
"Hertha ist eine Einheit - aber wir auch"
"Hertha ist eine Einheit - aber wir auch"

Berlin - Amir Abrashi kam im Sommer 2015 aus der Schweiz zum SC Freiburg. Der zentrale Mittelfeldspieler sollte die Lücke füllen, die Vladimir Darida durch seinen Wechsel zu Hertha BSC hinterlassen hatte. Nach 33 Startelfeinsätzen in der abgelaufenen Zweiligasaison zeigte Abrashi, dass er dazu durchaus in der Lage ist. Am Sonntag (28.08.16) trifft der schweizer Pokalsieger von 2013 mit den Freiburgen um 15.30 auf Hertha BSC. Vor dem Duell sprach der 26-Jährige mit herthabsc.de unter anderem über seine EM-Teilnahme mit Albanien und den Bundesligastart.
herthabsc.de: Der Sportclub ist nach einem Jahr in der 2. Bundesliga souverän der direkte Wiederaufstieg gelungen. Die Mannschaft ist größtenteils zusammengeblieben, wurde durch einige Neuzugänge verstärkt. Was für ein Team erwartet Hertha BSC am Sonntag?
Amir Abrashi: Wir sind ein junges und hungriges Team, in dem jeder das Maximum aus sich herausholen will. Wir sind eine geschlossene Mannschaft, die sich untereinander sehr gut versteht und gut miteinander arbeitet. Das wird für die kommende Saison auch sicher sehr wichtig sein.
herthabsc.de: In der Bundesliga wird der SC Freiburg eine andere Rolle einnehmen, als in der 2. Liga. Was wird diese Saison anders?
Abrashi: Das Spiel wird in allen Bereichen einen Tick schneller sein, außerdem steigt die individuelle Klasse der Spieler. Aber wir haben vergangene Spielzeit gezeigt, dass wir uns durchsetzen können. Das war nur möglich, weil wir als Team zusammengehalten haben. Das versuchen wir in dieser Saison wieder hinzukriegen, um als Mannschaft möglichst viele Punkte zu holen.
herthabsc.de: In diesem Sommer nahm Albanien erstmals an einer Europameisterschaft teil, also auch für Sie eine Premiere. Sie haben alle drei Gruppenspiele durchgespielt. Wie haben Sie die EM erlebt?
Abrashi: Es war für mich ein einmaliges Erlebnis. Ich hätte im Vorfeld nicht gedacht, dass es für uns ein so schönes Turnier wird. Das Gefühl und die Kulisse, dazu die Möglichkeit auf so einem Niveau gegen die großen Nationen zu spielen – das will jeder Spieler mal erleben. Wir sind am Ende knapp gescheitert, aber wir haben uns sehr gut präsentiert. Damit haben wohl die wenigsten Außenstehenden gerechnet. Mit etwas mehr Glück wären wir ja sogar weitergekommen. Schlussendlich war ich sehr zufrieden damit, was wir geboten haben. Diese EM war einfach eine tolle Erfahrung.
herthabsc.de: Was nehmen Sie persönlich aus diesem Turnier mit?
Abrashi: Das Erlebnis und unser Auftritt geben mir noch mehr Mut und Selbstvertrauen. Die Erfahrung mit den ganz großen Nationen mitzuspielen und auch mithalten zu können, nimmt mir niemand mehr. Mit dieser Erkenntnis muss ich mich in der Bundesliga vor niemandem verstecken und kann mich weiterhin voll darauf konzentrieren, der Mannschaft zu helfen. Es ist klar, dass ich weiter Vollgas gebe.
herthabsc.de: Vergangene Saison haben Sie 33 Ligaspiele absolviert, im Sommer die EM gespielt – der Urlaub war kurz, hinzu kommt ein verspäteter Trainingseinstieg. Ist es dann umso schwerer, pünktlich topfit zu sein?
Abrashi: Mein Einstieg in das Mannschaftstraining war schon schwierig, weil die Mitspieler schon ein paar Wochen im Training waren. Mittlerweile habe ich aber die läuferischen und körperlichen Defizite aufgeholt, da geht alles deutlich besser.
herthabsc.de: Wie sehr freut man sich nach einer langen und anstrengenden Vorbereitung auf den Ligastart, zumal es für Sie die Premiere in der 1. Bundesliga ist?
Abrashi: Ich freue mich riesig. Alles wird nochmal intensiver. Die Stadien und die Kulissen werden größer, es warten noch stärkere Gegner. Aber die vergangene Saison und die EM geben einem das nötige Selbstvertrauen dafür. Außerdem bin ich durch das Turnier in Frankreich solche Kulissen gewöhnt und kenne das Feeling. Die Freude ist bei allen sehr groß ist. Wir alle können es kaum erwarten, loszulegen und sind richtig heiß auf das Spiel gegen Hertha BSC.
herthabsc.de: Die Konkurrenz ist auf deiner Position ist mit Meffert und Haberer größer geworden. Wie sehen Sie die Personalsituation?
Abrashi: Konkurrenzkampf ist auf jeden Fall förderlich für die Mannschaft. Ich finde es sehr gut, dass wir auch auf meiner Position gut besetzt sind. Ich weiß schließlich nicht, ob ich wieder jedes Spiel so durchziehen kann. Man weiß nie, ob einen Verletzungen bremsen. In einer Mannschaft braucht man daher jeden Einzelnen.
herthabsc.de: Was haben Sie für persönliche Ziele in der ersten Liga?
Abrashi: Ich plane nicht so weit in die Zukunft. In erster Linie wünsche ich mir einen guten Start in die Bundesliga. Die ersten Spiele sind immer sehr wichtig für den weiteren Verlauf der Saison. Daher hat das Spiel gegen Hertha einen enormen Stellenwert – für beide Seiten.
herthabsc.de: Vladimir Darida kam 2015 von Freiburg nach Berlin. Du bist im ebenfalls im Sommer 2015 nach Freiburg gewechselt. Ihr seid beide sehr laufstark und im zentralen Mittelfeld zu Hause. Seid ihr ähnliche Spielertypen?
Abrashi: Vladimir Darida ist sicher ein ähnlicher Spielertyp, vielleicht etwas weniger aggressiv, aber dafür mit besseren Offensivqualitäten. Ich bin ein Kämpfer, aber habe mich insbesondere in Freiburg auch spielerisch stark verbessert. Aber der SC Freiburg hat mich wegen meiner Zweikampfführung und der Aggressivität geholt. Genau diese Tugenden muss ich auch in derBundesliga in jedem Spiel zu 100 Prozent einbringen, so kann ich der Mannschaft am meisten helfen.
herthabsc.de: Der Kader von Hertha BSC hat sich personell kaum verändert. Die Mannschaft kennt sich und ist eingespielt. Wie schätzen Sie die Herthaner ein?
Abrashi: Hertha hat sehr viel Erfahrung und in der vergangenen Spielzeit eine super Saison gespielt. Da wartet eine sehr gute Mannschaft, die unheimlich kompakt steht. Sie sind wie wir eine Einheit, daher wird es nicht einfach.
herthabsc.de: Was für ein Spiel erwarten Sie, lauert Freiburg als Aufsteiger auf Konter oder wird es eine ausgeglichene Partie?
Abrashi: Unsere Taktik bleibt natürlich geheim, aber verstecken müssen wir uns nicht. Das wäre falsch. Wir müssen unsere Stärken ausspielen und die Dinge umsetzen, die der Trainer uns mit auf den Weg gibt. Beide Mannschaften wissen noch nicht wirklich, wo sie stehen, daher glaube ich, dass beide Teams anfangs vorsichtig agieren werden. Ich bin sehr gespannt. Das wird sicher ein gutes Spiel vor einer tollen Kulisse in Berlin. Da freue ich mich drauf.
herthabsc.de: Wie geht das Spiel am Ende aus?
Abrashi: Unser Ziel müssen die drei Punkte sein, wie bei Hertha BSC auch. Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen. Es wird schwer, aber ich hoffe, die Punkte bleiben bei uns.
(jr/dpa)
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[>]Die EM war ein einmaliges Erlebnis und wir haben uns sehr gut präsentiert[<]