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Berlin – Änderungen in seiner Stammelf hatte Pál Dárdai vor der Partie gegen Bayern München angekündigt. So überraschte es nicht, dass der Ungar am Wochenende seinen Worten Taten folgen ließ. Auf sechs Positionen tauschte Dárdai das blau-weiße Personal insgesamt aus. Dass Thomas Kraft den angeschlagenen Rune Jarstein im Tor ersetzte, Sebastian Langkamp den nicht ganz fitten John Anthony Brooks vertrat und Peter Pekarik hinten rechts in die Abwehrkette rutschte, war nicht verwunderlich. Auch die Einsätze von Valentin Stocker und Tolga Cigerci, die Salomon Kalou und Per Skjelbred zu einer Pause verhalfen, machten in den Berliner Rotations-Überlegungen Sinn. Überraschender war das Bundesliga-Startelfdebüt von Maximilian Mittelstädt, der für Genki Haraguchi auflief.
Am überraschendsten jedoch, und da dürften sich wohl auch die ausgefuchstesten Fans der Berliner die Augen gerieben haben, war die taktische Formation des Hauptstadtclubs. Fabian Lustenberger, zuletzt wieder im defensiven Mittelfeld gesetzt, und Niklas Stark, der in der Rückrunde als Innenverteidiger überzeugte, tauschten Positionen. Ungewohnte Rollen waren es für beide nicht – wohl auch deshalb spielten sie sehr souverän und überzeugten ihren Trainer. "Dass Lusti in der Abwehr spielen kann, wissen wir alle. Und Niklas verschafft sich durch seine Körpergröße, seine Beweglichkeit und Dynamik viel Respekt in den Zweikämpfen. Er hat seinen Job sehr gut gemacht", sagte Dárdai.
Weiser zentral, Mittelstädt rechts
Zumindest nicht komplett neu war der Arbeitsradius für Mitchell Weiser, der als eine Art Spielmacher im Zentrum hinter Vedad Ibisevic durch Ballsicherheit, Tempo und Spielfreude bestach. Beim Hauptstadtclub bekleidete er diese Rolle das erste Mal. "Ich habe diese Position zuletzt in der Jugend gespielt", sagte Herthas Nummer 20, der gewöhnlich auf der rechten Außenbahn beheimatet ist. "Das hat gut ausgesehen, was Mitch gemacht hat", honorierte auch Dárdai den Auftritt des 22-Jährigen, der in Abwesenheit des verletzten Vladimir Darida ein Aktivposten der Berliner war.

Ein Hingucker war – und da landen wir wieder beim unbekümmerten Startelfdebütanten Mittelstädt - auch die Leistung des erst 19-jährigen Mittelstädts. In seinem zweiten Bundesliga-Spiel agierte er nicht wie gewöhnlich als Linksverteidiger, sondern als rechter Mittelfeldspieler. Dort stand er in den vergangenen Wochen auch für die U19 und U23 auf dem Platz. Dennoch war seine Darbietung bemerkenswert. "Maxi ist torgefährlich und schlägt gute Flanken. Deshalb haben wir ihn auf der rechten Seite eingesetzt. Er hat die Position vorher schon bei uns im Training gespielt. Als junger Spieler ist es auch einfacher, sich erst vorn einzufinden", erklärte Dárdai seine Entscheidung. Einem weiteren jungen Spieler verhalf der Ungar kurz vor Abpfiff zur Premiere im deutschen Oberhaus: Florian Kohls. In seiner Amtszeit ist Kohls nach Mittelstädt und Yanni Regäsel der dritte Blau-Weiße aus der Hertha-Akademie, der Bundesliga-Luft geschnuppert hat.
Taktisch variabel
Doch Dárdai nahm diese Wechsel nicht vor, um Statistiken zu schönen. Besonders in der ersten Halbzeit gelang es den Blau-Weißen, Ligaprimus Bayern München vor Probleme zu stellen, auch oder gerade weil das Spiel der Herthaner durch die Spieler- und Positionswechsel unberechenbar war. "Gegen Bayern waren alle couragiert, mutig und frisch, ein toller Auftritt. Alle die neu reinkamen, haben sehr gut funktioniert - von vorne bis hinten", lobte auch Geschäftsführer Sport Michael Preetz die Variabilität und Qualität in der Breite des Kaders. "Alle haben das sehr gut gemacht, hier zieht jeder mit. Auch die, die nicht so oft spielen. Ich kann mich auf alle verlassen. Wir sind ein Team", freute sich Dárdai, der weiß, dass diese Charakterstärke auch für die noch drei ausbleibenden Partien ein wichtiger Faustpfand werden kann.
(fw/City-Press)