
Profis | 3. September 2016, 11:42 Uhr
Auf und ab!
Auf und ab!

Nello di Martino ist DAS Urgestein bei Hertha BSC. Der Berliner Kurier hat sich mit ihm getroffen.
Berlin - Das Datum ist bei jedem Herthaner ganz dick im Kalender angestrichen: 25. Juli 2017. Der Verein feiert an diesem Tag sein 125-jähriges Bestehen. Hertha BSC startet also in seine Jubiläums-Saison. Die mit einem großen Coup enden soll. Das wünscht sich jedenfalls Urgestein Nello di Martino (64). Der Italiener ist der dienstälteste Herthaner. Seit 45 Jahren arbeitet er für den Klub – als Keeper, Torwarttrainer, Teambetreuer, Opernsänger. Er ist die treue Seele des Klubs. Der KURIER traf sich mit Nello – natürlich in seinem Lieblingsrestaurant 'Via Vai' in der Reichsstraße.

Weißer Helm, Sonnenbrille, kurze Hose, so fährt Nello di Martino mit seiner geliebten Vespa (Baujahr 1982) vor. Nein, zum alten Eisen zählt sich der Italiener nicht. Nello ist einer, der immer nach vorne schaut. "Mein großer Traum ist nächstes Jahr zum Jubiläum eine schöne Feier, am besten mit dem DFB-Pokal in den Händen. Irgendwann muss es doch klappen", fängt er an zu erzählen. Er ist der einzige Herthaner, der im Olympiastadion schon mal eine Trophäe in die Höhe reckte – den WM-Pokal. 2006 war er Delegationsleiter der Squadra Azzurra, die Weltmeister wurde. Er organisierte für Italien das Trainingscamp in Duisburg. Man hört ihm gerne zu, wenn er davon erzählt: "Einen Tag vor dem Finale habe ich den Spielern gesagt, dass nur Italien im Olympiastadion Weltmeister werden kann, weil ich seit 1971 als Italiener in Berlin lebe und das Stadion meine Heimat ist, weil ich da jeden Tag zur Arbeit gehe." Buffon, del Piero und Co. hörten auf ihn.
Wie kam Nello überhaupt zu Hertha? "Ich war ein 20-jähriger Torwart. Ein Berater, den Wolfgang Holst [Ex-Hertha-Präsident/d.Red.] kannte, sprach mich in Italien an, ob ich mir vorstellen kann, nach Berlin zu wechseln. Natürlich hätte ich damals nie gedacht, dass ich für immer bei Hertha bleibe." Eine bösartige Entzündung im Knie bedeutete vier Jahre später sein Karriereende. Doch Hertha hielt zu ihm. Er wurde Torwarttrainer. "Das haben wir hier damals quasi erfunden. Vorher gab es kein spezielles Torwarttraining. Da hat der Co-Trainer den Keepern doch nur die Bälle auf den Kasten gehauen."
Auf die Frage, wie viele Trainer er bei Hertha erlebt hat, antwortet Nello wie aus der Pistole geschossen: "Vierzig, inklusive den Interimstrainern." Von Fiffi Kronsbein, Georg Kessler, Kuno Klötzer und den vielen anderen könnte er Anekdoten erzählen. Doch di Martino ist etwas anderes wichtig – der Abstieg in die Oberliga 1986 (damals dritthöchste Spielklasse), als der Lokalkonkurrent Blau-Weiß 90 in die Bundesliga aufstieg. "Wir standen da im Sommer und mussten unsere Umkleidekabine am Marathontor räumen, damit Blau-Weiß dort hinein konnte. Jede einzelne Kiste waren Schmerzen. Es war die schlimmste Demütigung. Nur noch die Treuesten der Treuen wollten zu Hertha gehen. Es waren zwei bittere Jahre." Als er das sagt, wird seine Miene ernst. Doch dann kommt der Optimist wieder in ihm hoch: "Doch du musst kämpfen, wieder aufstehen. Dann kommen auch wieder bessere Zeiten."
Die Glanzmomente kamen dann 13 Jahre später: Hertha spielte 1999/2000 in der Champions League. Nello stieg vom Torwarttrainer zum Teamleiter auf. "Milano, Barcelona, Porto, London. Das waren Spiele und Reisen, die werde ich nie vergessen", bei diesen Worten strahlen seine Augen. Und was ist jetzt mit seiner Hertha, die im Umbruch ist? Der weise Italiener sagt es so: "Es ist richtig, dass man junge Leute für Hertha begeistern will, gerade mit dem Internet, diesen sozialen Netzwerken. Die Zeit dreht sich immer weiter. Doch Hertha hat viele alte, treue Fans, die darf man nicht verärgern. Sie sind wichtig für den Verein. Wir wollen alle nächsten Sommer zum 125. Geburtstag zusammen eine tolle Feier haben."
(Wolfgang Heise/Berliner Kurier/City-Press)
Wie kam Nello überhaupt zu Hertha? "Ich war ein 20-jähriger Torwart. Ein Berater, den Wolfgang Holst [Ex-Hertha-Präsident/d.Red.] kannte, sprach mich in Italien an, ob ich mir vorstellen kann, nach Berlin zu wechseln. Natürlich hätte ich damals nie gedacht, dass ich für immer bei Hertha bleibe." Eine bösartige Entzündung im Knie bedeutete vier Jahre später sein Karriereende. Doch Hertha hielt zu ihm. Er wurde Torwarttrainer. "Das haben wir hier damals quasi erfunden. Vorher gab es kein spezielles Torwarttraining. Da hat der Co-Trainer den Keepern doch nur die Bälle auf den Kasten gehauen."
Auf die Frage, wie viele Trainer er bei Hertha erlebt hat, antwortet Nello wie aus der Pistole geschossen: "Vierzig, inklusive den Interimstrainern." Von Fiffi Kronsbein, Georg Kessler, Kuno Klötzer und den vielen anderen könnte er Anekdoten erzählen. Doch di Martino ist etwas anderes wichtig – der Abstieg in die Oberliga 1986 (damals dritthöchste Spielklasse), als der Lokalkonkurrent Blau-Weiß 90 in die Bundesliga aufstieg. "Wir standen da im Sommer und mussten unsere Umkleidekabine am Marathontor räumen, damit Blau-Weiß dort hinein konnte. Jede einzelne Kiste waren Schmerzen. Es war die schlimmste Demütigung. Nur noch die Treuesten der Treuen wollten zu Hertha gehen. Es waren zwei bittere Jahre." Als er das sagt, wird seine Miene ernst. Doch dann kommt der Optimist wieder in ihm hoch: "Doch du musst kämpfen, wieder aufstehen. Dann kommen auch wieder bessere Zeiten."
Die Glanzmomente kamen dann 13 Jahre später: Hertha spielte 1999/2000 in der Champions League. Nello stieg vom Torwarttrainer zum Teamleiter auf. "Milano, Barcelona, Porto, London. Das waren Spiele und Reisen, die werde ich nie vergessen", bei diesen Worten strahlen seine Augen. Und was ist jetzt mit seiner Hertha, die im Umbruch ist? Der weise Italiener sagt es so: "Es ist richtig, dass man junge Leute für Hertha begeistern will, gerade mit dem Internet, diesen sozialen Netzwerken. Die Zeit dreht sich immer weiter. Doch Hertha hat viele alte, treue Fans, die darf man nicht verärgern. Sie sind wichtig für den Verein. Wir wollen alle nächsten Sommer zum 125. Geburtstag zusammen eine tolle Feier haben."
(Wolfgang Heise/Berliner Kurier/City-Press)