Die Kaltschnäuzigkeit in Person
Profis | 29. Oktober 2016, 17:10 Uhr

Die Kaltschnäuzigkeit in Person

Die Kaltschnäuzigkeit in Person

Vedad Ibisevic trifft für Hertha BSC beinahe nach Belieben. Nun steht er bei 98 Bundesliga-Toren. Dort wo alles begann, kann er in den Club der 100er eintreten.

Berlin – Wenn Vedad Ibisevic am Sonntag (30.10.16, 15.30 Uhr) mit Hertha BSC in Sinsheim spielt, kehrt er an seine alte Wirkungsstätte zurück. Bei der TSG 1899 Hoffenheim, dem damaligen Bundesliga-Emporkömmling, leuchtete sein Stern einst auf. Nach Hoffenheims Aufstieg in die Beletage des Fußballs 2008 bleibt seine Treffsicherheit in der darauffolgensen Bundesligasaison unvergessen: 18 Tore in 17 Spielen der Hinrunde steuerte er zum Höhenflug seiner Elf bei, ehe ihn ein Kreuzbandriss zum Zuschauen verdammte. "Ich hatte damals in Hoffenheim die vielleicht bisher beste Zeit meiner Karriere", blickt der heute 32-Jährige zurück und verrät, dass er sich auf das Spiel freut. "Es ist immer etwas Besonderes, gegen Ex-Vereine zu spielen", so Herthas Nummer 19.

Doch der Reihe nach: Streng genommen hat gar nicht alles in Hoffenheim begonnen, sondern bei Alemannia Aachen – dort stellte Ibisevic seine Torjägerqualitäten früh unter Beweis. In 24 Begegnungen im deutschen Oberhaus erzielte der 22-jährige Bundesliga-Neuling 2006/07 sechs Treffer. Zwar konnte er den Abstieg seiner Mannschaft nicht verhindern, doch für ihn war es der Durchbruch. Anschließend folgte der Schritt in den Kraichgau zur TSG. Dem Verein, dem weite Teile der Fußball-Bevölkerung - vorsichtig formuliert - skeptisch gegenüberstanden.

Doch die Hoffenheimer verzückten nach ihrem Bundesliga-Aufstieg Fußball-Deutschland. Ibisevic war mit seiner Trefferquote eines der Gesichter des kometenhaften Aufschwungs. Die ganz großen sportlichen Erfolge blieben für den Bosnier in seiner Zeit in Hoffenheim zwar aus, doch 43 Tore und 16 Vorlagen in 92 Bundesliga-Partien sind eine echte Hausnummer. Auch beim VfB Stuttgart, von 2012 bis 2015 Arbeitgeber des Vollblutstürmers, stellte er seine Kaltschnäuzigkeit unter Beweis. In 86 Begegnungen gelangen ihm 33 Buden und 15 finale Zuspiele. Über Jahre hinweg hatte sich Ibisevic als einer der treffsichersten Angreifer etabliert.

Eine ideale Konstellation in Berlin

Doch dann folgte ein kleiner Knick, der am Ende jedoch als glückliche Fügung verstanden werden kann. Bei den Schwaben fanden sie trotz seiner beeindruckenden Statistik keine Verwendung mehr für Ibisevic. 2015 wechselte er zu Hertha BSC. Ein Zusammenschluss, der sich für beide Seiten schnell als perfekt herausstellte: In seiner ersten Spielzeit an der Spree schoss der bosnische Nationalspieler in 26 Partien im Oberhaus zehn Tore (vier Vorlagen). Ibisevic war – nicht nur durch seine Treffer – ein Garant für die starke Saison der Berliner. "Vedad ist ein echt Typ, ein absolutes Vorbild, an dem sich viele Spieler orientieren können", lobte ihn Pál Dárdai schon damals immer wieder.

Vor dem Start der aktuellen Bundesliga-Saison folgte für Ibisevic die nächste Auszeichnung durch den Trainer: Dárdai ernannte seinen Schützling zum Kapitän. "Natürlich habe ich mich darüber gefreut und vielleicht hilft mir die Binde, um in einigen Situationen ein wenig gelassener zu reagieren. Aber es ist nach wie vor meine Aufgabe, Tore zu schießen und damit der Mannschaft zu helfen", sagt der 32-Jährige.

Club der 100er

Ob es nun an seinem Kapitänsamt liegt oder nicht: Geholfen hat Ibisevic den Blau-Weißen in der laufenden Saison bisher exzellent. In den vergangenen vier Bundesliga-Partien traf er fünfmal und bereitete zwei Tore vor. Nach acht Spieltagen steht er insgesamt bei sechs Toren und drei Vorlagen. In Hoffenheim möchte er seinen, aber auch den Lauf der Herthaner fortsetzen. "Mein Ziel ist es, dort zu gewinnen. Wenn ich dabei treffe, bin ich umso glücklicher. Aber es geht in erster Linie um die Mannschaft", sagt er. Ein Rechenspiel dürfte dem 'Vedator' allerdings nicht ganz egal sein: Schnürt er gegen seinen Ex-Verein einen Doppelpack, verschafft er sich zu einem ganz besonderen Club - zum Club der 100er. In dann 237 Bundesliga-Duellen hätte er sein Torestand auf 100 (bisher 39 Vorlagen) hochgeschraubt.

(fw/City-Press)

Gesagt..

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Mein Ziel ist es, dort zu gewinnen. Wenn ich dabei treffe, bin ich umso glücklicher. Aber es geht in erster Linie um die Mannschaft.
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-Vedad Ibisevic

von Hertha BSC