Wiedersehen macht Freu(n)de
Profis | 11. Oktober 2016, 16:41 Uhr

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Beim Duell bei Borussia Dortmund am Freitag (14.10.16) gibt es für so einige Spieler eine Rückkehr.

Berlin - Fußball ist schnelllebig. 90 Minuten, 34 Spiele, Vereinswechsel. Manchmal sind Spieler schon wieder weg, bevor man sich überhaupt ihre Trikotnummern merken kann. In diesen Zeiten sind fünf Jahre bei einem Verein schon eine lange Zeit. An Adrian Ramos – Herthas Nummer 20 – erinnert man sich bei Hertha BSC noch gut, auch an Lukasz Piszczek, der immerhin drei Jahre bei den Blau-Weißen war. Mittlerweile spielen beide für Borussia Dortmund. Das tat auch Herthaner Julian Schieber für zwei Jahre. Alle könnten am Freitag (14.10.16) im Duell auf ihren ehemaligen Verein treffen.

Adrian Ramos Zeit in Berlin war geprägt von vielen Hochs und Tiefs. Er war zweimal dabei, als Hertha abstieg. Er war zweimal dabei, als Hertha wieder aufstieg. In 176 Spielen für Hertha BSC erzielte der Kolumbianer insgesamt 65 Tore und bereitete 38 vor.  
2009 wechselte Ramos aus seiner Heimat Kolumbien von América de Cali an die Spree. Bereits in seiner ersten Saison in Berlin entwickelte er sich zum Topscorer der Herthaner und nahm eine wichtige Rolle im Team ein. Das bekam auch die Konkurrenz mit: Ramos nahm im Sommer 2014 das Angebot aus Dortmund an und wechselte, um den nächsten Schritt in seiner Karriere zu gehen. Der Abschied fiel ihm nicht leicht. Nach fünf turbulenten Jahren ist Berlin zu einem Stück Heimat für den Kolumbianer geworden, er hat sich in der Hauptstadt immer sehr wohl gefühlt. "Ich verdanke dem Verein und den Fans sehr viel. Hertha hat mich von Anfang an unterstützt und mir viel Vertrauen gegeben", sagte er vor seinem Wechsel. "Ich habe Freunde in der Mannschaft und im Verein gefunden. Dies sind Freundschaften, die bleiben werden", so Ramos wehmütig.

Beim BVB nimmt Ramos eher die Position eines Back-up-Spielers ein. Pierre-Emerick Aubameyang ist bei den Borussen als Topstürmer gesetzt, Ramos meist nur Ergänzungsspieler. So lief er in seiner BVB-Zeit bisher nur zehnmal von Beginn an in der Bundesliga auf, in der aktuellen Saison einmal. Zufriedenstellend ist das für Ramos nicht.

Anders sieht es bei dem zweiten Ex-Herthaner im Kader der Dortmunder aus. Auch Lukasz Piszczek stieg 2010 mit Hertha ab, verließ Berlin dann aber und tauschte das blau-weiße gegen das schwarz-gelbe Trikot ein. Er war Jürgen Klopps Wunschspieler Nummer eins, sein 'Königstransfer'. Dortmunds damaliger Trainer sah großes Potenzial in dem Polen. Und das bewies er: Beim BVB ist er gesetzt und gehört zu den offensivstärksten Außenverteidigern der Liga, hat mit dem bereits zwei deutsche Meistertitel (2011,2012) und einen Sieg im DFB-Pokal abgeräumt und erreichte 2013 sogar das Champions League-Finale. Mit seiner Laufstärke, seinem Spielverständnis und einer ausbalancierten Arbeit zwischen Defensive und Offensive trägt er seinen Teil zum Erfolg der Dortmunder bei.

Dass er seine Berufung gerade als Rechtsverteidiger gefunden hat, hätten zu Beginn seiner Karriere wahrscheinlich eher wenige erwartet. Zu Hertha-Zeiten spielte er mal links, mal rechts im Mittelfeld, manchmal sogar als Stürmer. Die Idee hierfür hatte damals Lucien Favre, der in Piszczek den vielseitigen, polyvalenten Spieler sah.
Zu Hertha wechselte der Pole bereits 2004 mit 19 Jahren von Gwarek Zabrze. Um Spielpraxis zu sammeln, wurde Piszczek an den polnischen Erstligisten Zagłębie Lubin ausgeliehen, kehrte 2007 für drei Jahre zurück in die Hauptstadt. Insgesamt bestritt er 68 Partien für die Herthaner, erzielte dabei drei Tore und bereitete fünf vor. Auch Piszczek hat sich in Berlin wohlgefühlt, auch für ihn war der Wechsel nicht einfach. Deswegen gibt es bis heute noch Kontakt in die Hauptstadt: Mit Hertha-Zeugwart und Landsmann Robert Abramczyk steht er immer noch in Verbindung.

Verbindungen zum Ex-Verein hat auch einer, der auf Berliner Seite steht. Julian Schieber spielte von 2012 an zwei Jahre lang bei der Borussia, bevor er sich 2014 dem Hauptstadtclub anschloss. Auch er hat positive Erinnerungen an seinen ehemaligen Arbeitgeber: "Ich habe mit tollen Spielern gespielt, mit denen ich Freundschaften geschlossen habe und bis heute befreundet bin. Der BVB ist ein toller Verein. Es ist schön, dass ich mal Teil dessen gewesen bin", so Schieber. Deswegen ist es für ihn etwas Besonderes, gegen seinen Ex-Club anzutreten. "Für mich ist es das erste Mal, dass ich seit meinem Wechsel zurückkehre, die vorigen Partien habe ich verletzungsbedingt verpasst. Freitagabend, Flutlicht, 80.000 Zuschauer – was gibt es Besseres?", freut er sich auf das Duell.

So sollte es für alle drei ein emotionales Wiedersehen werden. Denn auch wenn – oder gerade weil – der Fußball so schnelllebig ist, lebt er von Emotionen.

(lb/City-Press)

von Hertha BSC