"Stolz wie Oskar"
Teams | 28. Dezember 2015, 17:59 Uhr

"Stolz wie Oskar"

"Stolz wie Oskar"

Berlin - ick liebe dir. Die Berliner Jungs: Nils Körber.

Berlin - Vom Pokalfinale im eigenen Kiez träumen die Profis von Hertha BSC auch diese Saison wieder. Einer, der vergangene Spielzeit bereits ein Pokalfinale in seiner Heimat Berlin bestreiten und gewinnen konnte, gehört seit dem 01.07.2015 mit zum Team um Pál Dárdai. Die Rede ist vom Schöneberger Nils Körber. Am 30.05.2015 stand der in Berlin geboren und aufgewachsene Torhüter mit der U19 von Hertha BSC im DFB-Junioren-Pokalfinale. Während des gesamten Turniers überzeugte der ehemalige U17, U19 und U23 Torwart mit unzähligen Glanzparaden und sorgte auch im Finale dafür, dass sein Kasten sauber und der Pokal in Berlin blieb. Dass herausragende Leistungen der Jugendspieler bei Hertha BSC stets Anerkennung finden, ist nicht erst durch Spieler wie John Anthony Brooks kein Geheimnis mehr – und so winkte der erste Profi-Vertrag für Nils Körber mit einer Laufzeit bis 2017.

herthabsc.de: Nils, was bedeutet der Verein Hertha BSC für dich?
Nils Körber:
Hertha BSC, das ist eine Herzensangelegenheit. Innerhalb der vier Jahre, die ich mittlerweile hier bei Hertha spiele, ist der Verein ein kleines Zuhause für mich geworden.

herthabsc.de: Nach dem gewonnenen Pokalfinale mit der U19 hast du #stolzwieoskar gepostet. Wie fühlt man sich als junger Spieler denn vor solchen Begegnungen? Und wie danach, also außer "stolz wie Oskar"?
Körber: Vor dem Spiel war mir natürlich bewusst, dass so ein Pokalfinale eine Riesensache ist. Das ganze Drumherum und die vielen Zuschauer sorgen selbstverständlich auch dafür, dass man ein Stück weit aufgeregt ist. Doch das versuche ich immer auszublenden. Nach dem Abpfiff war ich dann einfach nur froh, dass wir es als Team geschafft haben, das Ding zu gewinnen.

herthabsc.de: Mittlerweile hast du deinen ersten Profi-Vertrag unterzeichnet, noch ein Grund „stolz wie Oskar“ zu sein – nachdem dieses Ziel nun erreicht ist, wie geht es weiter, was sind deine nächsten sportlichen Ziele?
Körber: Zunächst einmal ist es mein Ziel, so viele Spiele wie möglich zu bestreiten. In der U23 und wenn die Zeit gekommen ist und sich die Möglichkeit für mich ergibt, gerne auch bei den Profis. Ich hoffe dann irgendwann mal oben mitspielen zu dürfen und werde versuchen meine Chance zu nutzen. Das ist schließlich das Ziel jedes Spielers.

herthabsc.de: Ein Profi-Vertrag bedeutet zugleich auch ein fester Platz auf dem Mannschaftsfoto für die neue Spielzeit sowie deine allerersten Autogrammkarten. Wie fühlt sich das an?
Körber: Das fühlt sich natürlich super an! Vor allem, wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der ich als Kind selbst die Autogrammkarten meiner Vorbilder gesammelt und die Mannschaftsposter aus dem Kicker aufgehängt habe. Da auf einmal selbst mit drauf zu sein, ist eine Riesensache und etwas ganz Besonderes für mich.

herthabsc.de: Apropos Vorbilder. Mittlerweile fungierst du selbst als Vorbild vieler Nachwuchs- spieler. Was denkst du, worin du vorbildlich bist und gibt es einen Rat, den du den jungen Fußballern mit auf den Weg geben kannst?
Körber:
Vorbildlich schätze ich meine Disziplin ein, auf dem Platz und abseits davon. Bereits in den vergangenen Spielzeiten war ich immer ein Spieler, der nach den Trainingseinheiten länger draußen geblieben ist und immer noch ein bisschen mehr gemacht hat. Ob ich nun noch weiter den rechten oder den linken Fuß trainiert oder einfach noch ein paar Abstöße geübt habe, ob Vor- oder Nachbereitung – ich war immer ganz weit vorne mit dabei. Und genau das kann ich auch jungen Spielern nur raten. Diese Einheiten – auch wenn es nur 15 oder 20 Minuten vor oder nach dem Training sind – die sind das, was dich weiterbringen.

herthabsc.de: Und wo siehst du noch Optimierungspotenzial bei dir?
Körber: Nirgendwo ( lacht ). Nein, nein, das war Spaß. Ich kann und will mich überall verbessern. Deshalb arbeite ich auch täglich an meinen Stärken wie auch Schwächen.

herthabsc.de: Du bist ein sehr ehrgeiziger Mensch, wie wichtig ist denn deiner Meinung nach Talent und wie viel Prozent machen Training und Fleiß aus?
Körber: Natürlich ist Talent die Grundvoraussetzung und enorm wichtig, doch dasselbe gilt auch für die richtige Einstellung. Fleiß, beziehungsweise der Mangel daran, hat einen großen Anteil an dem eigenen Erfolg oder Misserfolg. Man muss immer an sich arbeiten. Wenn man das nicht macht, überholen einen andere ganz schnell.

herthabsc.de: Hast du ein bestimmtes Ritual vor den Spielen?
Körber:
Ein paar Stunden vor einem Spiel versuche ich immer, ein paar Szenen, die oft vorkommen, im Kopf durchzugehen. Dann überlege ich, wie ich in diesen bestimmten Spielsituationen am besten reagiere, denn das hilft mir später auf dem Platz ungemein.

herthabsc.de: Dein Mannschaftskollege Marius Gersbeck sagte im Interview, als Torwart brauche man auch "'ne Klatsche" und müsse irgendwie verrückt sein und eine Macke haben, kannst du das bestätigen?
Körber: Ja klar, dem stimme ich auf jeden Fall zu. Man muss ein Stück weit verrückt sein, um sich in manche Schüsse reinzuwerfen mit dem Gedanken, dass das auch mal weh tun kann – oder auch mal sehr weh (lacht ).

herthabsc.de: Du hast uns eben davon erzählt, wie du als Kind Autogrammkarten gesammelt hast. Wie viel Hertha-Fan steckt eigentlich heute noch in Nils Körber, dem Profi?
Körber: Schon im Alter von fünf Jahren war ich regelmäßig im Olympiastadion und habe mir die Spiele der Herthaner angeschaut und mitgefiebert. Mein Vater war kein großer Fußballfan und so musste ich ihn jedes zweite Wochenende überzeugen, mit mir ins Stadion zu gehen. Meiner Begeisterung für den Verein hat mein Profi-Vertrag keinerlei Abbruch getan. Es steckt immer noch viel des großen Fans von damals in mir.

herthabsc.de: Wolltest du seinerzeit schon Torwart werden?
Körber: Als junger Spieler wollte ich von Beginn an unbedingt die Torhüter-Position besetzen. Allerdings war ich lange Zeit sehr klein im Vergleich zu den anderen und habe mir oft anhören müssen, dass es schwer für mich werde, weil die Größe einfach nicht passe. Dann hatten wir bei Hertha BSC einen Torwart, der eine verhältnismäßig kleine Körpergröße aufwies und es dennoch geschafft hat. Das hat mich unglaublich motiviert und in meinem Wunsch bestärkt. Und heute sitze ich hier und es hat tatsächlich geklappt – und gewachsen bin ich dann ja auch noch ein paar Zentimeter (lacht ).

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Fleiß hat einen großen Anteil an dem eigenen Erfolg oder Misserfolg. Man muss immer an sich arbeiten.
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herthabsc.de: Gibt es ein Spiel, von dem du sagst, dass es das Beste deiner bisherigen Karriere war, eine Partie, die dir immer im Kopf bleiben wird?

Körber: Das beste Spiel, was ich persönlich je gemacht habe, war das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft mit der U17. Wir spielten gegen Gelsenkirchen und das auch noch auf Schalke. Die Partie gewannen wir mit 1:0 und zogen so ins Finale ein. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals in einem Spiel so viele Schüsse auf mein Tor bekommen habe und die auch noch alle halten konnte. Da hat auf einmal einfach alles geklappt, was klappen muss!

herthabsc.de: Du bist in Berlin geboren und aufgewachsen. Was zeichnet die Bundeshauptstadt deiner Meinung nach aus und hebt sie so von anderen Städten ab?
Körber: Berlin zeichnet sich unter anderem durch eine unglaubliche Fülle an Sehenswürdigkeiten aus. Man kann eigentlich in fast jeden Stadtteil gehen und hat überall was zu sehen. Außerdem begeistert die deutsche Hauptstadt durch ihre Vielfalt. Berlin ist unglaublich multikulturell und dadurch ganz besonders interessant.

herthabsc.de: An welchen Orten und Plätzen in Berlin hältst du dich am liebsten auf?
Körber: Aufgewachsen bin ich in der Nähe des Kurfürstendamms, zu Fuß brauche ich keine zehn Minuten dorthin. Daher habe ich mich schon seit meiner Kindheit viel dort aufgehalten. Auf der einen Seite, weil es aufgrund der Nähe praktisch war, aber auf der anderen Seite auch, weil es mir dort einfach sehr gut gefällt. Noch heute bin ich oft dort unterwegs. Es gibt viele schöne Läden, Sehenswürdigkeiten, Kinos, Restaurants, eigentlich alles, was das Herz begehrt.

herthabsc.de: Was würdest du gerne am Ende der Saison über dich in der Zeitung lesen?
Körber: Puh, schwierige Frage. Ich möchte auf keinen Fall lesen, dass ich verletzt bin. Vielleicht so etwas wie "Nils Körber ist gesund und fit und hat alle seine Ziele erreicht", das wäre doch super.

herthabsc.de: Und was über Hertha BSC?
Körber: "Hertha BSC hat eine solide super Saison gespielt" ( lacht ).

(aw/City-Press, HerthaBSC)

von Hertha BSC