
Verdientes Glück
Verdientes Glück

Berlin – Abgekämpft sahen sie aus, als sie am späten Samstagnachmittag die Mixed Zone des Berliner Olympiastadions betraten und sich den Fragen der Medien stellten. Abgekämpft, aber glücklich. Man sah den Herthanern an, dass sie viel investiert hatten. In den vergangenen 94 Spielminuten und insbesondere in der Schlussphase, in der die Kölner nochmal alles nach vorne warfen und auf den Ausgleich drängten – erfolglos. Die Berliner gaben alles und entschieden das Topspiel mit 2:1 für sich, mit dem Glück und dem Aluminium war auf ihrer Seite.
"Es war ein toughes Spiel. Deswegen ist die Erleichterung umso größer. Am Ende hat man gesehen, dass unsere Mannschaft unbedingt gewinnen wollte und das war der Schlüssel", atmete Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic nach der Partie durch. Ein paar Minuten zuvor hatte der 1. FC Köln mit Zoller erst den linken Pfosten, dann mit Risses Flanke und Rune Almenning Jarsteins Einsatz den rechten Pfosten getroffen (87.). Das war aber noch nicht alles, was die Schlussphase des Topspiels bereithielt: In der 90. Minute zappelte der Ball sogar im Netz der Berliner. Rudnevs traf – Schiedsrichter Willenborg pfiff aber ab, weil er zuvor Marvin Plattenhardt gefoult hatte. Erst dann hieß es endlich Aufatmen: Hertha holte den vierten Heimsieg im vierten Heimspiel der aktuellen Saison schaffte damit Historisches: Noch nie hatten die Blau-Weißen nach acht Spieltagen 17 Zähler auf dem Konto – es ist der beste Saisonstart in Herthas Bundesligageschichte.
Ibisevic trifft weiter
Es war ein Topspiel, das seinem Namen gerecht wurde. Nach einer kurzen ‚Abtastphase‘ zeigten beide Mannschaften ihr Qualität und versuchten es mit Osako (6.) auf der einen und Ibisevic (9.) und Salomon Kalou (11.), der sein erstes Saisonspiel machte, auf der anderen Seite. Viele dieser Versuche brauchten die Berliner nicht, um in Führung zu gehen. In der 13. Minute war Ibisevic zur Stelle und legte zum 1:0 vor – es war bereits sein 6. Saisontor. Die Vorarbeit kam von Mitchell Weiser, der auf Höhe der Mittellinie Hector sehenswert den Ball abnahm, die Linie entlangsprintete und Ibisevic dann mit einem klugen Pass bediente. Viel mehr Torannäherungen gab es vor dem Pausenpfiff nicht. Modeste (14.) sowie Genki Haraguchi (16.), Kalou (36.) Alexander Esswein (38.) versuchten es, fanden aber keine Lösung. Die Domstädter zeigten sich bemüht, die Gastgeber zweikampfstark und defensiv kompakt – sodass sie mit einer verdienten Führung in die Halbzeit gingen.
Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischten die Berliner: Plattenhardts Knaller-Schuss konnte Köln-Keeper Horn über das Tor lenken (48.). Die Blau-Weißen hatten die Gäste gut im Griff, sodass die Geißböcke einige Zeit brauchten, um gefährlich zu werden. In der 58. Minute war es Sebastian Langkamp, der Modeste mit einer Grätsche zum perfekten Zeitpunkt vom Abschluss abhielt (58.). Die Kölner investierten nun mehr und konnten dann doch durch Modeste ausgleichen (65.).
Mit Glauben zur erneuten Führung
Mit der Einwechslung Julian Schiebers für Alexander Esswein war die Partie wieder offener. Man sah den Herthanern an, dass sie den Sieg wollten. Nach gescheiterten Versuchen von John Anthony Brooks (71.) und Schieber (72.) war es Niklas Stark, der einen von Schieber verlängerten Weiser-Freistoß zur erneuten Führung einnickte (74.). Es war sein erstes Saisontor, sein drittes für Hertha – wie immer mit dem Kopf. Auch das Timing für das Tor stimmte. "Köln hat die bessere zweite Halbzeit erwischt. Wir waren ein bisschen träge, Köln hat uns das echt schwergemacht. Deswegen Kompliment an die Mannschaft, dass wir das 2:1 in einer Phase machen, in der wir nicht so gut im Spiel sind", bilanzierte Langkamp. Der Grund dafür, auch in solchen Phasen zu treffen, ist für einfach: "Das ist ein Qualitätsmerkmal der Mannschaft. Dass wir daran glauben, auch wenn es vielleicht nicht so gut läuft. Der Glaube ist immer da."
Dass zu diesem Sieg nicht nur Glaube, sondern auch Glück gehörte, war allen Beteiligten klar. "Der Trainer sagt immer, man muss sich sein Glück verdienen. Wir haben die ganze Woche und vor allem heute gut gearbeitet. Wir haben eine gute Mentalität als Mannschaft gezeigt und am Ende Glück gehabt und auch verdient gewonnen", meinte Siegtorschütze Stark nach dem Abpfiff. Dabei, diese Mentalität zu zeigen, trugen auch die 60.576 Zuschauer bei. "Wir fühlen uns wohl zu Hause. Unsere Fans kommen immer zahlreicher, heute waren nochmal mehr da. Wir spüren diese Unterstützung", meinte Ibisevic.
Auf diese werden die Herthaner auch am kommenden Dienstag (25.10.16) zählen – diesmal aber auswärts. Denn dort geht es in der zweiten Runde gegen den FC St. Pauli. Mit Glaube an sich selbst, Siegeswille und Kampfbereitschaft wollen die Hauptstädter auch in diese Partie gehen.
(lb/City-Press)
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[>]Das ist ein Qualitätsmerkmal der Mannschaft. Der Glaube ist immer da.[<]