Hier kommt Kurt
Teams | 7. Januar 2016, 16:05 Uhr

Hier kommt Kurt

Hier kommt Kurt

Neuzugang Sinan Kurt absolvierte am Donnerstag sein erstes Training im Dress von Hertha BSC – und hinterließ Eindruck.

Berlin - Seine ersten Schritte auf dem Schenckendorffplatz machte Sinan Kurt pünktlich. Um 9.59 Uhr betrat der 19-Jährige an der Seite von Mitchell Weiser erstmals mit der Fahne auf der Brust den Trainingsplatz auf dem Olympiagelände. Die türkis-blaue Trainingskluft der Berliner – sie passte einfach. Nur seine roten Schuhe erinnerten in diesem Moment noch ein wenig an seinen alten Arbeitgeber. "Ich freue mich sehr, in Berlin zu sein. Mitchell Weiser hat mir viel Positives über den Verein, die Fans und die Stadt erzählt. Dieser Eindruck hat sich hier schnell bestätigt", sagt Kurt, der Weiser aus gemeinsamen Tagen bei Bayern München kennt. Blau-weiß statt rot-weiß: Jetzt ist Kurt in der Hauptstadt, so wie es Frank Zander vor 16 Jahren schon in seinem Hit 'Hier kommt Kurt' prophezeite.

Kumpel Weiser wird dem Neuzugang die Anfangszeit an der Spree sicher vereinfachen. Doch schon während der ersten Einheit in Berlin sah man, dass Kurt offen auf seine neuen Mitspieler zugeht. Nach der Vorstellung auf dem Rasen – seine Kollegen begrüßten ihn mit Applaus - lief er sich neben Salomon Kalou und Per Skjelbred warm. Bei den anschließend Dehn- und Gymnastikübungen scherzte er mit seinem alten Bekannten Yanni Regäsel, den er von den DFB-Juniorenteams kennt. Natürlich merkte man Kurt gelegentlich an, dass er sich noch ein wenig auf die neuen Gegebenheiten einstellen muss. Doch das ist mehr als natürlich – vor allem für einen 19-Jährigen, der sein gewohntes Umfeld gegen ein neues eingetauscht hat. Aufgefallen ist ihm hier auf Anhieb trotzdem schon etwas. "Bei Hertha geht es familiärer zu als bei den Bayern. Jeder kümmert sich, jeder will dir sofort helfen. Der Ton ist locker, freundlich, einfach richtig nett", sagt Herthas künftige Nummer 18.

Den Rohdiamanten schleifen

Viel stärker festigte sich beim Training allerdings ein anderer Eindruck. Kurt möchte einfach Fußball spielen. Das Spiel mit dem Ball ist, was ihm so viel Spaß macht. Deutlich wird das am Vormittag nach den ersten Übungen mit dem Spielgerät. Hier ein explosiver Antritt, hier eine dynamische Ballmitnahme und dort ein präzises Zuspiel. "Sinan ist eines der größten deutschen Talente, ein Rohdiamant", hatte Pál Dárdai bereits erklärt. Der Trainer möchte diesen behutsam schleifen. "Wir wollen Sinan Schritt für Schritt an den Männerfußball heranführen. Wenn uns das gelingt, werden wir in Zukunft viel Freude an ihm haben", sagt der Coach, betont aber im gleichen Atemzug. "Druck wollen wir ihm dabei keinen machen.“ Dass Kurt über ein unheimlich großes Potenzial verfügt, steht außer Frage. Ob alte Trainer oder Mitspieler, sie alle bescheinigen dem deutschen Juniorennationalspieler besondere Anlagen – und ein feines Füßchen. Ob Vollspann, Schlenzer oder Außenrist, ob aus dem Spiel oder per Standardsituation: Der linke Fuß des pfeilschnellen Offensivspielers, der links, rechts oder zentral spielen kann, verzückt.

Eine erste Kostprobe davon gab Kurt 44 Minuten, nachdem er den Schenckendorffplatz betreten hatte. Nach einem strammen Linksschuss gratulierten ihm seine Mitspieler Ronny und Kalou beim Futsal zum Torerfolg. Doch Schulterklopfer, Komplimente oder Vorschusslorbeeren helfen keinem Fußballprofi. Das weiß auch Kurt. "Ich bin ein junger Spieler, der noch viel lernen kann, muss und will. Bei Hertha habe ich ein gutes Gefühl, das zu schaffen", sagt er. Unbedachte Ansprüche stellen, das ist nicht seine Art. "Ich möchte gut ankommen im Verein und in der Stadt. Das Wichtigste wird sein, dass ich gut trainiere. Spielpraxis bekomme, mich an die Mitspieler gewöhne, Automatismen der Mannschaft verinnerliche", sagt Kurt. Danach könne es Schritt für Schritt weitergehen. „Es wäre schön, wenn ich dabei helfen könnte, dass wir an die fantastische Hinrunde anknüpfen." Langfristig, das ist klar, möchte er nämlich nicht nur auf dem Trainingsplatz Spaß am Spiel haben, sondern auch in den großen Stadien des Landes. Passen dazu könnte eine Passage aus Frank Zanders Klassiker 'Hier kommt Kurt'. Dort gibt es „einen, den ihr noch nicht kennt! Seid ihr heiß drauf?! Hier kommt Kurt!"

(fw/City-Press)

von Hertha BSC