Ungewohntes Gefühl
Profis | 11. Dezember 2016, 01:21 Uhr

Ungewohntes Gefühl

Ungewohntes Gefühl

Herthaner mussten gegen Bremen die erste Heimniederlage der Saison verarbeiten.
Berlin – Es war ein ungewohntes Gefühl. Eines, das man schon fast vergessen hatte, eines, dass man auch nicht vermisst hat. So eine Niederlage im eigenen Stadion gab es schon lange nicht mehr für die Herthaner. Nach sechs Heimsiegen in Folge war das 0:1 gegen Bremen die erste der aktuellen Saison. Ein komisches Gefühl, aber kein unverdientes. "Es gibt nichts schönzureden. Das war eine schlechte Leistung von uns", war für Pál Dárdai klar. Und irgendwann musste es ja so kommen: "Statistisch gesehen war es klar, dass irgendwann die Niederlage kommt. Jetzt kam es wenigstens so, dass der Gegner es verdient hat", befand der Trainer.

Die Werderaner hatte sich den Sieg verdient, weil sie das bessere Team waren. Die Bremer standen gut sortiert, nutzen die Räume, die ihnen die Herthaner anboten clever. Dárdais Schützlinge hingegen kamen nicht ins Spiel, wirkten unsortiert und taten sich schwer, Räume zu finden – ganz anders als in den vergangenen Partien. "Es war ein sehr wildes, zerfahrenes Spiel, das viel hin und her ging. Wir haben nicht so gespielt, wie wir es gewohnt sind", sagte Mitchell Weiser, der erstmals nach seiner Muskelverletzung wieder zum Einsatz kam.
Auch der Trainer stellte einen Unterschied fest: "Ich habe keine Dynamik erkannt. In der ersten Halbzeit habe ich im Spiel mit dem Ball und gegen den Ball eine komplett andere Mannschaft gesehen  – das ist nicht Hertha BSC", wunderte er sich. Keine Dynamik und keine klare Tormöglichkeiten – die gab es eher auf der anderen Seite.
Keine Ausreden

Vor allem nach der frühen Auswechslung und Sebastian Langkamp, der wegen einer Muskelverletzung am hinteren Oberschenkel nach 20 Minuten das Feld verlassen musste. Brachte diese Auswechslung die Unruhe und Zerfahrenheit rein? "Ich suche keine Ausreden. Wir hätten noch zehnmal wechseln können und es wäre nicht besser geworden. Wir hatten eine schlechte Tagesform", stellte Dárdai klar. Dennoch hätte sichder Ungar eine andere Reaktion erhofft. "Wenn man merkt, dass es nicht läuft, muss man anders reagieren." Kurz vor der Pause schienen auch die Bremer festzustellen, dass die Herthaner nicht ganz mit dem Schwung der letzten Spiele auftraten. Nach anfänglichem Abwarten gingen die Gäste selbst in die Offensive und zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt in Führung. Max Kruse wurde für sein Nachsetzen belohnt, gewann gegen Niklas Stark als letzten Mann den Ball und vollendete zur Führung. Das Momentum hätte vielleicht nochmal kippen können, doch mit dem Pausepfiff landete der Schuss von Ibisevic am Pfosten und nicht im Tor.

Nach dem Seitenwechsel intensivierten die Blau-Weißen die Offensivbemühungen, Dárdai brachte weiteres Offensivpersonal, doch ein Tor wollte nicht gelingen. Im Gegensatz zu den zurückliegenden Spielen bewies Herthas Coach an diesem Abend kein glückliches Händchen. Die 'Schuld', wenn man überhaupt davon sprechen kann, suchte der Cheftrainer vor allem bei einem: Bei sich selbst. "Ich muss als Trainer in den Spiegel schauen und mich fragen, was ich diese Woche falsch gemacht habe", zeigte sich Dárdai selbstkritisch. Ein Weltuntergang ist diese Niederlage nicht, aber dennoch ein ungewohntes Gefühl. So soll es aber auch bleiben, ungewohnt und selten. Ohnehin zog Herthas Trainerteam spätestens am nächsten Tag nach der Analyse des Vortages und dem Auslaufen einen Strich unter das Spiel. Es bleibt das Positive: "27 Punkte sind wunderbar, Niederlagen gehören zum Fußball", so Dárdais pragmatische Bewertung.

Noch zwei Gelegenheiten zu punkten

Auch Salomon Kalou richtete nach der kritischen Analyse den Blick nach vorne: "Es war ein schlechtes Spiel. Nachdem Bremen das Tor gemacht, haben wir uns schwergetan, darauf zu reagieren. Werder hätte auch noch ein weiteres Tor erzielen können. Sie waren besser als wir. So ist Fußball", so der Ivorer auf den Punkt. "Wir wollen das jetzt gegen Leipzig wieder besser machen. Das ist ein neues Spiel, jedes Spiel ist anders. Wir freuen uns auf das Topspiel!" Zwei Spiele stehen noch an und zur bisherigen Punkteausbeute sollen laut Dárdai noch weitere hinzukommen. "Wir müssen das jetzt akzeptieren, die Niederlage herunterschlucken und uns auf die kommenden Spiele konzentrieren. Da wollen wir noch drei, vier Punkte holen", so der Chefcoach. Alles damit Niederlagen ein ungewohntes Gefühl bleiben.

(lb,war/City-Press)

von Hertha BSC