Tag der Einheit. Verein der Einheit.
Club | 3. Oktober 2015, 02:01 Uhr

Tag der Einheit. Verein der Einheit.

Tag der Einheit. Verein der Einheit.

Vor 25 Jahren wurde aus Ost- und West-Berlin wieder eine Stadt.
Berlin - Für viele Fußballfans sind Heimspieltage Feiertage. Am 3. Oktober 2015 fällt das Heimspiel von Hertha BSC auf den Hamburger SV jedoch tatsächlich auf einen Feiertag - auf einen besonderen noch hinzu: Zum 25. Mal jährt sich der 'Tag der Deutschen Einheit'. 25 Jahre ist es her, dass aus Ost-Deutschland und West-Deutschland, aus Ost-Berlin und West-Berlin wieder ein Land und eine Stadt wurde. Eine Stadt, die das Zuhause von Hertha BSC ist, dem Hauptstadtverein aller Berliner, aller Brandenburger, aller die den Blau-Weißen vor und seit der Wiedervereinigung die Daumen drücken und mitfiebern.

Hertha BSC ist nicht nur der Verein einer wiedervereinten Stadt, sondern auch Teil einer gelebten fußballerischen Wiedervereinigung von Ost und West. Seit 1990 ist der Verein wieder der aller Berliner, vielen wurde es schwer gemacht, die Spiele der Blau-Weißen hinter der Mauer zu verfolgen. Stellvertretend für viele Hertha-Fans hinter dem Eisernen Vorhang steht Helmut Klopfleisch. Sein Vater nahm ihn 1954 mit ins Stadion, die altehrwürdige 'Plumpe' im Stadtteil Wedding. Es war lange der Stammplatz des kleinen Helmut, denn der Hertha-Virus ließ ihn nicht mehr los. Mit dem Bau der Berliner Mauer war der Junge aus Pankow auch von seinem Verein getrennt. "Vor 1961 gab es zwar die geteilte Stadt, aber man bewegte sich frei. Das war danach vorbei und eine traurige Situation", erinnert sich der Herthaner des Jahres 2012.
Vereinigung auf dem Platz und auf den Rängen

Wer ein echter Blau-Weißer ist, lässt sich aber auch von solchen widrigen Umständen nicht abhalten, seinem Verein trotzdem beizustehen. Klopfleisch suchte nicht nur die Nähe zu Hertha, sondern auch die Gefahr. Als Jugendlicher versteckte er sich immer wieder an der Mauer, um den Klängen der 'Plumpe' zu lauschen. Nach dem Erreichen der Volljährigkeit reiste der leidenschaftliche Herthaner sogar seiner Mannschaft hinterher, um sie in den sozialistischen Bruderstaaten in Aktion zu sehen. Helmut Klopfleisch wurde für viele Profis und den ehemaligen Präsidenten zum Edel-Fan und Glücksbringer.

Auch auf dem Rasen wurde die Wiedervereinigung schon vor dem offiziellen Staatsakt praktiziert. Axel Kruse ist dabei wohl derjenige mit der bemerkenswertesten Geschichte: "Wenn jemand nicht in die DDR gepasst hat mit dem ganzen Anpassen und Vorschriften, dann war ich das. Ich habe irgendwann festgestellt, dass das für mich nicht mehr lange gut geht, weil ich ja auch ein bisschen eigen bin. Deshalb musste ich die nächstbeste Gelegenheit nutzen, in den Westen zu gehen." Und das tat Axel Kruse, schloss sich Hertha BSC an und ging nach einer Sperre für die Blau-Weißen auf Torejagd. Es folgten in den Jahren einige Spieler aus der ehemaligen DDR, die das blau-weiß gestreifte Trikot mit der Fahne überstreiften. Hendrik Herzog, Andreas Thom, René Tretschok, Marko Rehmer...
Seuchenjahr auf dem Platz

Kapitän bei Hertha BSC zurzeit der Wiedervereinigung war Dirk Greiser. Ebenfalls jemand, der als inzwischen studierter Rechtsanwalt heute immer noch den Blau-Weißen zugetan ist und das Präsidium berät. Vor 25 Jahren ging es ihm - trotz des freudigen Anlasses - nicht ganz so gut. Zwei Tage zuvor musste er sich einer Operation unterziehen und lag am 'Tag der Deutschen Einheit' noch im Krankenhaus. Auch sportlich war es keine erfolgreiche Saison für die Herthaner, eine "Seuchensaison", wie es Greiser beschreibt. Viele Leistungsträger hatten sich früh verletzt, auf dem Platz lief es auch nicht richtig rund beim Team von Werner Fuchs.

Greisers Mitspieler im Wiedervereinigungsjahr war Axel Kruse. Für den Kult-Kicker ist und bleibt der 3. Oktober ein äußerst wichtiger Tag: "Für mich ist dieser Tag ein ganz besonderer. Mit dem Mauerfall konnte ich meine Familie wiedersehen, mit dem 3. Oktober gehörten wir auch wieder offiziell zusammen. Für mich ist dieser Tag der großartigste Tag der letzten Jahrzehnte. Wir können das manchmal gar nicht würdigen. Wir wissen aber noch, wie es vor der Wiedervereinigung war." Am 3. Oktober 2015 steht im Olympiastadion vor allem erstmal das Tagesgeschäft im Mittelpunkt. Mit 60.000 Zuschauern wird das Spiel gegen den Hamburger SV mit Sicherheit ein Feiertag - an einem Tag, der dafür steht, dass jeder wieder Hertha BSC im Olympiastadion besuchen kann - dem 'Tag der Deutschen Einheit'.

(war/dpa,City-Press)
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Der großartigste Tag der letzten Jahrzehnte!
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-Axel Kruse

von Hertha BSC