt Kuchno deshalb einen großen Teil der Trainingseinheiten, schließlich sollen die Spieler für die kommenden Spielzeit fit und ausdauernd gemacht und die Anzahl der Verletzungen auf ein Minimum reduziert werden.
Mit herthabsc.de sprach Kuchno über das vergangene Trainingslager in Schladming, seine verschiedenen Trainingsmethoden und die Zusammenarbeit mit Fitnesscoach Hendrik Vieth.
herthabsc.de: Wenn die Spieler sagen, dass es ein "hartes Training" war, ist das dann ein Kompliment für einen Fitnesstrainer?
Henrik Kuchno: Einerseits ja, weil man dann die richtige Trainingsmethode für den Tag gefunden hat. Andererseits ist es immer wichtig darauf zu achten, wie es den Spielern körperlich geht und was man auch endgültig mit dem Training erreicht hat. Außerdem kommt es auf die Trainingsintensität an, da ist es wichtig zu differenzieren.
herthabsc.de: Fabian Lustenberger hat gesagt, dass man irgendwann im Laufe der Saison ab der 70. Minute merken wird, dass da noch konditionelle Reserven sind. Die Wertschätzung für deine Arbeit ist bereits da, oder?
Kuchno: Auf jeden Fall, das habe ich auch damals schon gemerkt, bevor ich nach Gelsenkirchen gegangen bin, dass die Wertschätzung da war und meine Arbeit anerkannt wird. Ich habe den Spielern auch gesagt, dass alles, woran wir momentan hart und intensiv arbeiten, ein langfristiger Prozess ist. In 4 bis 6 Wochen werden wir mit Sicherheit davon profitieren.
[>]In 4 bis 6 Wochen werden wir von der harten und intensiven Arbeit profitieren.[<]
herthabsc.de: Wie gut zieht die Mannschaft mit?
Kuchno: Sie macht es bereits sehr, sehr gut. Es gibt natürlich Übungen, die liegen dem einen mehr und dem anderen weniger. Hier muss ich dann versuchen, einen guten Mittelweg zu finden. Grundsätzlich habe ich ein gutes Gefühl, die Jungs haben super mitgezogen und geackert. Jetzt geht es darum, jeden Spieler einzeln zu formen und seine Reserven zur Entfaltung zu bringen.
herthabsc.de: Wie wichtig ist Abwechslung im Training?
Kuchno: Natürlich habe ich immer versucht, für jedes einzelne Trainingsziel, das man hat oder entwickelt, eine andere Methode zu finden. Selbstverständlch gibt es viele Übungen, die man wiederholen muss, um eine positive Anpassung zu erreichen. Es lässt sich beispielsweise nicht vermeiden, dass man auch mal Runden laufen muss, denn dafür gibt es dann wenig Ersatz. Aber insgesamt haben wir es schon geschafft, den Jungs viel Abwechslung zu bieten.

herthabsc.de: Hast du eine Lieblingsübung, die du besonders gerne mit den Spielern machst?
Kuchno: Ich arbeite sehr gerne mit unserem Lichtschrankensystem. Die Jungs müssen sehr konzentriert sein, weil sie bestimmten Signalen folgen müssen. Man kann außerdem relativ gut in Gruppen arbeiten, da jede Gruppe eine Farbe bedienen muss. Es gibt wenig Pausen, es geht alles sehr schnell und hintereinander weg. Ich mag das und arbeite sehr gerne mit diesem System.
herthabsc.de: In letzter Zeit kommen auch immer häufiger Styroporrollen in deinem Training zum Einsatz. Was hat es damit auf sich?
Kuchno: Das Thema Regeneration hält immer mehr Einzug im Fußball, weil man bei den hohen Belastungen heutzutage die Regeneration noch mehr optimieren muss. Das ist neben Schlafen und Essen auch die aktive Regeneration. Mit diesen Rollen wird versucht, die Muskeln nach dem Training zu regenerieren, man kann aber auch versuchen, die Muskulatur auf das Training vorzubereiten.
herthabsc.de: Pál Dárdai hat dir persönlich ein Kompliment dafür ausgesprochen, dass es keine Muskelverletzungen gibt, was vor allem auf dein Training zurückzuführen sei...
Kuchno: Das war auch unser Ziel, welches wir uns gesetzt haben, als wir uns das erste Mal zusammengesetzt haben. In der Vorbereitung und während der Saison wollen wir so wenig Verletzungen wie möglich haben und das ist schließlich auch meine Hauptaufgabe dafür zu sorgen. Aber das ganze Trainerteam hat hier mitgewirkt, weil wir das Training gemeinsam organisiert und besprochen haben, und dann greift auch ein Rad ins andere. Das ist auch das Erfolgsrezept, dass sich nicht einer in den Vordergrund stellt, sondern wir als Trainerteam gemeinsam zusammenarbeiten.

herthabsc.de: Wohin muss man den Körper bringen, dass er weniger verletzungsanfällig ist?
Kuchno: Die Belastung muss kontinuierlich gesteigert werden, sie darf nicht abrupt erhöht werden. Es wichtig auch mal abzuwarten, wie die Jungs die Belastung vertragen und man dann behutsam und nicht mit der Brechstange die Intensität steigert. Zudem ist es auch eine Menge Erfahrung, sowohl die mit den Spielern als auch die eigene. Auch das Bauchgefühl gehört mit dazu und spielt eine Rolle. Dann weiß man meistens schon, was man den Jungs zumuten kann und was nicht. Aber ein Geheimrezept gibt es eigentlich nicht.
herthabsc.de: Du arbeitest mit Hendrik Vieth im Fitness-und Konditionsbereich zusammen. Wie ergänzt ihr euch, wie ist die Aufgabenverteilung?
Kuchno: Aufgabentrennung gibt es auf jeden Fall. Mein Verantwortungsbereich liegt auf der Mannschaft und darauf, jeden einzelnen Spieler zu konditionieren und auf das höchste Level zu bringen. Hendriks Aufgabe liegt darin, Spieler aus der Verletzungspause wieder in das Mannschaftstraining zurückzuführen. Wir tauschen uns sehr oft über Trainingsmethoden aus und beobachten unser gegenseitiges Training. Dadurch können wir uns immer Trainingshinweise und Ratschläge geben. Wir kommunizieren regelmäßig miteinander und das gehört in diesem Job auch dazu.
herthabsc.de: Abschließend deine Einschätzung zum Trainingslager: Wie siehst du die Mannschaft im konditionellen Bereich gewappnet?
Kuchno: Dadurch, dass die Jungs keine Muskelverletzungen haben und mir gegenüber auch keine Beschwerden geäußert worden sind, haben wir die richtige Wahl der Trainingsmethoden und Belastung gefunden. Ich glaube, dass es weder zu wenig noch zu viel war. Es ist wichtig, dass die Jungs wieder mit einem guten Gefühl in das Training in Berlin starten können. Die Spieler haben mir gesagt, dass sie sich nach dem Warm-Up immer sehr gut fühlten. Das ist für mich ein Zeichen, dass wir als Trainerteam alles richtig gemacht haben.
(war,mf/City-Press)