
Doppelte Lebensversicherung
Doppelte Lebens-versicherung

Berlin - Wenn ein Angreifer über einen längeren Zeitraum als Torschütze erfolgreich ist, spricht die Fußballwelt von einem guten Lauf. Egal wie unauffällig er spielt, wie wenig Ballaktionen er hat oder wie schwach seine Zweikampfquote auch sein mag: Auf die Abschlussstärke des Stürmers ist in solchen Phasen Verlass. Im entscheidenden Moment ist er zur Stelle und macht sein Tor. Wenn es läuft, dann läuft es eben. Torjäger treffen in solchen Phasen nicht nur, sie glänzen auch als Vorbereiter. Stürmer haben so die Möglichkeit, zu umjubelten Matchwinnern zu werden.
Vedad Ibisevic und Salomon Kalou haben das in ihrer Karriere schon oft erlebt. Auch in das Herz der Blau-Weißen haben sie sich geschossen. Nach 16 Bundesligaspielen gehen 14 der 24 Tore auf das Konto von Herthas Sturmduo. "Wir können gerade wirklich von einem Lauf sprechen", schmunzelt Ibisevic. Zählt man die Vorlagen hinzu, kommen die beiden sogar auf 17 direkte Torbeteiligungen. Die Statistik lässt den Bosnier jedoch so kalt wie ein auf ihn zustürzender Torwart. "Es ist als Stürmer unser Job, zu treffen. Es wäre komisch, wenn die Abwehrspieler das häufiger machen würden als Salomon oder ich", sagt der 31-Jährige. In neun Einsätzen hat der Stürmer sechsmal seinen Torriecher unter Beweis gestellt, zwei Treffer legte er auf. Einer von beiden ermöglichte das achte Saisontor von Kalou beim jüngsten 4:0-Erfolg in Darmstadt. Hinzu kommt eine Vorlage. Im DFB-Pokal sind es beim Ivorer drei Treffer, beim Sommer-Neuzugang ein Assist in Nürnberg. Nicht mit aufgeführt sind in dieser Aufzählung die gelungenen Kombinationen der beiden Vollblut-Angreifer. "Vedad ist ein Schlitzohr. Wir haben ein gutes Spielverständnis, verstehen uns blendend", sagt Kalou. Sein Sturmpartner stimmt ihm zu. "Wir sind unterschiedliche Spielertypen, deswegen stehen wir uns nicht im Weg, sondern ergänzen uns ideal. Wir freuen uns über Tore des anderen."

Lob gebührt der Mannschaft
Es liegt in der Natur eines jeden Stürmers, um jeden Preis Tore schießen zu wollen. "Das ist einfach das schönste Gefühl", sagt Ibisevic, ohne die Priorität aus den Augen zu verlieren. "Der Erfolg der Mannschaft steht an erster Stelle“, betont er. Dabei schließt sich das gar nicht gegenseitig aus, es ist vielmehr eine Wechselwirkung. "Wir Stürmer profitieren davon, wenn das Team an sich glaubt und nach vorne spielt. Das Team ist im Umkehrschluss erfolgreicher, wenn wir unsere Möglichkeiten nutzen", schildert Kalou. "Das hängt alles zusammen. Fakt ist, dass das Selbstvertrauen in der ganzen Mannschaft durch Siege wächst. Und gewinnen tun wir durch Tore!" Diese Gleichung hat aber auch Bestand, wenn eine verunsicherte Elf und ein Angreifer mit Ladehemmungen um Punkte kämpfen. Sowohl Kalou, als auch Ibisevic kennen die Schattenseiten ihres Daseins in vorderster Front. Der Bosnier blickt auf keine einfache Zeit beim VfB Stuttgart zurück, Kalou tat sich aus verschiedenen Gründen schwer, in Berlin Fuß zu fassen. Doch Erklärungen interessieren nicht, wenn ein Stürmer nicht trifft. Nach ein paar torlosen Partien sprechen die Kritiker schnell von einer Durststrecke, sie zählen die torlosen Minuten. "Jeder Stürmer kennt das Gefühl, wenn er länger nicht trifft. Es ist nicht immer einfach, damit umzugehen", sagt Ibisevic. Oft greifen die Mechanismen im Fußball: Erst fragen sich die Leute, wo der Torjägerinstinkt geblieben ist, dann wachsen die Zweifel an den Fähigkeiten der Offensivspezialisten, bis die ehemals Gefeierten irgendwann abgeschrieben werden. "Wenn du triffst, bist du der Held. Wenn nicht, wirst du schnell zum Sündenbock. Dass wir im modernen Fußball der erste Verteidiger sind, als hängende Spitze viele Angriffe einleiten oder Wandspieler sind, vergessen viele", sagt Kalou.
Das viertgefährlichste Duo der Liga
Wichtig, das betonen die Berliner Angreifer unisono, ist es dann, niemals den Glauben an die eigene Stärke zu verlieren. "Ich habe nie an mir gezweifelt. Ich wusste immer, was ich kann. Wenn man hart genug arbeitet, geht der Ball irgendwann auch wieder rein", sagt Ibisevic. Wirkliche Gründe dazu haben momentan beide nicht. In der Bundesliga haben nur die Sturmduos Robert Lewandwoski und Thomas Müller von Bayern München (28 Tore), Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus von Borussia Dortmund (26) und Yunus Malli und Yoshinori Muto von Mainz 05 (15) mehr Tore erzielt. Gegen die Letztgenannten treten die Herthaner am kommenden Sonntag (20.12.15, 15.30 Uhr) zum Hinrundenabschluss im Duell der Ballermänner an. "Es wäre schön, wenn wir unseren Lauf fortsetzen und auch am nächsten Spieltag treffen. Dann wäre die Wahrscheinlichkeit nicht so gering, dass wir gegen Mainz gewinnen", sagt Kalou, ehe er mit seinem Sturmpartner Ibisevic vom Trainingsplatz geht.
(fw/City-Press)