
Auf den Punkt gelegt!
Auf den Punkt gelegt!

Berlin - Eine richtige Sommerpause hat Michael Preetz nicht. Herthas Geschäftsführer Sport bleiben in den Sommermonaten lediglich ein paar Momente zum Durchschnaufen. "Unsere Vorbereitung auf die neue Saison läuft nicht erst seit Juni. Aber in der Phase nach den großen Turnieren in diesem Sommer bis Schließung des Transferfensters herrscht natürlich Hochbetrieb", sagt der 48-Jährige, der an dieser Stelle ausführlich über die Vorbereitung der Herthaner, die Kaderplanung, Erwartungen und Ziele spricht.
herthabsc.de: Herr Preetz, am Mittwoch (29.06.16) startet die Vorbereitung auf die neue Saison. Am 28. Juli und 4. August und dann gegebenenfalls am 18. und 25. August spielt Hertha BSC um den Einzug in die Gruppenphase der Europa League. Inwiefern beeinflussen diese Partien den Start in die neue Spielzeit?
Michael Preetz: Natürlich beeinflusst uns das. Der Pflichtspielauftakt ist etwa einen Monat nach dem Trainingsauftakt. Normalerweise läuft die Vorbereitung im Sommer sechs bis sieben Wochen. Es ist eine Herausforderung, auf der einen Seite die konditionellen und athletischen Grundlagen für die Saison aufzubauen und auf der anderen Seite sich zielgerichtet auf die Qualifikationsrunden vorzubereiten. Der frühere Auftakt muss aber nicht zwangsläufig ein Nachteil sein. Es kann auch ein Vorteil sein, wenn wir mit Matchpraxis in die Bundesliga und den DFB-Pokal starten. Vielleicht sind wir so schneller im Rhythmus und in einer körperlich besseren Verfassung als so mancher Gegner.
herthabsc.de: Welche Herausforderungen müssen Sie – auch durch die Qualifikationsspiele – als Geschäftsführer Sport bei der Zusammenstellung des neuen Kaders meistern?
Preetz: Wir stecken in einer Sommerpause mit sportlichen Großereignissen. Wir haben die Europameisterschaft in Frankreich, Olympia in Brasilien, eine U19-EM in Deutschland und hatten die Copa América in den USA. Bei den Turnieren waren bzw. sind überall Spieler von uns im Einsatz. Dadurch, dass wir in die Qualifikation für die Europa League müssen, haben wir letztendlich keine finanzielle Planungssicherheit. Es sieht alles danach aus, dass es ein langer und intensiver Transfersommer wird. Wir halten die Mannschaft zusammen, wollen aber auch versuchen, sie punktuell zu verstärken. Aber die Transfers müssen sportlich Sinn machen, zu unserer Philosophie passen und vor allem wirtschaftlich realisierbar sein. Sollten wir die Gruppenphase erreichen, werden wir die ganze Breite des Kaders nutzen, um die Belastung zu verteilen.

herthabsc.de: Welche Bedeutung hätte eine Teilnahme am internationalen Geschäft?
Preetz: Natürlich sprechen wir hier im Falle einer Qualifikation von Mehreinnahmen für den Verein. Aber wir würden uns vor allem auf die sportliche Herausforderung gegen internationale Gegner freuen. Die Spieler könnten auf diesem Niveau wichtige Erfahrungen sammeln. Wenn wir die Gruppenphase der Europa League erreichen sollten, hätten wir bis zur Winterpause insgesamt zehn Pflichtspiele mehr. Darauf müssten wir uns einstellen. Dennoch: Der totale Fokus liegt auf der Bundesliga.
herthabsc.de:Wie regelmäßig tauschen Sie sich in den vergangenen Wochen mit Pál Dárdai ausgetauscht?
Preetz: Wir wissen, was wir machen wollen. Es ist kein Geheimnis, dass wir nach schnellen und torgefährlichen Spielern suchen. Für Pál war es nach seiner ersten kompletten Saison als Cheftrainer wichtig, sich ein wenig auszuruhen und neue Kräfte zu sammeln. Er hat bei der Europameisterschaft für das ungarische Fernsehen gearbeitet und war vor Ort, um Entwicklungen aus nächster Nähe zu beobachten.
herthabsc.de: Platz 7 in der Liga, dazu der Einzug ins DFB- Pokal-Halbfinale. 2015/2016 sorgte Hertha BSC für einige Highlights. Welche Momente sind Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben?
Preetz: Die ganze Pokalsaison war für uns eine schöne Geschichte. Jeder weiß, dass wir seit mehr als drei Jahrzehnten nicht so weit gekommen sind wie in diesem Jahr. Ein Highlight war sicherlich das Halbfinale gegen Borussia Dortmund, auch wenn wir uns ein anderes Ergebnis gewünscht hätten. Aber das ganze Drumherum war ein einmaliges Erlebnis. In der Bundesliga haben wir unmittelbar vor der Winterpause unheimlich stark gespielt. Wahrscheinlich haben wir in dieser Phase die besten Leistungen abgerufen. Zu einem vollständigen Saisonrückblick gehört allerdings auch der Fakt, dass das letzte Viertel nicht so lief wie gehofft.
herthabsc.de: Über welche Partien oder Ergebnisse ärgern Sie sich im Rückblick denn am meisten?
Preetz: Es ist wichtig, dass wir die abgelaufene Saison – auch mit der schwächeren Phase am Ende – richtig einordnen. Wir müssen bedenken, wo wir herkommen: Vor einem Jahr wären wir fast abgestiegen. Deswegen ist es nicht vermessen zu sagen, dass die Mannschaft eine starke Saison abgeliefert hat. Eine Schwächephase müssen wir den Jungs auch eingestehen, außer Bayern München und Dortmund gab es keine Mannschaft, die über die ganze Saison am oberen Limit gespielt hat. Dennoch müssen wir analysieren, was in der Endphase schiefgelaufen ist, was wir hätten besser machen müssen. Die Frage ist dann: Wo haben wir Punkte liegen gelassen, die zur direkten Qualifikation für die Europa League gereicht hätten? Hier müssen wir ansetzen und die Dinge in Ruhe aufarbeiten.
herthabsc.de: Woran müssen Trainer Pál Dárdai und die Mannschaft in der kommenden Spielzeit besonders arbeiten?
Peetz: Es wird darum gehen, Antworten und neue Lösungen zu finden, wenn sich die anderen Mannschaften auf unser Spiel einstellen. Wir sind in einem permanenten Entwicklungsprozess, den wir in der vergangenen Saison herausragend gemeistert haben. Ab Sommer wollen wir diese Geschichte weiterschreiben. Außerdem haben wir wie im Vorjahr auch diesmal unmittelbar nach Saisonende Feedback-Gespräche mit den Spielern geführt. Wir finden es wichtig, dass die Jungs eine Rückmeldung von uns bekommen. Wir haben darüber gesprochen, wie wir ihre Leistungen gesehen haben, was uns gefallen hat und was sie vielleicht noch verbessern können. Wir geben aber auch Hinweise, was wir von ihnen in Zukunft erwarten.
herthabsc.de: Bei der Mitgliederversammlung im Mai haben die Herthaner das Präsidium um Werner Gegenbauer wiedergewählt. Warum war diese Entscheidung so wichtig für den Verein?
Preetz: Wir haben es in den vergangenen Jahren bei Hertha BSC geschafft, in schwierigen Zeiten die Kontinuität in der Spitze und in den Gremien zu bewahren. Das ist in diesem Geschäft, in dem eine hohe Fluktuation herrscht, nicht unbedingt üblich. Ingo Schiller und ich – und dadurch auch die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle – haben stets das Vertrauen des Präsidiums gespürt. Dadurch haben wir es geschafft, trotz Rückschlägen ruhig und besonnen zu arbeiten. Ich glaube, diese Kontinuität in der Führung ist sehr wichtig und ein weiterer Schritt, um sich mit voller Kraft den Herausforderungen der Zukunft zu stellen.
herthabsc.de: In den nächsten Jahren wird Hertha BSC seine Heimspiele weiter im Olympiastadion austragen.
Preetz: Das Olympiastadion ist unsere Heimat. Wir hatten immer das Ziel, den Vertrag mit der Stadiongesellschaft zu verlängern. Das ist uns gelungen. Wir haben eine gute Lösung gefunden, mit der beide Seiten zufrieden sind. Völlig unberührt davon machen wir uns weiter Gedanken um die Zukunft des Vereins – und dazu gehört es, sich Gedanken über den Bau eines neuen Stadions zu machen.
herthabsc.de: 2017 feiert Hertha BSC 125-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass kehrt auch der Hertha-Dampfer zurück in die Hauptstadt. Wo geht die Reise vom Hauptstadtclub in den nächsten Jahren hin?
Preetz: Es wäre schön, wenn rund um die Feierlichkeiten die 'Hertha', dieses große Stück Vereinsgeschichte, seinen Weg zu uns findet. Für unseren Verein geht es weiter darum, sich in der Bundesliga zu etablieren. Wir stehen bei einem Blick auf die Kräfteverhältnisse in der Liga zwischen den internationalen Plätzen und den Abstiegsrängen, zu denen wir möglichst viel Abstand halten wollen. Um den Blick nach oben richten zu können, müssen wir uns als Verein Schritt für Schritt weiterentwickeln. Um den Abstand zu anderen Vereinen zu reduzieren, müssen wir deshalb strukturelle Themen angehen und umsetzen. Um unsere finanziellen Möglichkeiten zu verbessern und unsere gesteckten Ziele zu erreichen, arbeiten wir deshalb daran, einen zweiten Investor zu finden. Die Basis dafür ist natürlich der größtmögliche sportliche Erfolg – und für diesen werden wir alles geben!
(fw/HerthaBSC)
Hinweis: Das vollständige Interview ist Teil von Herthas 'Saisonmagazin 2016', das es ab sofort online und in allen Hertha BSC-Fanshops gibt! Auf 100 Seiten finden Herthaner alles über eine Saison, die wie gemalt war. Höhepunkte zum Genießen, zum nie Vergessen. Unsere sportliche Bilanz, mit Geschichten, Zahlen, Daten, Fakten und vor allem vielen, vielen Bildern, sozusagen Belege unserer schönsten Momente. Aber auch manch trauriger – denn auch das gehört logischerweise zu einer Schlussrechnung dazu.
Gesagt...
[>]Wir sind in einem Entwicklungsprozess, den wir in der vergangenen Saison herausragend gemeistert haben. Wir wollen diese Geschichte weiterschreiben.[<]