Teamgeist
Teams | 15. Januar 2016, 16:59 Uhr

Teamgeist

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Lagerkoller Fehlanzeige: Auch nach sechs Tagen herrscht in Belek gute Stimmung.
Belek - Kein Tag ist in diesem Trainingslager vergangen, an dem diese Frage nich gestellt wurde. Ob Fans, Journalisten oder fußballinteressierte Einheimische: Sie alle wollen wissen, mit welcher Zielsetzung die Herthaner nach der starken Hinrunde in die zweite Saisonhälfte gehen. Dabei ziehen nicht wenige Parallelen zu vergangenen Spielzeiten. Dann geht es häufig um die Saison 2008/09, oder um die Spielzeit 2013/14. Zur Erinnerung: Vor fast sieben Jahren landeten die Blau-Weißen in der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte auf Rang vier, vor zwei Jahren hatte der Hauptstadtclub nach 17 Partien 28 Punkte gesammelt und spielte um die vorderen Plätze. Nach nur 13 Zählern in der Rückrunde werteten viele Rang elf am Ende der Saison als Enttäuschung.

Einer, der schon damals mit dabei war und heute die Mannschaft anführt, ist Fabian Lustenberger. Der Kapitän hält von solchen konstruierten Parallelen recht wenig. "Man kann unser aktuelles Team nicht mit einem der vergangenen Jahre vergleichen", sagt der Schweizer. "2008/09 waren wir individuell wahrscheinlich stärker besetzt, 2013/14 waren wir noch nicht so gefestigt wie jetzt." Es sind vor allem Beobachtungen aus Trainingseinheiten, aus Spielen oder einfach aus dem täglichen Auftreten der Mannschaft, die solche Vergleich verbieten. Die Herthaner stecken Rückschläge weg, sie glauben an ihre eigene Stärke. Auch wenn Partien holprig verlaufen, behalten sie die Nerven, wie in engen Duellen in Ingolstadt oder gegen Hoffenheim. Ein großes Erfolgsrezept: die mannschaftliche Geschlossenheit. "Wenn's läuft, hast du automatisch gute Stimmung, ein besseres Klima in der Mannschaft und mehr Zufriedenheit bei den Spielern. Aber bei uns freut sich wirklich jeder für den anderen und für die Mannschaft, dass es so gut läuft", sagt Lustenberger. Vladimir Darida bringt es auf den Punkt. "Wir haben eine super Truppe. Es passt einfach und wenn sich Fußballer wohl fühlen, funktionieren sie auch besser."

Mannschaftliche Geschlossenheit

Es sind aber auch vermeintliche Kleinigkeiten, für Außenstehende oft unscheinbare Dinge, die den Kapitän und Berlins Pferdelunge in ihrer Meinung bestärken. Das Trainingslager in Belek ist der beste Beweis. Nicht selten herrscht dort, wo man fast rund um die Uhr ganz eng aufeinander hockt, eine angespannte Stimmung. Lagerkoller nennt es der Volksmund. In Belek ist die Stimmung auch nach sechs Tagen ausgezeichnet. Hier ein lockerer Spruch, da lautes Gelächter oder eine herzliche Umarmung. Zu erleben ist das im Speisesaal der Berliner im Gloria Golf Resort, wo sich zwei lange Tafeln erstrecken. An dem einen Tisch sitzen die Spieler. Es gibt keine kleinen Tischchen, keine Grüppchen, so wie es in den Vorjahren auch schon mal der Fall war. Jeder sitzt mal neben jedem. "Wir sprechen viel, tauschen uns über alle möglichen Themen aus. Das ist schön und ungemein wichtig", sagt Per Skjelbred. An dem anderen isst das Funktionsteam mit den Trainern, Betreuern, dem Präsidenten, der Geschäftsleitung und der Medienabteilung. Nach den Mahlzeiten vermischen sich beide Tische. In Gemeinschaftsräumen bekommt jeder Anwesende schnell mit, wie die Stimmung ist, ob es irgendwo knirscht oder die Harmonie nur vorgespielt ist. Aber in diesem Trainingslager wird deutlich: Hertha BSC rückt zusammen.

Was abseits des Platzes zählt, gilt aber auch auf dem Trainingsplatz. Und dort wird schließlich der Grundstein zum Erfolg gesetzt. Dort kommt bei den Herthanern trotz den Belastungen in der Vorbereitung und dem Konkurrenzkampf der Spaß auch in diesen Tagen nicht zu kurz. "Die Mannschaft zieht in den Einheiten voll mit, alle wollen sich zeigen. Das ist förderlich für das Trainingsniveau", sagt Sebastian Langkamp. "Das zeigt einfach nur, dass wir uns gut verstehen."  Wer weiß, vielleicht wird im kommenden Sommer-Trainingslager eine andere Frage immer wieder gestellt. Vielleicht wollen Fans, Journalisten oder Einheimische dann nämlich wissen, was die Herthaner in der Rückrunde so stark gemacht hat? Möglicherweise denkt der eine oder andere Spieler in diesem Moment auch an de paar Tage in Belek zurück.

(fw/City-Press)

von Hertha BSC