
Pokerface
Pokerface

Berlin - Im Sommer 2015 kam Vladimir Darida vom SC Freiburg an die Spree. Etwas mehr als ein Jahr später trifft der Tscheche zum Auftakt der neuen Bundesligasaison im Olympiastadion auf seinen Ex-Club. Doch wenn am Sonntag (28.08.16) um 15.30 der Ball rollt, zählen für ihn nur die drei Punkte. Wie er die anstehende WM-Qualifikation gegen Deutschland und Norwegen einschätzt und was ihm nach seinem verwandelten Elfmeter gegen den SSV Jahn Regensburg durch den Kopf ging - das alles hat er herthabsc.de im Interview erzählt.
herthabsc.de: Vladi, das wird am Sonntag dein erstes Spiel gegen deinen Ex-Club, den SC Freiburg. Ein Bundesligaspiel wie jedes andere?
Vladimir Darida: Nein, das wird ein besonderes Spiel. Ich war zwei Jahre in Freiburg und habe nur gute Erinnerungen an den Verein. Das wird kein normales Bundesligaspiel.
herthabsc.de: Du hast sicher noch Kontakte in den Breisgau. Kommuniziert man vor so einem Spiel noch häufiger oder vertagt ihr das eher auf hinterher?
Darida: Ja, ich habe noch einige Kontakte nach Freiburg, schreibe jetzt aber vor dem Spiel nicht unbedingt vermehrt mit ihnen. Generell bin ich, je näher ein Spiel rückt, immer seltener am Handy. Nach dem Abpfiff freue ich mich auf die Gespräche mit ehemaligen Kollegen. Aber vor dem Anpfiff und während des Spiels zählen nur die drei Punkte.
herthabsc.de: Freiburg ist als Zweitligameister aufgestiegen. Du hast Christian Streich als Trainer kennengelernt. Wie wird er seine Mannschaft am Sonntag einstellen, auf was für einen Gegner treffen wir zum Auftakt?
Darida: Ich finde es überragend, dass der SC Freiburg so souverän wieder aufgestiegen ist. Trotz vieler Abgänge und vielen neuen Spielern hat das sofort wieder geklappt, das freut mich. Die Mannschaft ist immer bereit, konditionell stark und in den Zweikämpfen sehr präsent. Das wird ein schwieriges Spiel für uns, sie werden gerade am ersten Spieltag der Bundesliga zeigen wollen, dass sie wieder da sind.

herthabsc.de: Nach dem ersten Spieltag in der Bundesliga geht es bereits in die Länderspielpause. In der WM-Qualifikation triffst du mit Tschechien unter anderem auf Norwegen und Deutschland. Wie siehst du eure Chancen das Ticket für die WM zu lösen?
Darida: Die Qualifikation wird sehr schwer. Deutschland ist der klare Favorit in der Gruppe. Aber da nicht nur der erste Platz zur WM fährt, sondern auch der Zweitplatzierte noch Chancen hat sich zu qualifizieren, sehe ich da unsere Möglichkeit. Andererseits haben wir mit Karel Jarolim einen neuen Nationaltrainer, dazu beendeten einige Spieler ihre Nationalmannschaftskarrieren. Wir müssen uns als Mannschaft neu finden und da kommt es darauf an, wie schnell uns das gelingt. Doch der zweite Platz ist unser Ziel.
herthabsc.de: Auf diesen zweiten Platz schielen sicherlich auch Rune Jarstein und Per Skjelbred mit Norwegen. Die beiden siehst du beim direkten Duell auf dem Platz wieder. War das unter euch schon ein Thema?
Darida: Ja, wir haben schon ein paar Späße deshalb gemacht und darüber gesprochen. Am Ende hoffe ich natürlich, dass wir vor ihnen landen. (lacht)
herthabsc.de: Zurück zu Hertha. Vedad Ibisevic ist neuer Mannschaftskapitän. Was zeichnet ihn aus und hat sich dadurch bereits irgendetwas geändert?
Darida: Es gibt bisher keine großen Unterschiede. Vedad war auch ohne Binde ein Führungsspieler. Er ist mit 32 Jahren sehr erfahren, hat in der Bundesliga viel erlebt. Er weiß, was für die Mannschaft gut ist, deshalb spielt die Kapitänsbinde keine so große Rolle. Vielleicht verbessert sich dadurch aber der Umgang der Schiedsrichter mit Vedad, sodass sie ihm mehr Respekt entgegenbringen.
herthabsc.de: Mit Europa hat es nicht geklappt, im DFB-Pokal seid ihr aber eine Runde weiter. Du hast eine starke Partie abgeliefert. Vergangene Saison hast du oft den offensiveren Part im Mittelfeld übernommen, gegen Regensburg spieltest du auf der Position des Sechsers. Wie hast du das Spiel und deine Leistung erlebt?
Darida: Die Position war für mich nicht wirklich ungewohnt. Ich habe in Pilsen, Freiburg und zu Beginn auch bei Hertha auf der Sechserposition gespielt. Für mich ist der Unterschied nicht so groß, egal wo im zentralen Mittelfeld ich zum Einsatz komme. Ich versuche überall der Mannschaft zu helfen und mein Bestes auf dem Platz zu geben. Das Spiel gegen Regensburg war nicht leicht. Der Jahn war sehr gut eingestellt und sie hatten eine unglaubliche Präsenz. Sie haben uns immer wieder sehr früh gepresst. Mit dieser Leidenschaft haben sie die fehlende Qualität wettgemacht. Es war ein sehr gutes Spiel von ihnen, aber für uns zählt nur, dass wir weitergekommen sind. Das kann uns im Hinblick auf die Bundesliga nur helfen.
herthabsc.de: Im Elfmeterschießen hast du deinen Versuch mit einer absoluten Sicherheit in den Winkel geschossen, trotz der Versuche des Torwarts, dich zu verunsichern. Im Anschluss huschte ein Grinsen über dein Gesicht. Genugtuung?
Darida: Ja, es war so: Ich lief zum Sechzehner und der Torwart hat mich schon die ganze Zeit angeguckt. Ich habe den Blick erwidert. Er hat versucht mich aus der Fassung zu bringen, ich wiederum wollte ihm durch mein Pokerface keinen Hinweis darauf geben wohin ich schieße. Nach dem Elfer wollte ich auch cool bleiben, doch er war so gut geschossen, dass ich etwas grinsen musste.
herthabsc.de: Welche Ziele setzt du dir und der Mannschaft in der Bundesliga?
Darida: Die Ziele sind klar, Pál Dárdai hat sie ja auch schon genannt. Wir wollen so schnell wie möglich 45 Punkte sammeln. Danach schauen wir weiter. Es wäre super, wenn wir es ähnlich schnell schaffen, wie im vergangenen Jahr. Wir wissen, dass es schwieriger wird. Wir haben uns sehr gut präsentiert, daher haben uns die anderen Vereine eher auf dem Zettel als damals. Trotzdem denke ich, dass wir eine gute Mannschaft haben und so im sicheren Mittelfeld spielen.
herthabsc.de: Wie wichtig ist es gut in die Saison zu starten?
Darida: Sehr wichtig, man hat vergangene Saison gesehen, wie sehr es einer Mannschaft hilft, in den ersten Spielen schon Punkte einzufahren. Dadurch sammelt man Kraft und Selbstvertrauen und vieles wird leichter. Hat man nach drei oder vier Spielen aber erst einen Punkt, sieht das alles anders aus. Dann wird es schwer in der Bundesliga.
herthabsc.de: Die Mannschaft hat sich personell bisher nicht groß verändert. Inwiefern könnte genau das euer Vorteil sein, dass ihr euch so gut kennt und eingespielt seid?
Darida: Das ist definitiv ein Pluspunkt. Wir haben in der abgelaufenen Saison beinahe genauso zusammengespielt. Wir wissen, was der andere denkt, was er vorhat. Das ist gut und ein Vorteil für uns und unser Spiel.
Gesagt...
[>]Die anderen Teams haben uns auf dem Zettel.[<]

herthabsc.de: Was die letzten Spiele so eng und schwer gemacht hat, war auch eure Chancenverwertung. In der Hinrunde der letzten Saison hat auch genau diese Effizienz vor dem Tor ausgezeichnet. Du hast vergangene Spielzeit fünf Tore und drei Vorlagen gegeben. Hast du dir selbst vorgenommen, torgefährlicher zu werden? Gegen Regensburg hattest du bereits eine sehr große Torchance…
Darida: Ja, gegen Regensburg hätte ich das Spiel entscheiden können, die Möglichkeit nutzen müssen. Ich hoffe, das gelingt mir in der Bundesliga besser. Mein Ziel ist es, vielleicht ein, zwei Tore mehr zu erzielen als in der abgelaufenen Saison. Schließlich hilft es auch der Mannschaft wenn jeder weiß, dass auch die Spieler der zweiten Angriffswelle Torgefahr ausstrahlen.
herthabsc.de: Wie sehr freut man sich darauf, endlich wieder in die Bundesliga zu starten und vor allem endlich wieder im Olympiastadion zu spielen?
Darida: Ich freue mich sehr darauf. Ich bin kein Spieler, der die Zeit der Vorbereitung sonderlich mag – ich glaube das tut kein Fußballer. Jetzt startet die Bundesliga, das macht deutlich mehr Spaß. Dazu das erste Spiel im Olympiastadion vor den eigenen Fans – da kann man nur Lust drauf haben.
herthabsc.de: Was erwartest du für ein Spiel?
Darida: Ich hoffe, dass wir unsere Stärken ausspielen können. Wir spielen zu Hause, da muss unser Ziel sein, die drei Punkte einzufahren. Das ist die Hauptsache.
(jr/City-Press)