Zum Nachlesen: Herthas Mitgliederversammlung!

Berlin - Es ging lange: Um 23.35 Uhr beendete Versammlungsleiter Dr. Dirk Lenfter am Montagabend (23.05.16) die ordentliche Mitgliederversammlung in der Messe Berlin. Von Herthas Volunteers am Einlass in Empfang genommen und inzwischen traditionell hervorragend von der Kegel-Abteilung bewirtet - allen Helfern ein riesengroßer Dank - hatten die 1.332 Hertha-Mitglieder (Stand: 21.21 Uhr) zuvor die Mannschaft von Trainer Pál Dárdai mit lang anhaltendem Applaus in den wohlverdienten Urlaub entlassen, den Berichten aus den Abteilungen und Gremien gelauscht, waren ihre Fragen losgeworden und hatten sich bei einer Nachricht besonders gefreut: Zum 125. Geburtstag des Hauptstadtclubs kommt das Gründungsschiff 'Hertha' auf Initiative der beiden Präsidiumsmitglieder Ingmar Pering und Christian Wolter endlich zurück nach Berlin. Der eigentliche Höhepunkt war allerdings die turnusmäßige Neuwahl des Präsidiums.

Und das neue Präsidium ist nahezu das alte. Kontinuität wird bei Hertha BSC am Ende einer hervorragenden Saison groß geschrieben. Präsident Werner Gegenbauer und sein Stellvertreter Thorsten Manske wurden mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigt - ebenso starke Ergebnisse verbuchten die bisherigen Präsidiumsmitglieder Renate Döhmer, Michael Ottow, Ingmar Pering, Norbert Sauer, Christian Wolter und Marco Wurzbacher. Von den vier neuen Kandidaten schaffte lediglich Fabian Drescher die erforderliche Mehrheit. Und das klar. Der 33-Jährige Jurist, selbst lange Zeit Ostkurven-Dauerkarten-Besitzer und zuletzt bereits im Vereinsgericht von Hertha BSC engagiert fand große Zustimmung innerhalb der Hertha-Familie, im Gegensatz zu Oliver Funk, Bert Handschumacher und Jörg Neubauer, die jeweils nicht einmal die Hälfte der der erforderlichen Stimmen auf sich zu vereinigen wussten.

Der Wahl vorangegangen war die obligatorische Verabschiedung der Mannschaft. Auch Kapitän Fabian Lustenberger ergriff das Wort und sprach den Mitgliedern aus dem Herzen: "Im letzten Jahr standen wir hier und wussten nicht so recht, ob wir uns jetzt überhaupt freuen dürfen. Das ist dieses Jahr ganz anders. Es war eine tolle Saison, die Lust auf mehr gemacht habt - danke für eure Unterstützung, wir sehen uns alle im nächsten Jahr!" Als ebenfalls fester Bestandteil folgte - Ehre, wem Ehre gebührt - die Auszeichnungen für besondere Leistungen der zu Ende gehenden Saison. Die Goldene Leistungsnadel bekamen die U19-Junioren von Trainer Andreas Thom für das erneute Erreichen des DFB-Junioren-Pokalfinal, die Bronzene erhielten die Berliner-Pokalsieger-Teams der U17, U15 und U12 - ebenfalls ausgezeichnet wurde der U13-Nachwuchs für den Gewinn der VW Junior World Masters in Paris. Ingmar Pering überreichte im Anschluss die Goldene Ehrennadel an Axel Bauer. Seit 1979 Mitglied bei den Blau-Weißen, engagiert sich der Berliner seit 1990 im Revisionsausschuss.

Selbstverständlich nicht fehlen durften die Berichte der Geschäftsführung. Michael Preetz blickte auf ein erfolgreiches Jahr zurück, das mit dem DFB-Pokal-Halbfinale einen emotionalen Höhepunkt erlebt hat und Lust auf mehr gemacht habe. Auch zu Personalien äußerte sich Herthas Manager: Marius Gersbeck kehrt vorzeitig von seiner Leihe aus Chemnitz zurück, die auslaufenden Verträge mit Sascha Burchert und Johannes van den Bergh würden hingegen nicht verlängert werden. Für den ebenfalls ausgeliehenen Hajime Hosogai besitzt Bursaspor noch eine Kaufoption - die Rückkehr sei somit noch offen. Besonders positiv sei in der vergangenen Spielzeit der Einsatz der Nachwuchsspieler gewesen. "Es wird immer ein fester Bestandteil der Philosophie von Hertha BSC sein, junge Spieler aus der eigenen Akademie einzubinden", so Preetz. "Wir stehen vor spannenden Zeiten mit unserem Club - und ich freue mich darauf, diese gemeinsam mit Ihnen anzugehen."

Auch Finanzchef Ingo Schiller hatte Positives zu vermelden. In der kommenden Saison 2016/17 plane Hertha BSC mit 45 Punkten, der Teilnahme an drei Runden im DFB-Pokal, einem Schnitt von 49.950 Zuschauern (inkl. VIP-, Ehren und Freikarten), Platz 11 in der TV-Geldrangliste der 1. Bundesliga sowie der Qualifikation für die Gruppenphase der UEFA Europa League. Mit Eintreten dieser Prämissen ergäben sich Erträge von 102,3 Mio Euro sowie Aufwendungen in Höhe von 102,1 Mio. Euro. "Diese Planungen zeigen, dass sich Hertha BSC Schritt für Schritt wieder in andere Dimensionen entwickelt", sagte Herthas Finanzchef Ingo Schiller. "Das Überschreiten der 100 Millionen-Euro-Grenze ist ein Meilenstein für den Verein." Zum Verbleib im Olympiastadion erklärte Schiller: "Beide Seiten haben sich aufeinander zu bewegt." Mit dem Thema Stadionneubau wolle man sich dennoch "seriös und in Ruhe" beschäftigen und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Nach der Aussprache und dem Beantworten aller offenen Fragen ging eine deutlich ruhigere Mittgliederversammlung im Vergleich zum Wetter über Berlin zu Ende: Draußen zuckten Blitze durch Nach, Donner grollte und es schüttete aus Kübeln.

(war/City-Press)