
Mit Glaube, Willen und Geduld
Mit Glaube, Willen und Geduld

Wolfsburg - "Puh", war Pál Dárdais erste Reaktion, als er auf der Pressekonferenz nach dem turbulenten 3:2-Auswärtssieg in Wolfsburg nach seiner Meinung zum Spiel gefragt wurde. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, meinte er: "Glückwunsch an die Mannschaft. Es war nicht so einfach. Ich habe eine gut organisierte Wolfsburger Mannschaft gesehen, die viel gekämpft hat, gelaufen ist und Räume zugemacht hat. Da musst du viel Geduld haben", so der Ungar.
Diese zeigte seine Mannschaft, ließ ihrem Trainer während der Partie aber nicht allzu viel Zeit zum Durchatmen. Das Tor, das den Sieg seiner Mannschaft bedeutete, fiel nämlich erst in der Nachspielzeit. Per Foulelfmeter. Marvin Plattenhardt holte ihn heraus, als er in den Strafraum dribbelte und Caligiuri ihn legte. Salomon Kalou trat an, zeigte starke Nerven und verwandelte eiskalt zum 3:2-Endstand. Damit hatten die Berliner das Spiel gedreht – zum zweiten Mal an diesem Tag. "Großes Kompliment an Salomon Kalou. In der 90. Minute ist es nicht selbstverständlich einen Elfmeter zu machen. Das spricht für die Moral der ganzen Mannschaft", zeigte dich Dárdai stolz.
Unaufmerksamer Start mit unbekannten Fehlern
Zunächst sah das eher anders aus: In der Anfangsphase überrumpelten die Wolfsburger die Hauptstädter mit ihrer Präsenz, während die Berliner noch nicht im Spiel waren. Die Ausfälle von Mitchell Weiser und Per Skjelbred schienen den Blau-Weißen erst einmal zu schaffen zu machen. "Wir haben die ersten 20 Minuten komplett verpennt, hatten nicht den Überblick für die Gegenspieler", konstatierte Sebastian Langkamp, der die Kapitänsbinde des gelb-rot-gesperrten Vedad Ibisevic übernommen hatte. Das Resultat: Der Rückstand durch Mayoral in der 12. Minute. Beeindruckt zeigten sich die Blau-Weißen aber nicht. Marvin Plattenhardt hatte nur vier Minuten später die perfekte Antwort parat: Der Mann für die Standards zirkelte einen Freistoß direkt und unhaltbar für VfL-Keeper Benaglio ins Tor – Traumtor, Ausgleich, erster Saisontreffer.
Doch auch nach dem Ausgleich blieb nicht viel Zeit durch Durchatmen. Weitere zwei Minuten später gingen die Autostädter wieder in Front: Seguin schob flach zur erneuten Führung ein (18.). "In der ersten Halbzeit haben wir Geschenke verteilt. Wir haben zwei Tore kassiert, die mit Stellungsspiel und Taktik zu tun haben. Das ist eigentlich untypisch für uns", zeigte sich Dárdai irritiert. Bis zur Halbzeit taten sich die Herthaner schwer, Räume zu finden, um sich Möglichkeiten zu erspielen.
Der Wille nach mehr
In Hälfte zwei zeigten die Berliner, dass sie mit dem bisherigen Spielverlauf nicht zufrieden waren. Vladimir Darida und Alexander Esswein kamen für Valentin Stocker und Genki Haraguchi und brachten nicht nur neuen Schwung, sondern auch direkt ein Tor mit. Esswein zog aus über 20 Metern ab – zielgenau ins linke Eck (69.). "Der Trainer hat mir bei der Einwechslung gesagt, dass er das Spiel noch gewinnen will – das wollte ich natürlich auch", lachte der Ex-Wolfsburger nach deem Duell.
Die 'Wölfe' zeigten sich nun verunsichert und passiv, begannen zu wackeln. Seguin holte sich kurz vor Schluss nach einem Trikothalten von Kalou noch die Ampelkarte ab. Das Team von Pál Dárdai hingegen merkte, dass mehr drin war. Über die Flügel und vorne mit Schieber fanden die Berliner Lücken und machten Druck. "Es hat sich auf dem Rasen gut angefühlt – ich bin davon ausgegangen, dass wir unsere Chancen noch bekommen. Daran haben wir alle bis zur letzten Minute geglaubt", so Julian Schieber, der das erste Mal seit über 21 Monaten von Beginn an auflief. Bereits bekannt ist ja: "Und so ist es am Ende auch gekommen."
Historische Punktzahl
Dieser Glaube an die eigene Stärke, der Siegeswille und die Geduld brachten den Berliner am Ende den achten Sieg und weiterhin den dritten Tabellenplatz ein. Das sieht auch der Chefcoach so: "Ich habe gesagt, sie sollen dranbleiben, weiter nach vorne verteidigen. Das haben wir letzten Jahr noch nicht so gemacht, jetzt trauen wir uns das zu", ist Dárdai stolz auf die Leistung und Entwicklung seines Teams. Der Auswärtssieg war außerdem ein historischer: 27 Punkte hatte Hertha BSC nach 13 Spielen noch nie auf dem Konto. Das gibt ein bisschen Zeit und Raum zum Durchatmen, auch wenn ab Dienstag der Blick bereits auf das Heimspiel gegen Werder Bremen am kommenden Samstag (10.12.16) gerichtet ist.
(lb/City-Press)
Gesagt...
[>]Ich bin davon ausgegangen, dass wir unsere Chancen noch bekommen. Daran haben wir alle bis zur letzten Minute geglaubt[<]