Warnschuss
Profis | 4. April 2016, 12:52 Uhr

Warnschuss

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Das 0:5 von Hertha BSC gegen Borussia Mönchengladbach ist bitter, wirft die Blau-Weißen vor dem Saisonendspurt allerdings nicht aus der Bahn.

Berlin - Die Katakomben eines Fußballstadions sind ein sensibler Ort. Hier wird nach dem Spiel gelacht, diskutiert oder auch getrauert. Selbst ein Beobachter, der die vorherigen 90 Minuten verpasst hat, kann in der Regeln ohne große Mühe an Mimik und Körpersprache der Spieler erkennen, wie das Spiel ausgegangen ist. Das war nach der bitteren 0:5-Niederlage von Hertha BSC bei Borussia Mönchengladbach nicht anders. Während die Borussen ihren Sieg freudestrahlend feierten, schlichen die Blau-Weißen geknickt, enttäuscht und frustriert in die Umkleidekabine. "Glückwunsch an Gladbach, das Ergebnis ist leider auch in dieser Höhe richtig", sagte Trainer Pál Dárdai. "Wir brauchen keine Ausreden, wir hatten eine schlechte Tagesform, waren einfach langsamer und nicht so griffig als unser Gegner."

Dabei hatten sich die Berliner vor dem Topspiel zwischen dem Dritten und dem Fünften viel vorgenommen. Nach einer guten Trainingswoche blickte der Hauptstadtclub zuversichtlich auf das Kräftemessen am Niederrhein. Doch in der 14. Minute folgte der erste Rückschlag und die Gastgeber gingen nach einem Abspielfehler von Rune Almenning Jarstein durch Hazard in Führung. "Das 1:0 war ein Geschenk von uns, aber solche Fehler gehören dazu. Wir haben nicht deshalb verloren", nahm Coach Dárdai seinen Torwart in Schutz. Der Norweger selbst nahm das erste Tor der Hausherren klar auf seine Kappe. "Das war klar mein Fehler. Ich wollte Vladimir anspielen, aber ich hätte den Ball nicht spielen sollen. Manche Tage sind einfach keine guten", sagte Jarstein. Danach gestalteten die Herthaner die Partie bis zum Pausenpfiff recht ausgeglichen, wenn auch die klaren Torchancen ausblieben. "Wir haben es in der ersten Halbzeit phasenweise noch recht ordentlich gemacht, auch wenn Gladbach das Spiel kontrolliert hat."

Sinne für den Schlussspurt schärfen

Nach dem Seitenwechsel kamen die Blau-Weißen engagiert zurück auf das Spielfeld, doch wieder dauerte es nur 14 Minuten, bis die Gladbacher in Person von Hahn trafen (60.). "Wir wollten etwas höher verteidigen und den Ausgleich machen. Dadurch hat Gladbach mehr Räume gehabt und diese auch genutzt", analysierte Dárdai. Der 0:2-Rückstand - er war an diesem Nachmittag schon so etwas wie die Vorentscheidung. "Wir haben zu viel falsch gemacht, Gladbach hat fast alles richtig gemacht. Dass wir es besser können, haben wir schon bewiesen", ärgerte sich Kapitän Fabian Lustenberger, der für den verletzten John Anthony Brooks in der Innenverteidigung spielte. Auch wenn die Berliner in Sachen Zweikampfquote und Ballbesitz auf Augenhöhe waren, klappte bei den Borussen danach nahezu alles. Binnen neun Minuten erhöhten sie durch Herrmann (76.), Hazard (80.) und Traoré (85.) auf 5:0. „Natürlich war das sehr bitter für uns“, sagte Lustenberger. "Aber das Ergebnis wirft uns jetzt nicht aus der Bahn. Vielleicht war es ein Warnschuss zur rechten Zeit, damit wir alle unsere Sinne schärfen, um die letzten Spiele erfolgreich anzugehen und zu punkten."

Diese Meinung vertritt auch Pál Dárdai. "Es ist besser, jetzt einmal 0:5 zu verlieren, statt häufiger 0:1 und Sachen dann schön zu reden. Wir ziehen einen Strich hinter das Spiel, das wir verdient verloren haben", sagte der Ungar und richtete den Blick schon wieder nach vorne. "Wenn wir wieder in Berlin sind, werden wir weiter wie die Ameisen arbeiten!" 48 Punkte, Platz drei und das Wissen, dass seine Mannschaft in dieser Saison nach Rückschlägen immer die passende Antwort gegeben hat, bestärken den Fußballlehrer in seiner Meinung. Auch ein Blick auf die Hinrunde dürfte helfen, um den Frust und die Enttäuschung schnell abzuschütteln. Nach der 1:4-Niederlage gegen Gladbach schlugen die Herthaner zurück und gewannen 3:1 bei Hannover 96, dem Gegner am kommenden Freitag (08.04.16) im Berliner Olympiastadion. 

(fw/City-Press)

von Hertha BSC