
"Alle Schrauben sind noch an Ort und Stelle"
"Alle Schrauben sind noch an Ort und Stelle"

Sebastian Langkamp spricht bei herthabsc.de über Verletzungsprävention, Ex-Trainer Markus Kauczinski und die Vorzüge der Stadt Berlin.
Berlin – Nach der Doppeleinheit am Dienstag und dem Vormittagstraining am Mittwoch (07.09.16) hat Trainer Pál Dárdai seinen Spielern am Mittwochnachmittag freigegeben. Sebastian Langkamp nutzte die Möglichkeit und genoss das gute Wetter in einem Café. Seit mehr als vier Jahren lebt der Abwehrspieler nun in Berlin – seine Begeisterung für die Vielfalt der Hauptstadt ist ungebrochen. Wann immer es der Fußball dem 28-Jährigen erlaubt, taucht er in das bunte Treiben der Stadt und ihrer Kiezkultur ein. Doch auch bei einer Tasse Kaffee richtete der Innenverteidiger das Augenmerk auf das Spiel mit dem Ball und die Partie am kommenden Wochenende.
Mit herthabsc.de hat Sebastian Langkamp über Trainingszweikämpfe, den FC Ingolstadt und das multikulturelle Berlin gesprochen.
herthabsc.de: Basti, am Montag musstest du im Training eine Schrecksekunde überstehen. Im Zweikampf mit Sami Allagui hast du einen Schlag auf den Fuß bekommen. Du bist liegengeblieben, die Physiotherapeuten haben dich behandelt. Wie geht’s dem Fuß?
Sebastian Langkamp: Eigentlich war diese Situation ein stinknormaler Zweikampf, wie er in jedem Training vorkommt. Ich arbeite sehr intensiv im Bereich Verletzungsprävention, aber solche Dinge sind einfach nicht zu vermeiden. Das Problem am Montag war, dass ich das ganze Gewicht auf mein linkes Standbein gelagert hatte, als ich einen Pass gespielt habe. Dann hat Sami meinen Fuß getroffen und ich bin weggeknickt. Eine Schrecksekunde war es, weil das der Fuß war, an dem ich die bisher schwerste Verletzung meiner Karriere hatte. Aber zum Glück ist nichts passiert, alle Schrauben sind noch an Ort und Stelle (lacht).
herthabsc.de: Einem Einsatz am Samstag (10.09.16) im Spiel beim FC Ingolstadt steht damit nichts im Wege. Den kommenden Gegner betreut dein Ex-Coach vom Karlsruher SC, Markus Kauczinski. Wie hast du ihn als Trainer erlebt?
Sebastian Langkamp: Ich hatte ihn in Karlsruhe zweimal als Interimstrainer – und das in einer Zeit, in der es dort mehr ab- als aufwärts ging. Ich habe ihn als engagierten Coach kennengelernt, der auf die Mannschaft zugegangen ist und ein enges Verhältnis zu ihr gepflegt hat. Er hat viel Wert auf Disziplin gelegt, hat eine klare Strategie und Spielphilosophie entwickelt, mit der es ihm zweimal gelungen ist, dem Verein in einer schwierigen Phase zu helfen. Nach dem Bundesliga-Abstieg war das Umfeld in Karlsruhe etwas schwierig, aber er hat es fast geschafft, die Mannschaft zurück in die Bundesliga zu führen. Die Relegationsspiele sind sehr bitter verlaufen. Ich kann nachvollziehen, dass er kurz darauf verkündet hat, etwas Neues zu machen. Ich freue mich für ihn, dass er jetzt in der Bundesliga arbeitet.
herthabsc.de: In der Vorsaison endeten die Duelle gegen die 'Schanzer' knapp. Das Hinspiel hat Hertha BSC 1:0 gewonnen, das Rückspiel 2:1. Auf was für eine Partie stellt euch Trainer Pál Dárdai ein?
Langkamp: Ingolstadt war zuletzt immer sehr zäh zu bespielen. Ich glaube, dass das unter Kauszinski eher noch zunimmt und die Mannschaft noch unberechenbarer wird. Ich habe Ingolstadt beim 1:1 gegen den Hamburger SV gesehen und viel von Kauszinskis Spielidee erkannt. Das Unentschieden war hochverdient. Ohnehin haben sich die Ingolstädter durch die vergangene Saison viel Respekt in der Liga erarbeitet. Ich denke, dass sie auf Sieg spielen, aber nicht 90 Minuten pressen werden. Wir werden uns, wenn alle Nationalspieler wieder in Berlin sind, noch intensiver mit der Gegneranalyse beschäftigen.
herthabsc.de: Nach einer dramatischen Schlussphase habt ihr zum Bundesliga-Auftakt den SC Freiburg 2:1 besiegt. Inwiefern geben euch dieser Erfolg und das Zustandekommen ein gutes Gefühl für die kommenden Aufgaben?
Langkamp: Im Nachhinein fühlt sich so ein Sieg wie gegen Freiburg schon irgendwie schöner an, auch wenn wir nicht vergessen dürfen, dass wir das Spiel unnötigerweise fast noch hergeschenkt hätten. Die Freude und der Jubel bei uns Spielern, auf der Bank und im Stadion war sehr emotional. Für solche Momente lebt man als Fußballer, auch wenn ich solche Partien nicht jede Woche brauche. Deshalb könnte ich mir schon vorstellen, dass so ein Erfolg ein bisschen mehr Auftrieb gibt.
herthabsc.de: Du gehst in deine vierte Saison bei Hertha BSC. Wie hat sich Sebastian Langkamp in vier Jahren als Blau-Weißer verändert?
Langkamp: Wenn man älter wird, entwickelt sich auch die Persönlichkeit. Man baut neue zwischenmenschliche Beziehungen auf, lernt andere Mentalitäten kennen und erfährt im Alltag einfach viele neue Dinge. Hinzukommt, dass Berlin eine Stadt ist, in der man viel erlebt. Ich bin ein Junge vom Dorf, werde meine Heimat nicht vergessen und dort in der Ecke irgendwann auch einmal wieder leben wollen. Aber jetzt genieße ich einfach die Zeit in Berlin. Als Fußballer sollte man immer alles tun, um sich weiterzuentwickeln. Die Vertragsverlängerung im vergangenen Jahr spricht zumindest nicht dafür, dass ich schlechter geworden bin (lacht).
herthabsc.de: Du hast die Vorzüge Berlins angeschnitten. Du lebst in Mitte und tauchst gerne in die verschiedenen Kieze der Stadt ein…
Langkamp: Ich mag das Multikulturelle hier. Deshalb bin ich vor vier Jahren dahin gezogen, wo ich jetzt wohne. Seitdem versuche ich, immer wieder kulturell so viel wie möglich mitzunehmen. Mir gefällt auch die gastronomische Szene in Berlin, so eine Vielfalt wie hier habe ich noch nirgendwo sonst erlebt – und ich habe schon in Hamburg und München gelebt. Ich werde in den Ecken der Stadt kaum erkannt, bin quasi oft inkognito unterwegs. Das ist auch mal ganz angenehm (schmunzelt).
(fw/City-Press)
Gesagt...
[>]Für solche Momente lebt man als Fußballer, auch wenn ich solche Partien nicht jede Woche brauche.[<]