Gemischte Gefühle
Profis | 25. September 2016, 13:33 Uhr

Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Hertha BSC sah beim turbulenten 3:3 bei Eintracht Frankfurt bis zur Nachspielzeit wie der sichere Sieger aus. Ein schmerzhaftes Ergebnis, aber kein Rückschlag für die Mannschaft von Pál Dárdai.

Frankfurt - Die Mixed Zone ist ein sensibler Ort. In den Katakomben des Stadions, wo die Spieler nach Schlusspfiff vom Rasen gehen und in der Kabine verschwinden, lassen sich an der Laune der Akteure die vorherigen 90 Minuten oftmals ablesen. Nach dem 3:3 von Hertha BSC bei Eintracht Frankfurt am Samstag (24.09.16) war die Mimik und die Gestik - zumindest bei den Berlinern - nicht so leicht zu interpretieren. Verständlicherweise nach dieser Achterbahnfahrt und diesem nervenaufreibenden Abschluss der Englischen Woche. Führung, Rückstand, Führung und am Ende eine Punktteilung durch ein Gegentor in der Nachspielzeit. "So ist Fußball. Für meinen Geschmack sind zu viele Tore gefallen. Wir müssen mit dem 3:3 leben, ganz unglücklich sind wir über den Punkt nicht", fasste Trainer Pál Dárdai seine Gedanken nach der Partie zusammen.

Was war zuvor passiert? Dárdais Mannschaft zeigte sich bei den stark in die Saison gestarteten Hessen, die wie der Hauptstadtclub drei ihrer vier Begegnungen gewonnen hatten, gut erholt von der 0:3-Niederlage in München. Kompakt, bissig in den Zweikämpfen und reaktionsschnell im Umschaltspiel traten die Herthaner in Hessen an. "Wir haben in der ersten Hälfte gut gegen den Ball gearbeitet und keine Chance zugelassen", attestierte der Coach seinen Schützlingen eine gute Defensivarbeit. In der Offensive setzten die Blau-Weißen Nadelstiche. Nach einer schönen Freistoßvariante zog der agile Valentin Stocker einen Elfmeter, den Vedad Ibisevic sicher verwandelte (19.). "Ich habe nicht groß nachgedacht und mich vom Torwart nicht irritieren lassen", sagte der Kapitän nach seinem ersten Strafstoß für den Hauptstadtclub. "Wir sind in Führung gegangen und haben die Partie kontrolliert", resümierte Dárdai.

Führungswechsel und hitzige Duelle

In den Minuten vor der Halbzeitpause unterstrich die Partie an diesem Nachmittag das erste Mal ihre Kuriosität - sehr zum Leidwesen der Herthaner. Nach Ecke der Berliner gelang den Hausherren zunächst der Ausgleich (39.), Sekunden vor dem Halbzeitpfiff gingen sie nach einem Durcheinander im Strafraum - diesmal nach eigenem Eckball - sogar in Führung (45.). "Erst hat Frankfurt uns ausgekontert, das zweite Tor war etwas unglücklich. Das darf so nicht passieren und daraus müssen wir lernen!", haderte Dárdai. Mit der Einwechlung von Esswein für den angeschlagenen Peter Pekarik (muskuläre Probleme) stellte der Fußballlehrer selbst die Weichen für eine ereignisreiche Begegnung.

Esswein, der unter der Woche das erste Mal in der Startelf der Berliner stand, bereitete den zweiten Treffer von Ibisevic nach Zuspiel von Stocker mit einer punktgenauen Flanke vor (58.), dann zog er selbst in den Strafraum und schlenzte den Ball zum 3:2 maßgenau in die lange Ecke (65.). "Es ist ein schönes Gefühl, meine erste Vorlage und mein erstes Tor für Hertha BSC gemacht zu haben", kommentierte der Sommer-Neuzugang seine erfolgreichen Aktionen, mit denen er der Partie seinen Stempel aufdrückte.   

Zwei verlorene oder ein gewonnener Punkt?


Dass der Rechtsaußen sich nicht uneingeschränkt über seine gelungenen Premieren freuen konnte, lag an der 92. Spielminute und dem aus Hertha-Sicht brutalen Ende einer irren Begegnung. Die Eintracht versuchte es mit langen Bällen auf ihre baumlangen Spieler, doch der Hauptstadtclub hielt dagegen. Eben bis weit in die Nachspielzeit als der aufgerückte Hector per Kopf das 3:3 markierte. "Es ist sehr bitter, in der Nachspielzeit so ein Gegentor zu kassieren. Wir wollten den Sieg unbedingt mit nach Hause nehmen", sagte Esswein nach diesem kraftintensiven Duell.

Statt mit dem zweiten Auswärtssieg der Saison traten die Herthaner den Heimweg in die Hauptstadt mit dem ersten Remis 2016/17 mit gemischten Gefühlen an. "Unmittelbar nach der Partie ist die Enttäuschung groß, dass wir nicht drei Punkte geholt haben. Aber vielleicht sehen wir in ein paar Tagen, dass es ein gewonnener Punkt ist", befand Esswein und erhielt Zustimmung von seinem Kapitän. "Vor dem Spiel hätten wir einen Punkt vielleicht unterschrieben, dann waren wir so nah dran am Sieg. Trotzdem können wir irgendwie mit dem Punkt leben", so Ibisevic. Zufrieden können die Herthaner auf jeden Fall mit dem bisherigen Saisonverlauf sein: Zehn Punkte aus fünf Spielen sind eine ordentliche Bilanz. Ausschließlich positiv dürften die Gedanken also sein, wenn die Blau-Weißen nach zwei trainingsfreien Tagen die Vorbereitung auf das kommende Spiel gegen den Hamburger SV (01.10.16, 15.30 Uhr) am Dienstag starten.

(fw/City-Press)

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Es ist ein schönes Gefühl, meine erste Vorlage und mein erstes Tor für Hertha BSC gemacht zu haben.
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-Alexander Esswein

von Hertha BSC