"Ich blende alles drumherum aus"
Profis | 18. Oktober 2016, 19:35 Uhr

"Ich blende alles drumherum aus"

"Ich blende alles drumherum aus"

Hertha-Schlussmann Rune Jarstein im Interview über Glanzparaden, Fokussierung und Torhüter-Macken.

Berlin - Die Nummer 1 ist er mittlerweile seit einem Jahr. Auch wenn auf seinem Trikot mit der 22 etwas Anderes steht, aus dem Hertha-Tor ist Rune Almenning Jarstein nicht mehr wegzudenken. Seitdem sich Thomas Kraft am fünften Spieltag der vergangenen Saison verletzte, steht der Norweger für die Herthaner zwischen den Pfosten und hielt mit seinen Paraden bereits einige Punkte fest. Nicht zuletzt tat er dies auch beim umkämpften 1:1 gegen Dortmund am vergangenen Freitag, wo er vor allem gegen Pierre-Emerick Aubameyang glänzte und seine Wichtigkeit für die Blau-Weißen bewies. herthabsc.de sprach mit dem Elfmeterkiller über seine Spielvorbereitung, Selbstgespräche und das anstehende Heimspiel am Samstag (22.10.16) um 15.30 Uhr gegen den 1. FC Köln.

herthabsc.de: Rune, du hast in Dortmund wieder eine sehr starke Leistung gezeigt, gegen Aubameyang geglänzt, davon einmal beim Elfmeter. Wie hast du es geschafft, beim Strafstoß in so einem Spiel die Nerven zu behalten?
Rune Jarstein: Ich wollte alles dafür tun, dass wir gewinnen. Ich war ruhig und mit meinem Kopf ganz bei der Sache. Ich habe mich nur auf den Ball und auf Aubameyang fokussiert. Alles was drum herum passiert – auf der Tribüne und auf dem Feld – bekomme ich nicht mit. Das blende ich total aus.

herthabsc.de: Zuvor hast du schon Aubameyangs Chip-Versuch vorhergesehen und gehalten. Gehört das zu deiner Spielvorbereitung, dass du genau guckst, wie deine Gegenspieler treffen?
Jarstein: Das mache ich vor den Spielen, ja. Ich beobachte die Stürmer genau. Manchmal hilft es, manchmal nicht. Wenn man schon weiß, wo der Stürmer oft hin schießt, kann man ein paar Schüsse halten. Dadurch wusste ich auch, dass Auba den Ball gerne chippt. Bei der Eins-gegen-eins-Situation habe ich geahnt, dass er wieder chippen würde, deswegen bin ich lange stehen geblieben – das ist ja dann auch passiert und hat gut geklappt für mich (lacht).

herthabsc.de: Das Stadion in Dortmund war voll, die Stimmung aufgeheizt. Was hast du davon auf dem Rasen mitbekommen?
Jarstein: Die Stimmung war wirklich überragend. Freitagabend, 80.000 Zuschauer und dann so ein Spiel. Für mich ist das Dortmunder Stadion das beste in der Liga – natürlich nach dem Olympiastadion. Während des Spiels merke ich leider nicht so viel davon, weil mein Fokus auf der Partie liegt. Ich bekomme schon mit, dass so viele Zuschauer da sind. Aber es war sehr viel Adrenalin in der Partie, das habe selbst ich mitbekommen. Ich habe schon ein, zwei Tage gebraucht, um wieder herunterzukommen.

herthabsc.de: Manchmal sieht man dich während des Spiels leise vor dich hinsprechen. Was redest du da?
Jarstein: Wenn ein Gegner auf mich zukommt, spreche ich vor mich hin, weil ich so fokussiert bin: Was passiert jetzt? Wie muss ich stehen? Ich bereite mich damit auf das vor, was gleich passieren wird. Torhüter sind alle ein bisschen verrückt. (lacht)

herthabsc.de: Du redest nach Partien angeblich auch im Schlaf. Ist das deine Spielnachbereitung?
Jarstein: Ja, nach Spielen rede ich viel, wenn ich schlafe. Das erzählt mir meine Frau immer am nächsten Morgen. Ich bin noch unter Adrenalin und mit dem Kopf im Spiel und kann nicht abschalten. Was ich da rede, weiß ich nicht genau. Aber ich denke, ich fluche vor mich hin über Sachen, die nicht so geklappt haben.

herthabsc.de: Die Mannschaft hat in den letzten Partien Stabilität gezeigt, die in der vergangenen Saison noch gefehlt hat. Woher kommt diese?
Jarstein: Ich denke, das liegt daran, dass wir fast die gleiche Mannschaft haben wie in der vergangenen Saison. Wir hatten eine gemeinsame Vorbereitung, das komplette Team kennt sich gut und ist eingespielt. Ich kenne die Viererkette, die Laufwege und Spielweise. Sie kennen mich. Das hilft sehr. Bis jetzt haben wir gut angefangen und gut gearbeitet, das müssen wir weiterhin so machen.

herthabsc.de: Am Samstag kommt der 1. FC Köln nach Berlin. Wie schätzt du die Kölner für das kommende Spiel ein?
Jarstein: Die Kölner haben eine wirklich gute Mannschaft und mit Anthony Modeste auch einen sehr guten Stürmer. Sie waren bisher sehr stark und haben sogar gegen Bayern einen Punkt geholt. Ich freue mich, es ist wieder ein Topspiel! Ich hoffe, dass viele Zuschauer kommen werden, sodass die Stimmung so wird wie in Dortmund – auch wenn ich davon nicht sooo viel mitbekomme während des Spiels (lacht).

herthabsc.de: Du hast es schon gesagt: In Anthony Modeste steht der nächste Topstürmer am Samstag vor dir, der mit sieben Toren sogar die Torschützenliste anführt. Freust du dich auf das Duell?
Jarstein: Es macht immer besonders Spaß, gegen so gute Stürmer zu spielen. Ich muss mir nochmal genau angucken, wie Modeste bisher seine Tore gemacht hat – ich glaube, er ist auch sehr kopfballstark. Aber ich werde mich vorbereiten!

(lb/City-Press)

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Ich rede mit mir selbst, das hilft mir, mich zu konzentrieren. Torhüter sind alle ein bisschen verrückt.
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-Rune Almenning Jarstein

von Hertha BSC