Eine schöne Momentaufnahme
Profis | 19. September 2016, 13:34 Uhr

Eine schöne Momentaufnahme

Eine schöne Momentaufnahme

Mit neun Punkten aus drei Partien steht Hertha BSC auf Tabellenplatz zwei. Doch die Blau-Weißen ordnen die Situation realistisch ein und wissen, dass noch eine lange Saison vor ihnen steht.

Berlin – Es gibt sie im Fußball, diese Schlüsselmomente. Es sind Situationen, in denen Spiele in eine Richtung kippen. Manchmal kommen solche Wendungen überraschend, manchmal deuten sie sich an. In der Partie zwischen Hertha BSC und Gelsenkirchen gab es einen dieser Momente, der sich zumindest abgezeichnet hatte. Als Peter Pekarik einen verloren geglaubten Ball von Benjamin Stambouli zurückeroberte, seinen Gegenspieler stehen ließ und Mitchell Weiser bediente. Als der Blondschopf den Ball mit vollem Risiko nahm, ihn sehenswert zum 1:0 ins linke obere Toreck schoss und sein Jubelschrei unter der Traube seiner Mitspieler beinahe unterging, war das der Lohn für einen bis dahin disziplinierten, engagierten und mutigen Auftritt. "Peka hat den Ball überragend zurückerobert und dann super zurückgelegt. Ich habe dann einfach nur draufgehalten", kommentierte der Torschütze sein erstes Saisontor. Es war der Dosenöffner an diesem Sonntagabend.

In den rund 60 Minuten zuvor hatte sich im Berliner Olympiastadion eine ausgeglichene Partie entwickelt. Die Gastgeber verzeichneten mehr Ballbesitz, wirkten dominanter, aber vor allem signalisierte ihre Körpersprache den Glauben an die eigene Stärke. "Wir haben die ganze Trainingswoche darauf hingearbeitet, dieses Spiel zu gewinnen. Ich hatte das Gefühl, dass wir alles unter Kontrolle hatten", sagte Dárdai, der seine Schützlinge pausenlos nach vorne peitschte. "Schalke hat unter der Woche international gespielt. Wir haben hoch verteidigt und die letzte halbe Stunde Schalkes Müdigkeit eiskalt ausgenutzt." Auch wenn der letzte Pass, die letzte klare Aktion und somit die gefährlichen Abschlüsse bis zum Führungstor gefehlt haben, täuschte der Eindruck von Pál Dárdai nicht.

Die Joker stechen

Wie schon in den ersten beiden Saisonspielen überzeugten die Blau-Weißen mit ihrer defensiven Grundordnung und im Spiel gegen den Ball. Ein Beleg dafür war der Treffer zum 2:0. Im Mittelfeld eroberte der wiedergenesene Per Skjelbred den Ball und passte zu Weiser. Herthas Nummer 23 glänzte diesmal als Vorbereiter und chippte das Spielgerät perfekt in den Lauf des eingewechselten Valentin Stocker. Der Schweizer, der für den verletzten Vladimir Darida ins Spiel gekommen war, vollstreckte eiskalt. Die Entscheidung. "Das Tor war eine Riesenbefreiung und ein Zeichen, niemals aufzugeben", sagte der 27-Jährige. "Die letzte Zeit war nicht einfach für mich, ich habe öfters auf die Fresse bekommen, aber trotzdem weitergemacht. Ich bin überglücklich."

Sein Coach weiß, dass es für den Offensivspieler in der Vergangenheit nicht immer rund lief und hatte deshalb ein Sonderlob für ihn parat. "Er musste viel schlucken. Aber sein Einsatz ist stets vorbildlich. Wir sind zufrieden mit ihm und freuen uns für ihn", so der Ungar. In den ersten beiden Partien traf Julian Schieber als Einwechselspieler, nun also Stocker. "Alle Spieler, die von der Bank kommen, können der Mannschaft sofort helfen. Das ist unsere Stärke", freute sich Dárdai. "Jetzt haben wir zu Beginn der Englischen Woche gegen Schalke Bonuspunkte geholt."

Nach drei Spielen auf Rang zwei

Auch wenn die Verletzung von Darida, der sich das Außenband gerissen hat und am Montag operiert wird, ein Wermutstropfen ist, strahlten die Herthaner nach Schlusspfiff über das ganze Gesicht. Kein Wunder, schließlich stehen nach drei Bundesligapartien neun Punkte auf dem Konto – den Startrekord haben die Blau-Weißen damit weiter ausgebaut. Ein Grund, abzuheben ist das jedoch nicht. "Es sind noch 31 Spiele, die Tabelle ist ein schöne Momentaufnahme, aber nach drei Partien noch ohne Aussagekraft", brachte es Vedad Ibisevic auf den Punkt.  

Das Bad in der Menge vor der ausgelassenen jubelnden Ostkurve genossen der Kapitän und seine Mitspieler trotzdem. "Zieht den Bayern die Lederhosen aus", sang die blau-weiße Anhängerschaft und blickte damit schon auf die bevorstehende Partie am Mittwoch (21.09.16) bei Bayern München. Diese sind neben den Herthanern das einzige Team ohne Punktverlust und aufgrund des besseren Torverhältnisses Spitzenreiter. Ein echtes Topspiel, auf das sich alle beim Hauptstadtclub freuen. "Gegen Bayern München reicht es oft nicht, gut zu spielen. Wir brauchen auch Glück, aber natürlich wollen wir ungeschlagen bleiben", sagt Dárdai. Vielleicht hofft der Trainer auf einen Schlüsselmoment, der einen Spielverlauf eine überraschende Wendung geben kann.

(fw/City-Press)

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Das Tor war eine Riesenbefreiung und ein Zeichen, niemals aufzugeben. Ich bin überglücklich.
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-Valentin Stocker

von Hertha BSC