Fitness aus Leidenschaft
Profis | 4. Juli 2016, 19:43 Uhr

Fitness aus Leidenschaft

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Herthas Athletiktrainer Henrik Kuchno kümmert sich um die körperliche Vorbereitung der Herthaner. herthabsc.de hat mit ihm gesprochen.
Bad Saarow - Die Sonne scheint über dem Teamhotel in Bad Saarow. Nach dem noch eher ballorientierten Vormittagstraining sitzen Herthas Athletiktrainer auf der Terrasse zusammen, besprechen die Nachmittagseinheit und sammeln bereits weitere Ideen für die noch anstehenden, schweißtreibenden Einheiten während des Trainingslagers. Erstmals kümmern sich beide Trainer darum, die Blau-Weißen im Trainingslager wieder in eine optimale Verfassung für die anstehende Saison 2016/17 zu bringen. Bevor das große Schwitzen beginnt, sprach Henrik Kuchno mit herthabsc.de über die Gestaltung der Vorbereitung, die Absprachen mit Pál Dárdai, wissenschaftliche Erkenntnisse und liebgewonnene Hilfsmittel.

herthabsc.de: Hendrik und Henrik - in diesem Jahr hast du Unterstützung durch Hendrik Vieth. Woran liegt es, dass ihr die Jungs dieses Mal gemeinsam 'quält'?
Henrik Kuchno: Bei der Gruppengröße ist es mit Unterstützung natürlich einfacher und außerdem haben wir momentan das Glück, dass wir in Berlin keine verletzten Spieler betreuen müssen. Vier Augen sehen mehr als zwei, man kann die Übungen besser aufteilen.

herthabsc.de: Teilt ihr euch auf?
Kuchno: Hendrik achtet ein bisschen mehr auf die fußballerischen Komponenten und ich schaue, dass die Geschwindigkeiten passen. Wichtig ist aber, dass wir zusammen die Ziele der Übungen mit den Spielern realisieren können.
herthabsc.de: Hat sich durch die Euro League-Quali und die damit veränderte Vorbereitungszeit auch etwas an euren Planungen verändert?
Kuchno: Nein, das hatte keinen großen Einfluss. Wir hatten die Hausaufgaben für die Spieler ja schon so ausgegeben, dass wir in etwa wussten, mit welchem Stand sie zu uns zurückkehren - unabhängig vom weiteren Ablauf. Sie haben alle ihre Aufgaben erfüllt, das hat die Leistungsdiagnostik gezeigt - da haben sie alle einen guten Job gemacht. Man kann schon sagen, dass die Jungs besser drauf sind als im Winter, als wir die Tests das letzte Mal gemacht haben.
herthabsc.de: Welchen Einfluss hat das Besser-drauf-sein für die jetzige Arbeit?
Kuchno: Wir können basierend auf dem momentanen Stand einige Übungen schon früher machen, als vielleicht noch vor einem Jahr. Über die Daten, wie GPS, Pulsfrequenz oder Laufgeschwindigkeit bekommen wir auch immer ein gutes Feedback, ob jeder Spieler im Plan ist oder ob wir vielleicht individuell noch nachsteuern müssen.

herthabsc.de: Vor einem Jahr durften die Spieler so richtig schwitzen. Was erwartet sie im Vergleich dieses Mal?
Kuchno: Die Intensitäten zum Vorjahr sind gleich, das einzige, was sich ändert, sind die Trainingsformen. Wir werden die Geschwindigkeiten erhöhen und die Pausen anders gestalten. Und wir werden hier keine Runden mehr laufen.

herthabsc.de: Die Aufgabenteilung zwischen Pál Dárdai und Rainer Widmayer auf der einen und euch auf der anderen Seite ist klar. Wie läuft das die Absprache?
Kuchno: Den groben Rahmen haben wir schon ganz zu Beginn der Vorbereitung abgesprochen - also welche Erwartungen und Ziele in einer Woche verfolgt werden. Pál Dárdai legt dann fest, was er von uns sehen möchte - auch dass es von der Belastung vom Vormittag passt. Wie das dann aussieht, dafür haben wir dann freie Hand. Dazu kommt dann natürlich, dass wir uns hier abends zusammensetzen, die Einheiten auswerten und schonmal einen Ausblick auf den nächsten Trainingstag geben.

Gesagt...

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Man kann schon sagen, dass die Jungs besser drauf sind.
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-Henrik Kuchno zum aktuellen Fitnesszustand.

herthabsc.de: Bei deiner Arbeit kommen immer wieder Hilfsmittel zu Einsatz - GPS-Gurte, Lichtschranken, Black Rolls. Welchen Stellenwert haben diese bei deiner Arbeit?
Kuchno: Diese Sachen möchte in nicht mehr missen - auch wenn ich mich niemals ausschließlich nur auf die Technik verlassen werde. Man merkt aber schon, dass man mit diesen Hilfsmitteln sehr viel mehr Variation in die Trainingsgestaltung bekommen und die Fortschritte messbar machen kann - was nicht unbedingt immer gut für die Spieler ist. (lacht)

herthabsc.de: Wie wichtig sind bei der Trainingsgestaltung auch die aktuellen sportwissenschaftlichen Erkenntnisse?
Kuchno: Ich bin da schon jemand, der sich permanent auf dem Laufenden hält. Auf der einen Seite, um mich in meinen Meinungen zu bestärken, aber andererseits auch, um mir neue Informationen zu holen. Unser Geschäft ist doch sehr schnelllebig. Wenn ein neues Ergebnis der Forschung herauskommt, prüfen wir, ob das für uns umsetzbar und auf den Fußball übertragbar ist. Ich probiere die Dinge in der Regel erstmal selbst aus, um zu sehen, ob das für die Jungs Sinn macht.

herthabsc.de: Hast du Lieblingsübungen?
Kuchno: Ich arbeite sehr gerne mit dem Lichtschrankensystem. Man kann Laufübungen damit machen, man kann Handlungsschnelligkeit und Antizipation trainieren, Konzentration lässt sich schulen, weil die Jungs auf viele Dinge gleichzeitig achten müssen - also genau das, was auch in den Spielen wichtig ist.

(war/City-Press)

von Hertha BSC