Umschalten im Kopf
Teams | 2. Dezember 2015, 16:46 Uhr

Umschalten im Kopf

Umschalten im Kopf

Kapitän Fabian Lustenberger zwischen Mitgliederversammlung und Leverkusen über Flexibilität und die 'Großen'.
Berlin - Er ist die Allzweckwaffe bei Hertha BSC: Fabian Lustenberger. Der Schweizer begann die Saison als Innenverteidiger, rückte dann auf die Sechs, um dann gegen den FC Bayern so eine Art Libero zu spielen. "Lusti spielt überall – und das gut. Egal ob hinten oder weiter vorne, das ist kein Problem. In Norwegen würden wir sagen, dass er eine kleine Kartoffel ist. Dort sagen wir: Die Kartoffel überlebt überall", schätzt auch Per Skjelbred die Qualitäten seines Mitspielers mit einem Augenzwinkern. Gegen Bayer Leverkusen ist Fabian Lustenberger der Kandidat für die Innenverteidigung, um den gelbgesperrten Sebastian Langkamp zu vertreten. Zwischen Bayern, Mitgliederversammlung und Leverkusen stand Herthas Kapitän zu seiner Flexibilität, die Bilanz gegen Top-Teams in dieser Saison und das Duell mit der 'Werkself' Rede und Antwort.

herthabsc.de: Du bist schon viele Jahre bei Hertha BSC. So eine harmonische Mitgliederversammlung dürfte es schon lange nicht mehr gegeben haben...
Fabian Lustenberger: So eine angenehme Atmosphäre hatten wir lange nicht. Es ist natürlich immer gut, in so einer sportlichen Situation auf eine Mitgliederversammlung zu kommen. Man wird natürlich lieber gelobt als kritisiert. (lacht) Ich glaube, es war für alle ein sehr schöner Abend.
herthabsc.de: Von den Mitgliedern gab es viel Applaus und auch bei den Spielen bekommt ihr viel Unterstützung. Welche Rolle spielen sie in der bisherigen Saison?
Lustenberger: Unsere Fans haben ein sehr gutes Gespür dafür, wenn sie sehen, dass wir alles investiert haben, auch wenn es dann am Ende nicht zum Sieg oder einen Punkt gereicht hat. Die Unterstützung ist ganz sicher auch einer der Faktoren, warum es bisher so gut gelaufen ist. Das haben wir gemeinsam bisher sehr gut hinbekommen.

herthabsc.de: Auch in München war die Unterstützung herausragend, trotz des Ergebnisses. Welches Fazit hast du nach der Partie gegen die vielleicht weltbeste Mannschaft gezogen?
Lustenberger: Wir waren nach der Niederlage schon enttäuscht. Wir können aber auch einschätzen, gegen wen wir verloren haben. Eins ist klar: Ich verliere grundsätzlich nicht gerne, ob gegen die Bayern oder irgendjemand anderen.

herthabsc.de: Innenverteidigung, Sechser - gegen Bayern so eine Art Libero. Wie schwer ist es eigentlich, sich so oft auf so unterschiedliche Positionen einzustellen?
Lustenberger: Ich kenne das ja schon. Seit drei oder vier Jahren pendele ich zwischen den Positionen hin und her - schlussendlich zählt immer die Leistung auf dem Platz. Da versuche ich überall mein Bestes zu geben und der Mannschaft zu helfen.
 
herthabsc.de: Wie funktioniert das Umschalten zwischen den Positionen?
Lustenberger: Ich kann beide Positionen spielen, die Anforderungen haben sich ja nicht grundlegend verändert. Ich denke, es ist mehr eine Kopfsache. Mental muss man umschalten und sich auf die Position einstellen, dann funktioniert das.
herthabsc.de: Die Saison läuft bisher bemerkenswert. Auf der Mitgliederversammlung kam der Wunsch auf, endlich gegen ein Top-Team der Liga zu punkten. Warum hat das noch nicht geklappt?
Lustenberger: Wir hatten alle 'Großen' - bis auf Gladbach - bisher auswärts. Das ist immer schwieriger - wir mussten nach Dortmund, Wolfsburg, Gelsenkirchen und München. Ein Weltuntergang ist es nicht, dass wir gegen diese Mannschaften noch nichts geholt haben, aber natürlich würden wir uns über Punkte gegen so ein Team freuen. Gegen Wolfsburg und Schalke wäre das vielleicht möglich gewesen. Wir werden es auf jeden Fall weiter versuchen, zu punkten - am besten schon am Samstag.

herthabsc.de: Wie erwartest du die 'Werkself'?
Lustenberger: Leverkusen ist schwer einzuschätzen. Sie haben auf der einen Seite offensiv jede Menge Qualität, auf der anderen Seite verteidigen sie auch sehr offensiv, was möglicherweise Räume für uns öffnet. Es wird mit Sicherheit ein schwieriges Spiel, aber wir spielen zu Hause und wollen mit einem Sieg in den Endspurt des Jahres gehen.
 
herthabsc.de: Siege gegen Leverkusen liegen schon etwas zurück. Das letzte Mal gelang das 2008/09 - dafür gleich in Hin- und Rückrunde. Du warst damals dabei - hast du noch Erinnerungen an die Partien?
Lustenberger: An die Spiele kann ich mich noch gut erinnern. Andrej Voronin hat in beiden Partien jeweils den 1:0-Siegtreffer gemacht. Beim Heimspiel hat er nach seinem Tor versucht auf den Knien über die Tartanbahn zu rutschen und sich die Knie aufgerissen. Das bleibt in Erinnerung. (lacht)

Gesagt...

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Wir werden es auf jeden Fall weiter versuchen, zu punkten - am besten schon am Samstag.
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-Fabian Lustenberger

herthabsc.de: Siehst du Parallelen?
Lustenberger: Wie damals haben wir aktuell die Qualität, knappe Ergebnisse über die Zeit zu bringen. Das liegt natürlich an der stabilen Defensive - ich glaube, wir haben aktuell die viertbeste in der Liga. Das ist eine Basis, dass es dann auch gefährlich nach vorne geht.

herthabsc.de: Wir richten einmal den Blick auf den Rest des Jahres: Drei Spiele sind es in der Liga noch bis zur Winterpause. Was ist noch möglich?
Lustenberger: Leverkusen ist eine Champions League-Mannschaft - hier müssen wir jetzt eben mal einen Großen schlagen. Die anderen beiden sind Mannschaften auf Augenhöhe - in dieser Saison haben wir schon bewiesen haben, dass wir dort punkten können. Ziel ist, noch so viel wie möglich zu punkten, um dann mit einem guten Polster in die Winterpause zu gehen.

herthabsc.de: Wie besonders wäre es auch, im DFB-Pokal zu überwintern?
Lustenberger: Bisher haben wir es im Pokal ganz gut gemacht, haben es geschafft, die zweite Runde endlich mal wieder zu überstehen. Nürnberg ist für uns sicher schlagbar, aber es braucht auch dort wieder eine gute Leistung - da werden wir auch noch mal alles abrufen.

(war/City-Press)

von Hertha BSC