Bayrische Gebrauchsanweisung
Teams | 28. November 2015, 10:00 Uhr

Bayrische Gebrauchsanweisung

Bayrische Gebrauchs- anweisung

Damals war's: Als man die Münchener noch schlagen konnte...

Berlin - Ja, die Bayern sind unangefochtener Tabellenführer mit acht Punkten Vorsprung. Ja, die Bayern verloren seit 38 Jahren keines ihrer Heimspiele gegen die Blau-Weißen. Und ja, die Bayern sind in der laufenden Saison noch ungeschlagen. Den Serienmeister zu schlagen, scheint so gut wie unmöglich – ist es aber nicht! Schließlich ist die Statistik auch nur eine Statistik. Hier in Berlin wissen noch ein paar Herthaner, wie es geht, den Ligaprimus zu besiegen.

Der letzte Heimsieg gegen den FC Bayern liegt nicht ganz so lange zurück wie der letzte Triumph in München. Da genügt ein Blick in das Jahr 2009. Durch zwei Tore von Andrej Voronin feierte Hertha BSC Im Februar einen 2:1-Erfolg. Einer, den man hier gut kennt, war dabei. Pál Dárdai stand 90 Minuten lang mit auf dem Feld – und das, obwohl er nach seiner Knie-OP noch nicht wieder bei 100 Prozent war. „Eigentlich durfte ich noch gar nicht wieder spielen. Nach einer Stunde wollte ich eigentlich ausgewechselt werden." Doch das Durchhalten hat sich gelohnt: „Ich muss schon sagen, dass es ein schönes Gefühl war", sagt Dárdai, der sich beinahe selbst in die Torschützenliste eingetragen hätte.

Dieses Gefühl konnte Dárdai nicht nur einmal genießen. Es war bereits sein zweiter Sieg gegen die Bayern. Auch 2002 schlugen die Berliner den Rekordmeister mit 2:1. Damals gelang Dárdai sogar das Siegtor. Den zwischenzeitliche Ausgleich erzielte ein Herthaner, der seinem Verein noch immer treu ist: Andreas 'Zecke' Neuendorf. "Es war ein Gewühl im Strafraum. René Tretschok hat den Ball nicht richtig erwischt, ich stand mit dem Rücken zum Tor, habe den Ball mit rechts angesaugt und dann aus der Drehung unter die Latte gesetzt", erinnert er sich.

In die Reihe der Berliner Bayern-Besieger kann sich auch Geschäftsführer Michael Preetz einreihen. Er gewann mit den Blau-Weißen zweimal gegen den FCB. In der Saison 1998/99 markierte der Angreifer das goldene Tor zum 1:0. Etwa neun Monate zuvor lief das Spiel für Preetz noch spektakulärer. Beim 2:1-Sieg war er an allen drei Toren beteiligt. Den ersten Treffer erzielte Preetz selbst, das 2:0 legte er für Ante Covic vor. Den Anschlusstreffer der Münchener besorgte er höchstpersönlich selbst. "Es gab schlechtere Momente in meiner Karriere. Im ersten Spiel war ich vor ausverkauftem Haus an allen drei Toren beteiligt, das zweite Spiel habe ich in Unterzahl entschieden", sagt Preetz lachend. U23-Trainer Covic erinnert sich noch haargenau an seinen Treffer: "Preetz kam über außen, hat mir den Ball in der Mitte aufgelegt. Ich bin im Vollsprint auf Oliver Kahn zugelaufen, der wie ein Verrückter aus dem Tor kam. Ich habe ihm durch die Beine geschossen und das 2:0 gemacht."

Das sind schöne Erinnerungen, die beweisen, dass man auch gegen den FC Bayern München gewinnen kann. Dass es aber diesmal schwieriger denn je wird, da sind sich die Herthaner einig. "Damals war es noch möglich, die Bayern öfter zu schlagen als es heute den Mannschaften gelingt", lässt Preetz verlauten. Auch Zecke bleibt realistisch: "Bayern hatte damals auch eine richtig gute Truppe, aber heute sind sie noch stärker." Natürlich weiß auch Dárdai um die Schwierigkeit der anstehenden Aufgabe. "Schon 120 andere Mannschaften haben versucht, gegen die Bayern etwas Besonderes zu machen", sagte er schmunzelnd. Trotzdem ist der Ungar einer, der seiner Mannschaft verraten kann, wie es geht.

(lb/City-Press)

von Hertha BSC