Auf dem Weg zum Musterschüler
Profis | 17. September 2016, 13:23 Uhr

Auf dem Weg zum Musterschüler

Auf dem Weg zum Musterschüler

Genki Haraguchi präsentiert sich aktuell in bestechender Form. Der Japaner will eine Vorgabe von Pál Dárdai erfüllen.

Berlin – Das Gespräch beendete Genki Haraguchi mit zwei Worten – auf Deutsch. "Ich hoffe", sagt der Japaner und fängt breit an zu grinsen. Seine Gefühlsregung hat zwei Gründe. Der erste ist, dass er sich nach rund zwei Jahren noch immer nicht mit der Sprache angefreundet hat. Seine Interviews begleitet in der Regel nach wie vor ein Dolmetscher. Der zweite macht ihn fast schon ein wenig verlegen, dürfte ihn aber am meisten freuen. Es ist ein Lob von Pál Dárdai. Angesprochen wurde der 25-Jährige nämlich auf die jüngsten Aussagen seines Trainers und dessen frommen Wunsch, er möge seine Leistungen bestätigen. Nach den Partien gegen Freiburg und in Ingolstadt adelte der Fußballlehrer seinen Schützling, der als Aktivposten und Vorlagengeber glänzte. "Genki", so der Coach, "war in beiden Partien unser bester Spieler. So darf er weiter spielen."

Haraguchi ist niemand, der sich auf dieses Kompliment etwas einbildet. Noch weniger passt es zu ihm, sich darauf auszuruhen. "In den vergangenen Spielen habe ich meine Qualitäten vor dem Tor gezeigt. Jetzt ist es meine Aufgabe, das zu bestätigen", sagt er unaufgeregt. Wohlwollend registriert hat er die Meinung seines Trainers dennoch, schließlich ist sie eine Art Lohn und Bestätigung für seine harte Arbeit. "Ich habe in der Sommerpause Fitnesskurse an der Tsukuba Universität in Japan belegt, jeden Tag Krafttraining gemacht, um gegen die Riesen in der Bundesliga zu bestehen. Jetzt bin ich froh, dass man das Ergebnis langsam sieht", sagt er grinsend. Schon als kleiner Junge hatten ihn dieser Ehrgeiz und diese hohe Eigenmotivation gepackt. Kaum vorstellbar: Als Kind gehörte Haraguchi eher zu den Langsamen. "Das hat mich geärgert, deswegen habe ich mich immer gezwungen, das Sprinten zu trainieren."

Effektivität ist das Stichwort

Jahre später ist seine Schnelligkeit eine seiner größten Stärken. Seine Mitspieler fragen ihn oft, ob er Leichtathlet ist. Aber genau diese Spritzigkeit und Explosivität sind die Eigenschaften, die Pál Dárdai bei seinen Spielern auf den Außenbahnen so schätzt. Ohnehin hat der Trainer, der immer wieder über einen Videozusammenschnitt Haraguchis von seinen Auftritten in Japan schwärmt, die Anforderungen an den Nationalspieler erhöht. Sechs Tore und sechs Vorlagen soll seine Nummer 24 in dieser Saison beisteuern. "Das ist keine Zahl, die ich machen möchte, sondern machen muss. Sonst habe ich in der Bundesliga keine Chance", sagt der flinke Mittelfeldspieler. Denn in seinen beiden Spielzeiten an der Spree hat Haraguchi trotz starker Phasen vor dem gegnerischen Tor ab und an nicht effektiv genug agiert. Zwar leitete er viele Chancen ein und erspielte sich selbst einige Möglichkeiten. Doch er weiß auch, dass seine fünf Pflichtspieltore und sieben Vorlagen aus 62 Einsätzen ausbaufähig sind. Seine Bilanz ausbauen will er am Sonntag (18.09.16) gegen Gelsenkirchen. "Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir auf einen hochmotivierten Gegner treffen, der enorme Qualität hat", warnt Haraguchi.

Die Anlagen und Qualitäten, die vorgegebene Marke seines Trainers in dieser Saison zu erreichen, hat der Japaner zweifelsohne. Zum Lautsprecher wird er auch in seiner dritten Saison beim Hauptstadtclub allerdings nicht. "Das ist einfach nicht meine Mentalität", sagt er bescheiden. "Wir Japaner sind von Natur aus sehr ruhig, ehrgeizig und höflich. Trotzdem leben und brennen wir für den Fußball." Um sich außerhalb, aber vor allem auf dem Feld besser mit seinen Mitspielern zu verständigen, hat er versprochen, in den kommenden Monaten wieder fleißiger Deutsch zu lernen. "Ich war zuletzt ein wenig faul und habe es ein wenig schleifen lassen", räumt Haraguchi ein – das klingt fast ein wenig untypisch für ihn, aber wahrscheinlich genau aus diesem Grund so sympathisch. Stellt er sich dabei in Zukunft so geschickt an wie momentan auf dem Fußballfeld, gibt er vielleicht schon bald seine Interviews auf Deutsch.

(fw/City-Press) 

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Wir Japaner sind von Natur aus sehr ruhig, ehrgeizig und höflich. Trotzdem leben und brennen wir für den Fußball.
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-Genki Haraguchi

von Hertha BSC