
Einszueins: Ein besonderes Aufeinandertreffen
Einszueins: Ein besonderes Aufeinander-treffen

Berlin - Vor der Partie gegen Ingolstadt (24.10.15) gibt es diesmal ein Gegnerinterview der besonderen Art. Herthaner John Anthony Brooks und Ex-Herthaner Alfredo Morales, der jetzt bei den 'Schanzern' unter Vertrag steht, spielten lange zusammen bei Hertha BSC und sind beste Freunde. Am Samstag werden sie das erste Mal gegeneinander spielen. Gemeinsam sprachen sie über ihre Freundschaft, das Besondere an Berlin und den USA sowie natürlich das anstehende Spiel gegeneinander.

herthabsc.de: Ihr beiden seid sehr gut miteinander befreundet, wie sieht es da mit dem Kontakt vor dem Spiel aus – gibt es eine Wette oder Ähnliches?
Brooks: Bisher haben wir noch nicht richtig über die Partie gesprochen. Wir haben nur gesagt, dass wir uns beide auf unser erstes Aufeinandertreffen auf dem Platz freuen. Aber vor dem Spiel reden wir mit Sicherheit noch miteinander.
Morales: Es stimmt, dass John und ich sehr gute Freunde sind. Wir telefonieren oder schreiben sehr oft. Vor kurzem war ich auch in Berlin und wir haben uns natürlich getroffen, eine Wette oder dergleichen besteht momentan jedoch nicht. Er war zuletzt angeschlagen und nun hoffe ich für ihn zunächst, dass er spielen kann. Ein paar Witze oder nicht ganz ernst gemeinte Ansagen gibt es dann aber schon, schließlich ist ein solches Aufeinandertreffen schon etwas Besonderes und jeder will gewinnen!
herthabsc.de: Wie lange kennt ihr euch schon und wie ist diese Freundschaft entstanden?
Brooks: Ich habe Alfredo kennengelernt, als ich in die U23 hochgekommen bin. In meinem neuen Team war er der erste, mit dem ich Kontakt hatte. Er hat mir in vielen Situationen geholfen.
Morales: Das dürften nun schon etwa sieben oder acht Jahre sein. Als ich damals bei den Hertha-Amateuren war, spielte John als circa 15-Jähriger auch in der Jugend und ich habe erfahren, dass er auch US-Amerikaner ist. Zusammen mit einem Freund von ihm, Jerome Kiesewetter, der jetzt bei Stuttgart spielt, nahm ich ihn dann ein wenig „unter meine Fittiche“ (lacht). Nein, ich habe ihn immer per Auto mit zum Training genommen und irgendwann spielten wir dann zusammen und kommen nach wie vor super zusammen klar. Mittlerweile sehen wir uns auch bei der Nationalmannschaft regelmäßig, doch auch privat sieht man sich einige Male im Jahr. Meine Frau und seine Freundin verstehen sich ebenfalls super und wir besuchen uns gegenseitig des Öfteren. Alles in allem ist John wirklich ein sehr guter Freund von mir.
herthabsc.de: Was schätzt ihr am jeweils Anderen persönlich am meisten?
Brooks: Alfi ist für jeden Spaß zu haben!
Morales: Persönlich schätze ich ihn als jemanden, auf den man sich auf und neben dem Platz zu 100% verlassen kann. Er ist außerdem immer wahnsinnig freundlich und bringt eine ordentliche Portion Humor mit.
herthabsc.de: Wer von euch beiden ist der bessere Fußballer?
Brooks: Wir haben beide eine ganz unterschiedliche Spielweise - Ihn zeichnet eine sehr gute Technik aus und er kämpft jedes Mal bis zum Schluss.
Morales: Ich natürlich! (lacht) Nein, unsere Positionen sind dann doch zu unterschiedlich. Am Ball bin ich vielleicht etwas stärker, aber John ist ein überragender Innenverteidiger, der, wenn er dranbleibt, einer der besten in dieser Liga werden kann.
herthabsc.de: Wenn ihr die Wahl hättet und ihr euch einen Teamkameraden aussuchen dürftet: Ronaldo, Messi oder Morales/Brooks?
Brooks: Morales natürlich. Es wäre schon schön, noch einmal mit ihm zusammen zu spielen – wie bei der Nationalmannschaft.
Morales: Das ist nicht leicht. Messi und Ronaldo sind große Spieler, aber mit einem Freund zusammenzuspielen ist auch etwas Besonderes. In der Nationalmannschaft agieren wir ja schon öfter zusammen und verstehen uns auf dem Platz super. Vielleicht klappt es ja irgendwann in ferner Zukunft, dass wir im selben Team spielen.
herthabsc.de: Ihr seid beide US-Nationalspieler und beide in Berlin geboren. Was ist jeweils das Schönste an Berlin beziehungsweise den USA?
Brooks: Das Schönste an Berlin ist, dass meine Familie hier lebt. Toll in den USA ist, dass man immer etwas Neues entdeckt, egal wo man dort ist.
Morales: In Berlin ist es sicher die Vergangenheit, die Jugend und vor allem die Familie sowie Freunde, die einem wichtig sind. Zu sehen gibt es an beiden Orten viel, doch eine Sehenswürdigkeit herauszunehmen ist kaum möglich und würde sowohl Berlin, als auch den USA nicht gerecht werden.
herthabsc.de: Stichwort Nationalmannschaft: Wer von euch beiden spricht besser Englisch? Und wie sprecht ihr privat miteinander?
Brooks: Witzig ist, dass wir vor kurzem die Mannschaft gefragt haben, wer besser Englisch spricht. Alfi war davon überzeugt, dass er derjenige ist. Stimmt aber natürlich nicht. Aber klar, wenn die Teamkollegen nicht dabei sind, sprechen wir Deutsch.
Morales: Ich glaube, dass jeder von uns beiden auf sich selbst tippen würde (lacht). Wir haben auch schon mehrmals unsere US-Kollegen gefragt, aber ein eindeutiges Ergebnis bleibt noch aus. Wir kommen allerdings beide sehr gut klar und können problemlos mitsprechen. Wenn wir unter uns sind, unterhalten wir uns auf Deutsch, doch im Kreise des Nationalteams sprechen wir ganz normal Englisch.
herthabsc.de: Seht ihr ein Duell unter Freunden als Motivationsschub oder zieht man im direkten Zweikampf vielleicht sogar eher zurück?
Brooks: 90 Minuten lang gibt es auf dem Spielfeld keine Freundschaft. Da geht es nur um Punkte. Danach ist wieder alles gut.
Morales: Zurückziehen ist denke ich für keinen eine Option. Ich bin der Meinung, dass ein Duell unter Freunden sogar noch mehr anspornt, schließlich will man zeigen, was man kann und am Ende kann man den anderen vielleicht auch etwas aufziehen beim nächsten Treffen. Die Herthaner werden allerdings heiß sein, doch auch unsere Jungs wissen, wie wichtig dieses Spiel ist. Ich bin sogar noch ein kleines Stück mehr motiviert, wenn das überhaupt geht (lacht).
[>]Ich habe dem Klub unheimlich viel zu verdanken.[<]

herthabsc.de: Was für ein Duell erwartet ihr am Samstag in Ingolstadt? Worauf wird es ankommen?
Brooks: Es wird bestimmt ein intensives Duell. Beide Teams sind hoch motiviert und werden auf Sieg spielen. Entscheidend wird sein, wer sein Spiel selbst durch bringt. Glück gehört natürlich auch immer dazu.
Morales: Wir werden wie immer versuchen, von Beginn an alles zu geben und dem Gegner wenig Luft zu lassen. Die Herthaner spielen bislang eine starke Saison, haben sich gut verstärkt und verfügen offensiv und defensiv über sehr gute Anlagen. Ziel ist es, das Spiel lange offen zu halten und dann unsere Chancen zu nutzen.
Brooks: Für Alfi hoffe ich natürlich, dass sie drin bleiben. Schlecht sind sie ja auch nicht gestartet. Wir landen hoffentlich so weit oben wie möglich.
Morales: Unser Ziel ist es unsere gute Form zu halten und weiter Punkte zu sammeln, um am Ende vor dem 16. in der Tabelle zu stehen. Für die Hertha ist nach zwei dürftigeren Jahren diesmal mehr drin. Pál Dárdai, mit dem ich noch gemeinsam gespielt habe, hat ein starkes Team geformt und ich hoffe, dass Berlin als traditionsreicher Hauptstadtklub möglichst weit vorne landet. Die Stadt und die Fans haben es verdient oben mitzuspielen. Ich war 13 Jahre lang ein Berliner und würde mich immer noch durchaus als eine Art „Fan“ bezeichnen, da ich dem Klub unheimlich viel zu verdanken habe und noch einige Leute kenne. Ich kann kaum ausdrücken, wie sehr ich mich auf die Partie freue!
(jb,lb,fci/City-Press)