
"Erwarte, dass Hertha auf Kampf setzt"
"Erwarte, dass Hertha auf Kampf setzt"

Berlin - Karrieren im Profifußball verlaufen nicht immer gradlinig, Leon Balogun kann ein Lied davon singen. Der gebürtige Berliner, der im Jugendbereich auch schon für Hertha BSC auflief, kämpfte sich über die Umwege Hertha Zehlendorf und Türkiyemspor in den Profifußball und debütierte 2009 für Hannover 96 in der Bundesliga. Über weitere Karrierestationen bei Werder Bremen, wo er vorwiegend in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam, sowie bei Fortuna Düsseldorf, wo sein Vertrag nach schwerer Verletzung auslief, landete Balogun im Oktober 2014 in Darmstadt. Beim SVD wurde der 27-jährige nigerianischer Nationalspieler und schaffte mit den 'Lilien' den Aufstieg in die Bundesliga. Anschließend wechselte der Deutsch-Nigerianer nach Mainz, wo er sich in der Rückrunde als Stammspieler etablieren konnte und in der kommenden Saison auch europäische Spiele erleben wird.
Im Gegnerinterview mit herthabsc.de spricht Balogun über seine nicht ganz gewöhnliche Karriere, Verbindungen nach Nigeria und Berlin sowie das Duell mit Hertha BSC.
herthabsc.de: Herr Balogun, der FSV sicherte sich mit dem Sieg in Stuttgart die Teilnahme am Europapokal. Sie fieberten bei Twitter mit - was bedeutet dieser Erfolg für den Verein und Sie persönlich?
Leon Balogun: Eine Menge – für einen wirtschaftlich gesehen eher kleinen Club wie Mainz 05 ist der Einzug in den europäischen Wettbewerb fast schon wie ein kleines Wunder. Besonders, weil dieses Wunder in den letzten Jahren schon dreimal passiert ist. Das ist bemerkenswert und spricht für die gute Arbeit, die hier in Mainz geleistet wird. Für mich persönlich ist es auch ein Meilenstein. Es wäre für mich die erste Teilnahme an der Euro League. Wenn man bedenkt, dass es in meiner Karriere nach der schweren Verletzung vor einigen Jahren nach allem aussah, aber nicht nach internationalem Wettbewerb, ist das fast schon wie ein wahr gewordener Traum.
herthabsc.de: Im Verlauf der Rückrunde konnten sie sich einen Stammplatz in der Mainzer Mannschaft erkämpfen. Wie zufrieden sind sie mit ihrer persönlichen Entwicklung in dieser Saison?
Balogun: Als ich im Sommer von Darmstadt nach Mainz gewechselt bin, war mir klar, dass ich hart arbeiten und kämpfen muss für einen Startelfeinsatz. Besonders in der Defensive ist Mainz 05 ja gut besetzt gewesen. Aber ich habe mich in den Trainings voll reingehängt und versucht, mich in den Testspielen in den Vordergrund zu spielen und am Ende meine Chance bekommen. Sicher ist immer Luft nach oben – aber mit der Entwicklung in diesem Jahr bin ich absolut zufrieden.
herthabsc.de: Trainer Martin Schmidt sicherte letztes Jahr den Klassenerhalt und punktet mit ihrer Mannschaft auch in diesem Jahr konstant. Was zeichnet ihn und seine Arbeit aus?
Balogun: Der richtige Mix aus Leidenschaft und Akribie. Er vereint viele gute Eigenschaften der Trainer, die ich vorher hatte, in einer Person. Er ist sehr kommunikativ und kann einen mit seiner emotionalen Art richtig anstecken. Darüber hinaus stellt er uns immer genau auf die kommenden Gegner ein.
herthabsc.de: Ihre Karriere verlief nicht immer gradlinig, inzwischen haben sie sich aber zum Bundesligaprofi emporgearbeitet. Zeigt ihre Laufbahn, dass man seine Träume nicht zu früh aufgeben darf?
Balogun: Ja, ich denke das kann man so sagen. Besonders als ich vertragslos war nach meiner schweren Verletzung in Düsseldorf hätten viele jemanden der behauptet, dass ich noch mal regelmäßig in der Bundesliga kicken oder für die Nationalmannschaft Nigerias auflaufen werde, für verrückt erklärt. Aber ich selbst habe mich nie hängen gelassen und daran geglaubt, dass es wieder bergauf gehen wird. Als Dirk Schuster mich dann nach Darmstadt geholt und mir dort die Chance gegeben hat, hat mich das in meinem Glauben zusätzlich bestätigt. Für diese Chance werde ich ihm und dem Verein immer dankbar sein.
herthabsc.de: 2014 debütierten sie als nigerianischer Nationalspieler für das Heimatland ihres Vaters und bestritten seitdem sechs Spiele für die 'Super Eagles'. Was bedeutet es für sie, Nationalspieler Nigerias zu sein?
Balogun: Eine Menge – es macht mich stolz, das Heimatland meines Vaters und damit ein Stück weit auch meine Wurzeln repräsentieren zu dürfen. Ich bin ja in Berlin geboren und aufgewachsen und habe Nigeria vor meinen Einsätzen mit der Nationalmannschaft nur über die Familie meines Vaters gekannt. Aber die Kultur des Landes hatte trotzdem einen großen Einfluss auf mich. Jetzt für die 'Super Eagles' zu spielen, ist etwas ganz, ganz Besonderes für mich.
herthabsc.de: Am Samstag kommt es in Mainz zum Spiel zwischen dem FSV und Hertha BSC. Sie sind gebürtiger Berliner und spielten im Jugendbereich bereits für den Hauptstadtclub, wird es für sie daher eine ganz besondere Partie?
Balogun: Das Hinspiel habe ich verletzungsbedingt ja leider verpasst, ich denke das wäre was die Rückkehr nach Berlin angeht sicher etwas emotionaler geworden. Da sitzen dann die ganze Familie und die Freunde im Block und man spielt quasi in der Heimatstadt. Aber jetzt beim Rückspiel hat die Tatsache, dass der Gegner aus Berlin kommt, für mich eher wenig Gewicht. Für uns geht es darum, uns direkt für die Gruppenphase der Europa League zu qualifizieren – das ist es, was diesen Tag für uns zum absoluten Highlight macht.
herthabsc.de: Beide Mannschaften kämpfen in diesem letzten Saisonspiel als Tabellennachbarn noch um die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League. Was für eine Begegnung erwarten sie?
Balogun: Für beide geht es am letzten Spieltag noch um etwas. Ich erwarte in jedem Fall ein spannendes, packendes Spiel mit viel lautstarker Unterstützung von den Rängen. Und ich erwarte, dass Hertha BSC nicht den Fußball spielen wird, den wir die ganze Saison von ihnen gesehen haben, sondern auf Kampf setzen wird. Wir hoffen, dass wir den 05-Fans am Ende dieser tollen Saison mit einem letzten Heimsieg noch mal einen richtigen Grund zum Feiern schenken können.
(kk/dpa)
Gesagt...
[>]Wenn man bedenkt, wie es nach meiner schweren Verletzung aussah, ist der Europapokal fast schon wie ein wahr gewordener Traum.[<]