
Nachgeschmack
Nachgeschmack

Die Niederlage gegen Darmstadt schmerzt. Dennoch haben die Herthaner vor dem letzten Spieltag noch vieles in der eigenen Hand.
Berlin – Lernprozesse können manchmal schmerzhaft sein und sich für den oder die Betroffenen sehr langwierig anfühlen. Für Hertha BSC stellte sich das letzte Heimspiel der Saison 2015/2016 gegen den SV Darmstadt 98 als Teil einer schwierigen Saisonphase genauso dar. "In der Rückrunde haben wir nach einem nicht optimalen Beginn den Spieß gedreht und bis zur Länderspielpause gut gepunktet", erklärte Trainer Pál Dárdai nach der Partie. "Dann hatten wohl alle zu viel Zeit, um über die internationalen Wettbewerbe nachzudenken. Seitdem wiederholt es sich oft, dass nach einer Führung und guten Ansätzen plötzlich unser gesamtes Konzept kippt. Ich glaube, dass das eine Art von Angst vor dem Erfolg ist. Wir haben eine junge Mannschaft und müssen daraus lernen."
Eigentlich war nämlich alles angerichtet für ein rundherum gelungenes Saisonfinale. Nach 14 Minuten verwandelte Vladimir Darida im gut gefüllten, sonnigen Olympiastadion eine präzise Hereingabe von Maximilian Mittelstädt zur frühen Führung für die Herthaner. "Wir haben sehr gut angefangen, mutig nach vorne gespielt und sind zurecht in Führung gegangen", analysierte der Torschütze nach der Partie. "Darmstadt hat seine erste Chance direkt zum Tor genutzt. Danach war es gegen diese kompakte Defensive schwer. Trotzdem hatten wir noch einige Chancen - dass wir die nicht zum Tor genutzt haben, ist am Ende bestraft worden."
Denn die Gäste aus Südhessen ließen sich von dem Rückstand nicht aus dem Konzept bringen und glichen zehn Minuten später durch Gondorff aus. In der Folge erhöhten die Blau-Weißen wieder den Druck, der ersehnte erneute Führungstreffer blieb dabei jedoch aus. "Man muss gegen so einen Gegner, der viel zu verlieren hatte, Mut beweisen und das zweite Tor machen. Das haben wir nicht geschafft, weil wir viel zu nett, zu brav sind", erklärte Pál Dárdai nach dem Spiel. "Heute lief mit dem Führungstreffer auch zunächst alles nach Plan, wir wussten um die Darmstädter Stärken. Dennoch haben wir im Anschluss immer wieder den Schritt nach hinten gemacht, anstatt weiter nach vorne zu spielen. Das macht mich langsam verrückt und verursacht Bauchschmerzen bei mir."
Nach dem Seitenwechsel taten sich die Herthaner zunächst etwas schwer, um dann nach 62 Minuten das Olympiastadion doch wieder beben zu lassen. Ein möglicher zweiter Treffer von Darida, der nach einer Kopfballablage von Vedadb Ibisevic traf, fand wegen einer zumindest diskutablen Abseitsstellung jedoch keine Anerkennung. In der Folge entwickelte sich ein offenes Spiel, bei dem auch die 'Lilien' zu Torchancen kamen – und sieben Minuten vor dem Ende durch Wagner zuschlugen. "Wenn du das erste Tor machst und die Möglichkeit hast, das Spiel vorzeitig zu entscheiden, dann musst du das tun", sagte Salomon Kalou nach der Partie. "Wenn du das nicht schaffst, hat das andere Team immer die Möglichkeit zurückzukommen, und genau das ist heute passiert. Nach dem Ausgleich wuchs das Selbstvertrauen bei Darmstadt immer mehr, und am Ende haben sie ihre Chance zum Sieg genutzt."
In den letzten Minuten warf die Dárdai-Elf, die ab der 88. Minute in Überzahl agierte, noch einmal alles nach vorne. Doch der Ausgleich sollte nicht mehr gelingen. So dominierten in der blau-weißen Gefühlswelt trotz einer insgesamt starken Saison nach dem Schlusspfiff zunächst die negativen Gefühle. "Glückwunsch an meine Mannschaft für das, was sie in diesem Jahr erreicht hat", erklärte Pál Dárdai nach dem Spiel. "Dennoch bleibt nach heute ein komischer Nachgeschmack. Viele Fans waren hier, wir wollten einen schönen Saisonabschluss hinbekommen – das haben wir nicht geschafft." Auch dem Ungarn war anzumerken, dass er sich die letzte Heimpartie anders vorgestellt hatte. Doch Dárdai wäre nicht Dárdai, wenn er nicht gleichzeitig eine klare Ansage für das letzte Saisonspiel in Mainz ausgegeben hätte. "Wir haben jetzt noch eine Aufgabe in Mainz. Dort will ich Aggressivität und Kampf sehen. Wir waren heute wieder einmal wie blockiert und müssen das heutige Spiel verarbeiten – das wird meine Aufgabe sein!"
Trotz der schmerzhaften Niederlage gegen Darmstadt haben die Blau-Weißen beim Saisonfinale in Rheinhessen noch vieles in der eigenen Hand. Vladimir Darida, dessen Rückkehr dem Hertha-Spiel sichtlich gut getan hatte, blickte dementsprechend mit einer Mischung aus Trotz und Selbstvertrauen auf die letzte Partie. "Drei Vereine haben die gleiche Punktzahl, und für uns steht jetzt in Mainz ein großes Finale an", erklärte der Tscheche. "Wir haben eine Woche zur Vorbereitung und werden dann alles dafür tun, dort drei Punkte mitzunehmen!"
(kk/City-Press)
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