Brooks wie Hrubesch - Kopfballungeheuer!
Teams | 6. Dezember 2015, 14:19 Uhr

Brooks wie Hrubesch - Kopfballungeheuer!

Brooks wie Hrubesch - Kopfballungeheuer!

Eine Serie bestätigt, andere gebrochen: Herthas 2:1-Sieg gegen Leverkusen war etwas Besonderes.  
Berlin - Es gibt Partien, die bleiben Spielern und Fans nicht so lange in Erinnerung. Eine torarme Begegnung mit wenig Höhepunkten oder eine schlechte Leistung bieten häufig wenig Unterhaltungswert. Das Duell zwischen Hertha BSC und Bayer Leverkusen fällt nicht in diese Kategorie. Zumindest die Berliner werden künftig gerne an den 2:1-Erfolg gegen die Werkself zurückdenken. Verwunderlich ist das nicht, schließlich lieferte Herthas achter Saisonsieg so manchen Grund dafür.

Spielstark, zweikampfstark und dominant - so startete die Mannschaft von Trainer Pál Dárdai in die Partie. Der Wille, endlich einen Gegner mit großem Namen zu schlagen, war spürbar. Der Champions League-Teilnehmer aus Leverkusen hatte sichtlich Probleme, sich darauf einzustellen. "Wir wollten nach vorne verteidigen und sehr aggressiv spielen, um den Gegner zu überraschen. Das hat gut geklappt", sagte Dárdai. Das frühe 1:0 von Vladimir Darida (7.) nach Zuspiel von Vedad Ibisevic war folglich der verdiente Lohn. "Diese Phase war perfekt", lobte der Coach den Auftritt seiner Schützlinge.
Angetrieben von Mitchell Weiser, der nach seiner Verletzung sein Comeback gab, ließen die Berliner den Ball und die Leverkusener laufen. "Wir haben gemerkt, was möglich ist, wenn wir so auftreten", sagte Weiser, der auf der rechten Seite unermüdlich rauf und runter marschierte. Doch auch seine Mitspieler präsentierten sich ballsicher und spielfreudig. "Wir haben gemerkt, dass wir viel richtig machen. Das hat uns zusätzlich Auftrieb gegeben." Als zehn Minuten später Leverkusens Sebastian Boenisch nach einem Foul an Yanni Regäsel die rote Karte sah, schien endgültig alles für die Herthaner zu laufen.

Gesagt...

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Wir wollten nach vorne verteidigen und aggressiv spielen, um den Gegner zu überraschen. Das hat gut geklappt.
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-Trainer Pál Dárdai

Platzverweis mischt Karten neu

Was dann passierte, ist typisch Fußball und macht diesen Sport gleichzeitig so unberechenbar. Anstatt mit dem zweiten Treffer die Weichen endgültig auf Sieg zu stellen, ließen die Blau-Weißen die Leverkusener immer besser ins Spiel kommen. "Der Platzverweis hat eher meine Mannschaft als Leverkusen gestört. Vielleicht haben wir gedacht, dass wir das Ergebnis einfach halten können", ärgerte sich Dárdai. Die 41.819 Zuschauer im Olympiastadion erlebten, wie Leverkusen sich aus der Umklammerung befreite, durch Javier Hernandez das 1:1 (29.) erzielte und bei einem Kopfball an die Latte von Jonathan Tah die Führung knapp verpasste (31.).   

Mit dem Wiederanpfiff war die Begegnung also wieder völlig offen. "Der Trainer hat uns in der Halbzeit gesagt, dass wir die Nerven behalten sollen, um unseren Vorteil auszuspielen", verriet Ibisevic. Und in der Tat: Das Spiel nahm erneut eine Wendung. Die Herthaner hatten nach dem Seitenwechsel wieder mehr Zugriff und nutzen ihre numerische Überlegenheit besser aus. "Wir haben geschickt verlagert und den Gegner müde gemacht. Unsere Körpersprache war richtig gut", analysierte Dárdai. Lediglich das zweite Tor wollte einfach nicht fallen.

Zwei Durststrecken beendet

Die Art und Weise, wie es dann doch gefallen ist, ist eine schöne Notiz an diesem Spieltag: 354 Tage mussten die Berliner in der Bundesliga nach einer Ecke auf einen Treffer warten. Das letzte Mal gelang das Änis Ben-Hatira am 17. Dezember 2014 beim 4:4 bei Eintracht Frankfurt. Diesmal war es John Anthony Brooks, der nach einer Ecke von Marvin Plattenhart am höchsten stieg und den Ball wuchtig in die Maschen köpfte. "Ich habe mich im Anlaufen von meinem Gegenspieler gelöst und beim Köpfen direkt gemerkt, dass ich den Ball gut getroffen habe", schilderte Herthas Nummer 25 die Szene, die zum 2:1 führte. Es wurde ein Kopfball-Ungeheuer-Keulenschlag wie ihn einst nur der legendäre Horst "Hotte" Hrubesch hinbekommen hatte - anlaufen, hochsteigen und rums!Für den Innenverteidiger war es das erste Saisontor, zuletzt traf er bei eben diesem Unentschieden in Frankfurt. "Ich freue mich natürlich über meinen Treffer, aber viel wichtiger sind die drei Punkte", sagte Brooks. "Endlich haben wir einen 'Großen' geschlagen, jetzt ist dieses Thema auch vom Tisch." Doch damit nicht genug: Mit ihrem Sieg haben die Herthaner ihre eigene Serie bestätigt und zum fünfte Mal nach einer Niederlage dreifach gepunktet. Ganz nebenbei war es der erste Sieg gegen Leverkusen seit acht Spielen. 
Bestens gelaunt verließen dementsprechend Siegtorschütze Brooks und seine Mitspieler sowie andere Vereinsvertrete nach dem Spiel das Olympiastadion. Ihr Weg führte sie zu den über 50 Weihnachtsfeiern der Hertha-Fanclubs in verschiedene Berlin Stadtteile. „Es war ein sehr schöner Tag für uns alle", freute sich Dárdai wohlwissend vor seiner Weihnachtsfeier, dass seine Mannschaft den Anhängern mit dem Triumph und dem Sprung auf Platz vier Stunden zuvor bereits das größte Geschenk gemacht hatte. Übrigens: Schon im Vorjahr waren die Fan-Feste ein gutes Omen. Damals besiegten die Herthaner Borussia Dortmund 1:0.     

(fw/City-Press)

von Hertha BSC