
"Dafür lebe ich"
"Dafür lebe ich"

Berlin - Nur nach Hause, nur nach Hause... Nach Hause, das bedeutet nach Berlin. Denn die deutsche Hauptstadt und ihr Fußballclub sind mehr als nur Metropole und Verein. Sie sind Heimat und Zuhause. Für 3.375.000 Einwohner Berlins. Für 50.184 Fans, die im Schnitt kein Heimspiel im Olympiastadion verpassen. Für 32.600 Vereinsmitglieder, deren Herzen blau-weiß schlagen. Und auch für Marius Gersbeck ist Berlin Heimat und Zuhause.
Geboren und aufgewachsen in Charlottenburg, ist Marius nämlich ein echter Berliner Junge. Doch ein Berliner Junge zu sein bedeutet noch weitaus mehr als bloß Berlin seinen Geburtsort zu nennen. Dazu gehört Hingabe, Demut und Leidenschaft. Für die Stadt, in der man lebt und den Verein, den man liebt. Berliner Jungs stehen Samstagnachmittag in der Ostkurve oder auf dem Platz - und jeden Tag hinter ihrem Verein. Berliner Jungs wissen genau, wo sie im Leben hinwollen und vergessen doch nie wo sie herkommen.
An dem Tag, an dem der Ausdruck 'Berliner Junge' Einzug in den Duden findet, werden in der Bedeutungserklärung zwei Wörter auf jeden Fall auftauchen: Marius Gersbeck. Denn wie kaum ein anderer verkörpert Marius das Bild des 'Berliner Jungen'. Von klein auf verpasste er kein Spiel, egal ob auswärts, zu Hause, auf dem Platz oder sogar in der Kurve. Der in Berlin geboren- und aufgewachsene Torhüter debütierte in der Bundesliga mit den Blau-Weißen am letzten Spieltag der Hinrunde 2013/14 beim furiosen 2:1-Ausswärtssieg gegen Borussia Dortmund. herthabsc.de erzählte das Hertha-Eigengewächs ein bisschen was über sich, seinen Kiez und natürlich seinen Verein, Hertha BSC.
herthabsc.de: Marius, es ist bekannt, dass du stolzer Dauerkartenbesitzer bist, zudem noch Spieler im Profikader, was bedeutet der Verein für dich?
Marius Gersbeck: Hertha BSC war von Anfang an ein großer Bestandteil meines Lebens. Da mein Vater schon immer Hertha-Fan war, bin ich mit den Blau-Weißen groß geworden. Mit zehn Jahren bin ich dann selbst zu Hertha gewechselt und spätestens von diesem Zeitpunkt an war der Verein mein Lebensmittelpunkt.

herthabsc.de: Dein erstes Bundesligaspiel in Dortmund bleibt unvergessen. Wie fühlt man sich als junger Spieler vor solchen Begegnungen?
Gersbeck: Natürlich spürt man als junger Spieler eine gewisse Anspannung, das gehört dazu. Dabei ist es allerdings ganz gleich ob es gegen Budissa Bautzen oder Borussia Dortmund geht. Es ist wichtig, dass man sich keine Sorgen macht, nur weil ein paar tausend Zuschauer mehr im Stadion sind, das muss man ausblenden. Anspannung ist gut, aber man darf nicht verspannt sein oder nervös werden. So erging es mir auch vor meinem Bundesliga Debüt in Dortmund, wie jedoch auch vor allen anderen Spielen.
herthabsc.de: Trotzdem war dieser Sieg doch sicher etwas Spezielles für dich oder?
Gersbeck: Nach dem Abpfiff war es natürlich etwas ganz Besonderes, da es mein erstes Bundesligaspiel und noch dazu ein fantastischer Auswärtssieg war. Da feiert man natürlich schon nochmal ein bisschen anders, aber an sich ist jeder Sieg schön.
herthabsc.de: Hast Du ein bestimmtes Ritual vor den Spielen?
Gersbeck: Es ist zwar kein Ritual, aber ich bete vor jedem Spiel. Das ist meiner Meinung nach kein richtiges Ritual, da ich täglich bete und auch regelmäßig die Messe im Olympiastadion besuche.

Gersbeck: Talent ist eine Gabe, entweder man hat es oder nicht. Der eine hat mehr Talent, der andere weniger, doch entscheidend sind dann trotzdem der Ehrgeiz und das harte Training.
herthabsc.de: Apropos Fleiß und Ehrgeiz - wie sehen deine sportlichen Ziele aus? Sowohl bei Hertha BSC als auch mit der Nationalmannschaft?
Gersbeck: Natürlich hoffe ich, dass ich irgendwann hier bei Hertha BSC die Nummer Eins werde. Außerdem möchte ich gerne nochmal in der Nationalmannschaft zum Einsatz kommen und dann ja vielleicht auch irgendwann für die A-Nationalmannschaft nominiert werden.
herthabsc.de: Und wo denkst du, kannst du dich und dein Spiel noch verbessern?
Gersbeck: Ich bin ja noch jung. Gerade in meinem Alter kann man sich in allen Bereichen verbessern. Genau daran arbeite ich jeden Tag im Training.
herthabsc.de: Wer ist für dich der unangenehmste Gegenspieler im Training, welcher ist der gefährlichste Schütze?
Gersbeck: Mhhh… also Ronny hat den gefährlichsten Schuss, mit einem richtig schönen Bums dahinter! Aber natürlich probiere ich auch da die Bälle zu halten, auch wenn der dann schon ein bisschen schneller fliegt.
herthabsc.de: Wie viel Mut gehört denn dazu, sich so einem Schuss entgegenzuwerfen?
Gersbeck: Da gehört sehr viel Mut zu, aber ich glaube man braucht als Torwart auch 'ne Klatsche. (lacht) Als Torhüter musst du verrückt sein.
herthabsc.de: Normalerweise stellen wir an dieser Stelle die Frage "Wie viel 'Hertha-Fan' steckt eigentlich noch in Dir?". Du hast vor ein paar Jahren gesagt "Wenn ich selber kein Spiel habe, dann stelle ich mich - wie die anderen Verrückten - in die Ostkurve oder fahre zu den Auswärtsspielen mit, weil ich halt so groß geworden bin und dafür lebe" - hat sich daran in der Zeit als Profi mittlerweile etwas geändert?
Gersbeck: Nein, man findet mich immer noch am gleichen Platz wie damals. Aber natürlich konzentriere ich mich heute vordergründig auf meine sportlichen Aufgaben auf dem Feld. Meinen Verpflichtungen und meiner Verantwortung als Fußballprofi bin ich mir bewusst und danach verhalte ich mich. Schließlich ist es einfach nur geil vor meinen Kumpels spielen zu können, was gibt es da Schöneres? Dafür lebe ich.
[>]Man braucht als Torwart auch eine Klatsche. Als Torhüter musst du verrückt sein[<]

herthabsc.de: Wie bist du überhaupt Hertha-Fan geworden und in der Ostkurve gelandet?
Gersbeck: Mein Vater hat mich mit dreieinhalb das erste Mal mit ins Stadion genommen und seitdem saß ich bei ihm auf dem Schoß - ich wurde sozusagen so erzogen. Irgendwann war ich zu groß dafür und hatte meinen eigenen Platz. Später bin ich dann mit Kumpels in die Kurve gerutscht. Wir standen irgendwann oben und dann nimmt das Ganze mit den Jahren so seinen Lauf, man rutscht immer weiter nach unten. (lacht)
herthabsc.de: Was waren denn die einprägsamsten Spiele, die Du bisher mit Hertha BSC erlebt hast?
Gersbeck: Als Hertha-Spieler war das beste Spiel auf jeden Fall das Finale mit der U17 gegen Stuttgart, das wir gewonnen haben und uns danach 'Deutscher Meister' nennen durften. Außerdem natürlich die Partie in Dortmund. Als Hertha-Fan war es dagegen ganz klar der Derbysieg gegen die Roten aus Köpenick im Jahr 2012, als Ronny dieses großartige Freistoßtor gemacht hat.
herthabsc.de: Du bist in Berlin geboren und aufgewachsen. Was macht die Bundeshauptstadt für dich einzigartig?
Gersbeck: Hier gibt es alles, das ist einfach meine Stadt. Ich glaube, das kann man niemandem erklären, das muss jeder selbst erleben. Diese typische 'unfreundlich-freundliche' Berliner Art, die ist einzigartig und kann man erst verstehen, wenn man mal hier war.
herthabsc.de: An welchen Orten und Plätzen in Berlin hältst du dich denn besonders gerne auf? Welche Tipps hast du beispielsweise deinem U19-Kumpel und Hertha Neuzugang Niklas Stark gegeben?
Gersbeck: Die Gegend um den Zoologischen Garten habe ich Niklas zum Beispiel schon empfohlen. Europacenter, Ku'damm - da kann man eigentlich alles unternehmen, wonach einem gerade ist, ob Zoo- oder Kinobesuch, da ist einfach alles.
herthabsc.de: Was würdest du am Ende der Saison gerne über Hertha BSC lesen?
Gersbeck: "Hertha spielt schönen und erfolgreichen Fußball. Und wieder international." Die Frage lautet schließlich, was ich gerne lesen würde und nicht, was ich unbedingt erwarte. Ich würde mich wirklich freuen, wenn ich am Ende der Saison das in der Zeitung lesen könnte.
4 Fragen - 4 Antworten
- Das beste Essen in Berlin gibt es… bei Arcino's.
- In Berlin unbedingt gesehen haben muss man… das Olympiastadion.
- Deine größte Stärke... ist meine Psyche, die mentale Stärke.
- Dein Lieblingstrikot der Herthaner… ist das blau-weiße Heimtrikot, weil es einfach klassisch ist.
(aw/mf)