"Ich muss Sicherheit ausstrahlen!"
Profis | 17. August 2016, 15:36 Uhr

"Ich muss Sicherheit ausstrahlen!"

"Ich muss Sicherheit ausstrahlen!"

Rune Jarstein spricht über seinen Status als Nummer eins, das Torwarttraining mit Zsolt Petry und die bevorstehende Aufgabe im DFB-Pokal.

Berlin – Als Rune Jarstein an der Seite von Torwarttrainer Zsolt Petry den Trainingsplatz verließ, waren die übrigen Herthaner schon in der Kabine. Knapp eine halbe Stunde lang hechtete Berlins Schlussmann an diesem Tag noch nach Trainingsende von Pfosten zu Pfosten. Freiwillig wohlgemerkt. "Rune ist unheimlich ehrgeizig und möchte sich immer verbessern", lobt ihn Petry, der in solchen Fällen mit dem Norweger auf dem Schenckendorffplatz bleibt. Jarstein selbst bekommt durch diese Extraschichten (noch) mehr Sicherheit. Ein besseres Gefühl, das er mit in die neue Saison nehmen möchte. In die bevorstehende neue Spielzeit geht der 31-Jährige, der die 22 auf dem Trikot trägt, als Nummer eins.  

Auf herthabsc.de spricht Jarstein über die Torwart-Entscheidung von Pál Dárdai, die Leiden eines Torhüters in der Vorbereitung und die Ziele für die Saison 2016/17.

herthabsc.de: Rune, du wirst als Nummer eins in die neue Spielzeit gehen – das hat Trainer Pál Dárdai bestätigt. Wie hast du von diesem Entschluss erfahren?
Rune Jarstein: Er hat einen Tag vor dem Testspiel gegen Neapel (13.08.16) mit uns Torhütern gesprochen. Mir hat er dann gesagt, dass ich die Nummer eins bin. Das war natürlich schön zu hören, ich habe mich sehr gefreut. Aber ich weiß, dass ich jedes Spiel meine Leistung bringen muss, möglichst fehlerfrei bleiben sollte. Denn sonst kann es schon sein, dass ich irgendwann nicht mehr im Tor stehe.

herthabsc.de: Mit Torwarttrainer Zsolt Petry bildest du mit den anderen beiden Torhütern Thomas Kraft und Nils Körber beinahe eine eigene Trainingsgruppe. Wie hat sich der Konkurrenzkampf der vergangenen Wochen auf euer Verhältnis ausgewirkt?
Jarstein: Unser Verhältnis ist so wie vorher: gut. Wir arbeiten professionell zusammen und ergänzen uns. Wir sind sehr fokussiert im Training und unterstützen uns gegenseitig. So muss es auch sein, schließlich trainieren wir fast jeden Tag zusammen. Da ist es wichtig, untereinander ein gutes Gefühl zu haben. Und Konkurrenzkampf gehört im Fußball dazu, auch wenn er bei Torhütern vielleicht ein wenig anders ist als bei Feldspielern.

herthabsc.de: Dass du vor einem Jahr Hertha BSC fast verlassen hättest, weil du die Spielpraxis vermisst hast, ist im Sommer 2016 undenkbar. Damals hat dich Zsolt Petry überzeugt, zu bleiben. Welche Bedeutung hat er für dich und deine Arbeit?
Jarstein: Zsolt ist nicht nur ein guter Torwarttrainer, sondern auch ein feiner Mensch. Man kann immer mit ihm reden. Nicht nur über Fußball, auch über das Leben und Alltägliches. Auf dem Platz sieht er als Torwarttrainer vieles und variiert dementsprechend die Trainingseinheiten. Langweilig wird es nie. Es macht einfach viel Spaß und das ist wichtig.

herthabsc.de: In welchen Bereichen hast du dich verbessert, seitdem er dich trainiert?
Jarstein: Wir simulieren viele Eins-gegen-Eins-Situationen. Als ich jung war, habe ich das nicht so viel geübt. Das ist etwas, was mich aktuell stark weiterbringt. Es ist schwierig, aber gut für mich. Ich hoffe, dass die Fans da in dieser Saison schon Verbesserungen sehen. Aber wir arbeiten natürlich in allen Bereichen. Außerdem spielen wir Torhüter immer wieder in Spielformen auf dem Feld mit, um besser mit dem Ball am Fuß umgehen zu können.

herthabsc.de: Die Vorbereitung liegt quasi hinter euch. Feldspieler mögen die Konditionsarbeit und die anstrengenden Einheiten dieser Phase nicht. Wie  erlebst du als Torwart so eine Vorbereitung?
Jarstein: Für uns ist die Vorbereitung auch sehr anstrengend. Auch wir laufen viel, denn wir brauchen wie Spieler diese körperliche und konditionelle Fitness, wenn vielleicht auch nicht auf diesem Niveau. Allerdings unterscheidet sich die Art des konditionellen Trainings. Wenn die Feldspieler Ausdauerläufe absolvieren, sprinten wir oder trainieren die Reaktionsfähigkeit mit mehreren Bällen. Ich würde nicht sagen, dass wir deutlich weniger machen, aber wir trainieren anders.

herthabsc.de: Nach dem Aus in der UEFA Europa League hat Pál Dárdai die fehlende Kompaktheit in der Defensive bemängelt. Wie schafft ihr es, die Stabilität der Vorsaison wieder zu erreichen?
Jarstein: Wir müssen uns im Training darauf fokussieren und diese Dinge intensiv üben. Jedes Spiel und jedes Training wird uns helfen, stabiler zu werden. Vergangenes Jahr haben wir oft zu Null gespielt, da wollen wir natürlich wieder hin.

herthabsc.de: Wie kannst du als Schlussmann für mehr Stabilität sorgen?
Jarstein: Ich muss viel reden und Anweisungen geben, da ich von hinten einen guten Überblick habe. Ich muss aber auch Sicherheit auf meine Vorderleute ausstrahlen. Dafür muss man als Torwart Selbstvertrauen haben und sich gut fühlen. Wenn mich die Jungs anspielen, müssen sie sich auf mich verlassen können. Sollten die Jungs aus der Viererkette oder auf der Sechserposition unter Druck geraten, müssen sie wissen, dass sie immer zum Torwart zurückspielen können. Wenn ich dann die richtigen Entscheidungen treffe, gibt das der ganzen Mannschaft mehr Sicherheit.

herthabsc.de: Platz sieben aus der Vorsaison war ein starkes Ergebnis, das viele eng mit dem guten Start der abgelaufenen Spielzeit verbinden. Wie stehst du dazu?
Jarstein: Ein guter Start ist wichtig für die Mannschaft und für ihr Selbstvertrauen. So wächst der Glaube an die eigenen Fähigkeiten. Wir hoffen, dass auch in dieser Saison wiederholen zu können.

herthabsc.de: Im DFB-Pokal geht es am Sonntag (21.08.16) um 18.30 Uhr gegen den Drittligisten Jahn Regensburg. Solche Spiele gegen unterklassige Teams können unangenehm werden. Wie geht ihr an diese Aufgabe?
Jarstein: Das stimmt, solche Partien sind nicht immer einfach. Fast in jedem Jahr scheiden in den ersten Runde Favoriten aus. Gerade deshalb müssen wir sehr konzentriert und fokussiert sein. Wenn wir nur mit 80 Prozent da rangehen, dann wird es sehr schwer. Wir müssen alles abrufen – denn wir wollen unbedingt eine Runde weiterkommen. Wir alle haben noch die schönen Erinnerungen aus der vergangenen Pokalsaison im Kopf. Es wäre schön, so etwas wieder zu erleben.

(fw/City-Press)

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Ich muss Sicherheit auf meine Vorderleute ausstrahlen. Dafür muss man als Torwart Selbstvertrauen haben und sich gut fühlen.
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-Rune Jarstein

von Hertha BSC