Auf den Punkt gelegt!
Club | 8. Dezember 2015, 19:03 Uhr

Auf den Punkt gelegt!

Auf den Punkt gelegt!

Hertha BSC. Fußball. Ansichten - heute mit Benjamin Weber, Leiter Hertha BSC Fußball-Akademie.
Berlin - In der neuen Rubrik 'Auf den Punkt gelegt!' spricht herthabsc.de regelmäßig mit Club-Verantwortlichen über unseren Verein, den nationalen und internationalen Fußball oder Dinge, die uns abseits des Rasens beschäftigen. Das Interview mit Akademie-Leiter Benjamin Weber führte Hertha-Redakteur Arne Werner.

herthabsc.de: Ziel der Hertha BSC Fußball-Akademie ist es, die Hertha-Profis von morgen herauszubringen. Wie groß ist die Genugtuung für die viele Arbeit, wenn es – wie zuletzt Yanni Regäsel – wieder ein Eigengewächs auf den Rasen des Olympiastadions geschafft hat?
Benjamin Weber: Zu sehen, dass unsere Spieler oben ankommen, ist natürlich eine tolle Sache. Wenn man sich anschaut, dass Yanni seit zehn Jahren die Mannschaften von Hertha BSC durchlaufen und die Chance ergriffen hat, ist das schon eine Bestätigung. Nicht umsonst hat die DFL und der DFB die Akademie beim Thema 'Durchlässigkeit' mit einem zusätzlichen Stern ausgezeichnet. Ich denke, dass es wichtig zu sehen ist, dass es die Möglichkeit gibt, den Schritt bis ganz nach oben zu schaffen.
herthabsc.de: Mit Pál Dárdai kümmert sich ein ehemaliger Spieler und Nachwuchstrainer um die Profis. Inwiefern vereinfacht das die Zusammenarbeit zwischen Profis und Akademie?
Weber: Pál Dárdai, aber auch Rainer Widmayer, sind für die Akademie goldwert. Sie kennen die ganzen Strukturen und vor allem eben auch viele von den Jungs. Das war auch schon in den Jahren davor sehr gut, aber mit einem ehemaligen U15-Trainer bei den Profis hat das natürlich eine andere Qualität. Pál scheut sich nicht, Nachwuchsspieler ins kalte Wasser zu werfen. Wenn er dann sieht, dass sie funktionieren, bekommen sie ihre Chance – so wie zuletzt bei Yanni Regäsel.

herthabsc.de: Welche Rolle spielt die U23 beim Heranführen der Spieler an den Profikader?
Weber: Spielpraxis auf höchstem Niveau ist unverzichtbar. Das gilt sowohl für Spieler, die lange verletzt waren, als auch für die Talente. Am Wochenende haben Änis Ben-Hatira und Ronny Spielpraxis sammeln können, aber auch Tolga Cigerci nach seiner langen Verletzung oder Rune Jarstein hatten schon ihre Einsätze. Natürlich schaffen es einige direkt aus der U19 zu den Profis, aber wie im Fall Yanni Regäsel oder auch Florian Kohls zeigt sich, dass Männerspiele bei der Entwicklung helfen. Pál Dárdai und Ante Covic stehen in einem ganz engen Kontakt. Es gab beispielsweise in der Hinrunde bereits drei Spiele der Profis gegen die U23 bzw. U19, was nochmal eine zusätzliche Chance für die Jugendlichen ist, sich für den Profikader zu empfehlen.

herthabsc.de: Unter dem Strich schaffen es nicht alle Nachwuchsspieler. Wie geht die Akademie damit um?
Weber: Wir reden über rund 250 Jugendliche in der Akademie. Pro Jahr schaffen es idealerweise ein oder zwei in den Profikader. Als Akademie haben wir eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung - für alle Spieler. Deshalb ist es wichtig, nicht nur fußballerisch auszubilden, sondern auch schulisch. Wir legen großen Wert auf die duale Ausbildung. Das kann dann schon mal so weit gehen, dass jemand aus dem Training genommen wird, wenn die Leistungen in der Schule zu schlecht sind.

Gesagt...

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Pál Dárdai und Rainer Widmayer sind goldwert!
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-Benjamin Weber

herthabsc.de: Seit Beginn der Saison ist die Poelchau-Oberschule in Gebäude des Olympiaparks gezogen. Welche Erleichterungen entstehen dadurch?
Weber: Mit der Schule bei uns auf dem Gelände haben sich die Wege derart verkürzt, dass nicht nur die Spieler, sondern auch die Eltern davon profitieren. Die Jugendlichen fallen quasi aus dem Unterricht auf den Trainingsplatz, wodurch die Eltern ihre Kinder eigentlich nur noch morgens zur Schule bringen müssen und sie abends nach dem Training wieder abholen. Wir haben Erhebungen gemacht, dass viele Eltern 20.000 bis 25.000 km in einem Jahr nur für ihre Kinder für den Fußball unterwegs waren. Wenn man ihnen in dem Bereich ein wenig entgegen kommen kann, ist das natürlich eine richtig gute Sache.

herthabsc.de: Neben Trainingsplatz und Schule bietet die Akademie ihren Spielern weitaus mehr an. Was hat es mit der Vielzahl an Workshops auf sich?
Weber: Zum Teil geht es um Pflichtinhalte, die man als Akademie durchführen muss. Dabei geht es zum Beispiel um die Themen Spiel- und Wettmanipulation oder Anti-Doping-Schulungen im Rahmen der Lizensierung. Wir machen aber nicht nur das Standardprogramm, sondern immer auch noch einen Tick mehr in Richtung Persönlichkeitsbildung. Das beginnt meistens schon früh in der U12 oder U13 und wird jedes Jahr fortgeführt - wie z.B. Anti-Gewalt-Training, um über einen langen Zeitraum die bestmöglichen Effekte zu erzielen. Die Themen, die wir mit der Hertha BSC Stiftung umsetzen, sind sehr vielfältig: Wie verhalte ich mich unter Stress, wie gehe ich mit Kritik und Problemen um, wie nutze ich Medien. Dazu gehört aber auch die richtige Ernährung als Leistungssportler und das richtige Verhalten ich der Öffentlichkeit als Repräsentant von Hertha BSC.
herthabsc.de: Oft stellt sich die Frage, wie man als Nachwuchsspieler zu Hertha BSC kommt. Wie sehen dabei die Möglichkeiten aus?
Weber: Unsere beiden Sichtungen im Herbst und zu Ostern sind unsere größten, bei denen wir ganz allgemein sichten. Bei 'Hardys’s Vision' geht es uns darum, über ein ganzes Jahr unsere neue U9 zu finden und die besten Jungs zu uns zu holen. Ziel ist es, möglichst früh und möglichst lange mit unseren Spielern zusammenzuarbeiten, sie zu begleiten und zu entwickeln. Dadurch entsteht die Identifikation mit dem Verein.

herthabsc.de: Lässt sich das immer schon so früh feststellen, wer die Besten sind?
Weber: Natürlich entwickeln sich Spieler zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedlich stark. Das Gerüst unserer Mannschaften steht in der Regel, aber wie behalten natürlich die Augen offen. Unsere Philosophie ist es, dass die besten Jungs aus Berlin und der Region auch bei uns spielen.

herthabsc.de: Die Leistungen von Herthas Nachwuchsmannschaften können sich in dieser Saison bisher sehen lassen. Welches Fazit lässt sich bis hier hin ziehen?
Weber: Definitiv ein positives. Sportlich stehen unsere Mannschaften gut da und wenn man sich anschaut, wie viele Spieler schon bei den Profis mittrainiert haben und auch schon im Kader der Profis waren, können wir auf jeden Fall zufrieden sein. Die U23 hat es mit einer blutjungen Mannschaft sehr gut gemacht, die U17 ist seit vergangenem Wochenende Tabellenführer - wie auch die U16 und U15 schon zuvor - und auch die U19 ist auch wieder auf dem Weg nach oben und als Titelverteidiger ebenfalls noch im DFB-Pokal dabei.

herthabsc.de: Welche Zielsetzungen gibt es fürs neue Jahr?
Weber: Es ist klar, dass wir mit allen Jahrgängen oben mitspielen wollen. Die Entwicklung des Einzelnen steht bei uns natürlich auch weiterhin im Fokus. Diese ist mit Sicherheit einfacher, wenn der Erfolg der jeweiligen Mannschaft stimmt. Wir hätten nichts dagegen, wenn wir auch weiterhin Spieler nach oben abgeben würden, denn dann dürften auch die Ergebnisse der einzelnen Mannschaften stimmen.

(war/City-Press,war)

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Möglichst früh und möglichst lange mit unseren Spielern zusammenarbeiten.
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-Benjamin Weber

von Hertha BSC