
Langer Weg zurück
Langer Weg zurück

Belek - Es lief die 69. Spielminute im kleinen Stadion des Titanic De Luxe-Hotel in Belek. Im Testspiel lag Hertha BSC 1:4 gegen den VfL Bochum zurück. Nach der Führung zur Pause funktionierte nicht viel im Spiel der Blau-Weißen. "Es gab viele Szenen, die nicht gut waren. Die Jungs waren nach drei Spielen in drei Tagen müde. Wir werden die Partie analysieren, aber dann schnell abhaken und vergessen", ordnete Trainer Pál Dárdai die Begegnung, die klar verloren ging, ein. Ganz so schnell vergessen wird Julian Schieber diese Partie - und die 69. Spielminute - nicht. Als die Nummer 16 auf der Anzeigetafel leuchtete, war das Comeback des Angreifers perfekt. "Ich selbst war gar nicht so euphorisch, obwohl ich elf Monate verletzt war. Ich habe mich mehr gefreut über die Reaktionen der Mitspieler und des Trainerteams, die alle total hinter mir standen", gibt Schieber einen Tag nach seinem Comeback Einblicke in sein Gefühlsleben. "Der Trainer hat mir gesagt, ich soll einfach mein Spiel machen und ein wenig in den Rhythmus kommen. Ich wusste schon vor dem Abflug ins Trainingslager, dass ich meine Minuten bekommen werde."

Druck auf seinem Weg zurück macht sich Schieber keinen. Es war ein langer Weg, das weiß er. Er weiß aber auch, dass er die größte Strecke schon zurückgelegt hat. "Ich bin noch immer in einer Aufbauphase, das Knie ist noch nicht bei 100 Prozent. Jetzt muss ich mich wieder an die schnellen Bewegungen und Handlungsschnelligkeit im Fußball gewöhnen. Sowas kann man nicht simulieren, aber ich habe bisher ein recht gutes Gefühl", sagt der Herthaner. Er spürt die Unterstützung vom Trainerteam, das ihn weiterhin Stück für Stück an die Mannschaft heranführen will. Schon am Samstag (16 Uhr Ortszeit) im abschließenden Testspiel gegen den FC Vaduz winken Schieber die nächsten Einsatzminuten. "Ich hoffe, dass jetzt der Anfang vom Ende der Leidenszeit beginnt", sagt er.

Auch Niklas Stark, der mit Leistenproblemen rund drei Monate pausieren musste, und Änis Ben-Hatira, der sein letztes Bundesliga-Spiel wegen einer komplizierten Zehenverletzung Anfang Mai bestritt, hielten über die volle Distanz durch. "Die Vorbereitung ist der ideale Zeitpunkt, um nach einer Verletzung zurückzukommen", sagt Stark. "Die Mannschaft hat es in den vergangenen Wochen überragend gemacht, aber wir sind Fußballer und wollen alle spielen." Lediglich Kraft kam in Belek bisher nicht zum Einsatz, doch auch der Schlussmann absolvierte an der türkischen Riviera Einheiten mit der Mannschaft. Sami Allagui, der wie Schieber mit einem Knorpelschaden im Knie ausfällt, ist mittendrin in der Reha und hofft noch in dieser Saison auf eine Rückkehr. Eines ist ihnenallen jedoch auch klar. "Testspiele sind nicht zu vergleichen mit Bundesligapartien. Dafür müssen wir noch eine Schippe drauflegen", sagen sie unisono. Die Voraussetzungen schaffen sie dafür jetzt.
(fw/City-Press)