"Ich habe hinterm Zaun gespielt"

Berlin – Er gehört zu der Sorte Neuverpflichtung, die im abgelaufenen Transferfenster für viel Aufsehen gesorgt hat: Renato Sanches. Von Benfica Lissabon wechselte der Mittelfeldspieler, der das Interesse vieler europäischer Topclubs geweckt hatte, zu Bayern München. In seiner ersten Saison als Profi avancierte er in Lissabon zum Leistungsträger. Auch dank seiner Technik, seinem Durchsetzungsvermögen und seiner Handlungsschnelligkeit gewann seine Mannschaft das Double aus Meisterschaft und Pokal. Im Sommer folgte der bisherige Höhepunkt seiner Karriere: der Gewinn der Europameisterschaft mit Portugal – und dazu die Auszeichnung als bester Nachwuchsspieler des Turniers. An diese Leistungen und Erfolge möchte er bei seinem neuen Arbeitgeber anknüpfen.
Bei herthabsc.de spricht der 19-Jährige über den Klau von Bällen, seinen kometenhaften Aufstieg und das Spiel der Bayern gegen Hertha BSC.    

herthabsc.de: Herr Sanches, was ist dran an der Geschichte, dass Sie als Jugendspieler nur beim örtlichen Klub Aguias da Musgueira gelandet sind, weil der Präsident Sie am Bälleklauen hindern wollte? Angeblich standen Sie mit Ihren Freunden immer hinter dem Zaun und haben auf verunglückte Schüsse gewartet, um die Bälle mitzunehmen…
Renato Sanches: (Lacht.) Das stimmt so nicht ganz. Ich habe mit Freunden immer hinter dem Zaun gespielt und wenn ein Ball drüber geflogen ist, haben wir ihn zum Kicken behalten und dann fast alle wieder zurückgeschossen. Irgendwann hat mich dann der Präsident gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei ihnen im Verein mitzuspielen.

herthabsc.de: Einige Jahre später liest sich Ihre Vita beeindruckend. Profidebüt im Oktober 2015 bei Benfica Lissabon, Aufstieg zum Leistungsträger und einer der Garanten für den Gewinn von Meisterschaft - und Pokal. Dazu der Triumph mit Portugal bei der Europameisterschaft in Frankreich. Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt?
Renato Sanches: Die vergangenen Monate waren wirklich phantastisch. Ich habe viel Neues gesehen und erlebt. Ich weiß aber, das war erst der Anfang. Die nächsten Monate werden für mich sicherlich auch sehr spannend werden und ich werde viele neue Erfahrungen machen.

herthabsc.de: Zahlreiche europäische Topclubs sollen an Ihrer Verpflichtung interessiert gewesen sein, obwohl Sie noch ein sehr junger Spieler sind. Sie haben sich für einen Wechsel zu Bayern München entschieden. Welche Gründe waren für den Schritt nach Deutschland ausschlaggebend?
Renato Sanches: Ich hatte von Anfang ein gutes Gefühl, als ich vom Interesse der Bayern gehört habe. Sie haben sich wirklich sehr um mich bemüht und ich habe sofort das Vertrauen der Verantwortlichen in meine Qualitäten als Spieler gespürt. Das war auch der ausschlaggebende Faktor für den Wechsel hierher.

herthabsc.de: Auch Carlo Ancelotti ist neu in München, was charakterisiert ihn und seine Arbeit?
Renato Sanches: Er strahlt eine große Ruhe und Souveränität aus, man merkt in jeder Situation, dass er über sehr viel Erfahrung verfügt. Er befasst sich viel mit den Spielern und ist bemüht um individuelle Fortschritte. Ich habe hier aber auch so viele Mitspieler von Weltklasse-Format, da kann ich mir von jedem etwas abschauen, speziell natürlich von denen, die auch auf meiner Position spielen wie Arturo Vidal, Xabi Alonso oder Thiago Alcántara.

herthabsc.de: Die ersten Trainingswochen in München haben Sie verletzungsbedingt verpasst. Nun haben Sie die ersten Minuten in der Bundesliga und Champions League gespielt. Welchen Eindruck haben Sie von Ihrer neuen Heimat und Ihrem Verein?
Renato Sanches: Es ist anders als in Portugal, aber ich versuche, mich so gut und so schnell wie möglich zu integrieren. Mit der Zeit klappt das auch immer besser und das hilft mir natürlich auch, auf dem Platz meine Leistung noch besser abzurufen.

herthabsc.de: Hertha BSC ist mit drei Siegen in die Saison gestartet. Was wissen Sie über die Mannschaft von Trainer Pál Dárdai und was für eine Partie erwarten Sie?
Renato Sanches: Hertha spielt einen sehr strukturierten Fußball, sie sind gut organisiert in der Defensive und spielen taktisch diszipliniert. Es ist ein echtes Topspiel, Erster gegen Zweiter: Wir werden sicherlich eine Topleistung abrufen müssen, um gegen diese starke Mannschaft gewinnen zu können.

(fw/City-Press)