"Immer Antworten gefunden"
Profis | 20. Dezember 2016, 17:39 Uhr

"Immer Antworten gefunden"

"Immer Antworten gefunden"

Vedad Ibisevic zieht im Interview eine Jahresbilanz, spricht über Entwicklungen und die anstehende Partie gegen den SV Darmstadt 98.

Berlin - 2016 ist fast vorbei. Hertha-technisch heißt das: Noch ein letztes Spiel, ein letztes Heimspiel vor Weihnachten und dann geht's erstmal in die Pause. Aus Hertha-Sicht hatte das Jahr so einiges zu bieten an Höhen und Tiefen. Für einen Herthaner waren es mehr Höhen als Tiefen - sowohl sportlich als auch privat - und auf jeden Fall eine große Portion an Aufregung. Vedad Ibisevic wurde zum Hertha-Kapitän ernannt, bekam sein zweites Kind, schoss das eine oder andere 100. Bundesligator und verlängerte nicht zuletzt seinen Vertrag in Berlin bis 2019.

Vor der besagten Partie gegen Darmstadt 98 am Mittwoch (21.12.16) zog Vedad Ibisevic eine Jahresbilanz, sprach über Schockmomente und Highlights und das letzte Spiel im Jahr 2016.

herthabsc.de: Vedad, die Eindrücke vom Montagabend sind noch ganz frisch. Wie hast du die Vorkommnisse auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche wahrgenommen?
Vedad Ibisevic: Das, was am Breitscheidplatz passiert ist, ist für uns alle ein Schock gewesen. Auch für mich persönlich, weil ich in der Nähe wohne – ein Tag vorher waren meine Frau und meine Mutter dort unterwegs. Es ist sehr traurig, was dort passiert ist. Unsere Gedanken sind deshalb auch bei allen Opfern und deren Angehörigen und Freunden. Ich wünsche ihnen und auch den vielen Helfern viel Kraft in dieser schweren Zeit.

herthabsc.de: Es wurde darüber gesprochen, ob über die Absage des Spieltags diskutiert werden solle. Die Spiele finden aber statt. Die richtige Entscheidung in deinen Augen?
Ibisevic: Ja, auf jeden Fall. Dass unser Spiel stattfindet, ist das richtige Zeichen. Das Leben muss weitergehen – das ist Fakt. Wir dürfen uns keine Angst machen lassen!

herthabsc.de: Der Übergang zurück zum Alltag fällt nicht leicht, versuchen wir dennoch über den Fußball zu sprechen. Du hast das Spiel in Leipzig als frustrierend bezeichnet. Mit ein paar Tagen Abstand, wie bewertest du die Partie inzwischen?
Ibisevic: Das Spiel liegt hinter uns und ist abgehakt, ich denke jetzt schon nicht mehr dran. Wenn wir in der Rückrunde wieder gegen Leipzig spielen, müssen wir unsere Lehren aus dem Hinspiel gezogen haben und es besser machen. Im Moment lohnt es sich nicht, darüber noch nachzudenken. Wir haben jetzt Darmstadt vor der Brust. Das Spiel ist viel wichtiger für uns, denn für uns geht es nur darum, das Jahr mit einem Sieg gegen Darmstadt abzuschließen.

herthabsc.de: Wie wichtig wäre es, den Jahresabschluss mit einem Sieg zu verschönern?
Ibisevic: Ein Sieg wäre sehr wichtig. Nach den letzten beiden Niederlagen wollen wir mit einem Erfolgserlebnis in die Winterpause gehen. Aber das will Darmstadt mit Sicherheit genauso gerne, deshalb wird es bestimmt ein schwieriges Spiel für uns – ein schwerer Kampf, den wir annehmen müssen. Aber ich hoffe, dass wir am Ende diejenigen sein werden, die sich freuen dürfen.

herthabsc.de: Darmstadt hat trotz Trainerwechsel beide Spiele verloren, sich kämpferisch aber deutlich verbessert präsentiert und Bayern München lange Paroli geboten. Wie schätzt du euren letzten Gegner des Jahres ein?
Ibisevic: Ich habe das Spiel gegen Bayern ein bisschen gesehen. Die Darmstädter sind eine Mannschaft, die sich ihrer Stärken bewusst ist und diese in jedem Spiel in die Waagschale werfen: Sie stehen kompakt, verteidigen gut und spielen auf Konter. Wenn Darmstadt einen guten Tag erwischt, können sie jede Mannschaft in der Bundesliga ärgern – so wie am letzten Spieltag auch Bayern. Sie werden nie aufgeben oder Punkte verschenken. Wir müssen wach und bereit sein, um die Mittel zu finden, sie zu knacken.

herthabsc.de: Es geht ein Jahr mit einigen Aufs und Abs zu Ende. Wie fällt dein Fazit aus?
Ibisevic: Insgesamt gab es mehr Höhen als Tiefen. Bei mir überwiegt die Freude gegenüber den Rückschlägen, die wir hinnehmen mussten. Das ist für uns ein gutes Jahr gewesen, auch wenn wir natürlich mit der Rückrunde der vergangenen Saison oder dem Ausscheiden in der Europa League-Qualifikation alles andere als zufrieden sind – doch selbst daraus haben wir Erfahrungen mitgenommen, die uns weitergeholfen haben.

herthabsc.de: Hast du einen persönlichen Höhepunkt?
Ibisevic: Mein Highlight ist eigentlich, dass wir nach Rückschlägen immer Antworten gefunden haben und uns wieder hochgearbeitet haben.

herthabsc.de: Du bist mittlerweile auch ein halbes Jahr Kapitän. Hat sich durch die Binde am Arm irgendetwas verändert?
Ibisevic: Ich habe am Anfang gar keinen großen Unterscheid gemerkt – ich war schon immer ein Typ, der vornweg gegangen ist und versucht hat, den jungen Spielern ein Vorbild auf dem Platz zu sein. Sicherlich wird man auf dem Platz als Kapitän anders gesehen, zum Beispiel von den Schiedsrichtern. Für mich war es keine bewusste Veränderung, aber vielleicht kommt das meiner Art und Weise Fußball zu spielen ein bisschen entgegen, dass ich dadurch etwas ruhiger geworden bin (schmunzelt).

herthabsc.de: Nach der vergangenen durchwachsenen Rückrunde hat die Mannschaft ab der Sommerpause tolle Leistungen gezeigt und erfolgreich Fußball gespielt. Wie habt ihr den Schalter im Sommer wieder umgelegt?
Ibisevic: Wir haben die letzte Rückrunde aus unseren Köpfen verbannt und nicht mehr zu sehr darüber nachgedacht. Vielleicht hat uns das Aus in der Europa League auch noch einmal aufgeweckt. Dort ist uns schmerzhaft bewusst geworden, dass wir in der Bundesliga Probleme bekommen, wenn wir so weiter spielen. Wir haben einen Strich daruntergezogen und damit angefangen, was uns in der Hinrunde ausgezeichnet hat.

herthabsc.de: Das klingt einfach. Welche Stärke hat denn aus deiner Sicht mit zu der Leistungssteigerung geführt?
Ibisevic: Man kann wirklich sagen, dass wir als Gruppe sehr gut funktionieren. Untereinander ist der Respekt sehr groß – natürlich hat jeder einzelne den Wunsch, zu spielen, aber niemand stellt seine Befindlichkeiten über das Wohl der Gruppe. Das ist sehr wichtig. Uns ist bewusst, dass es schwer werden kann, wenn wir nicht alle zusammenhalten. Das ist bisher unsere größte Qualität gewesen.

herthabsc.de: Nach dem Darmstadt-Spiel geht es in die Winterpause. Wie nutzt Vedad Ibisevic die Zeit zum Abschalten und Erholen?
Ibisevic: Natürlich ist die Pause kurz, aber ich denke, dass ich gut abschalten können werde. Meine Eltern kommen und wir werden dann mit der ganzen Familie nach Bosnien fliegen. Ich freue mich schon darauf, Zeit für meine Kinder zu haben und die Zeit zu genießen. Mein Sohn wird mich bestimmt auf Trab halten, er hat sehr viel Energie (lacht).

herthabsc.de: Feiert Familie Ibisevic dann auch gemeinsam den Jahreswechsel?
Ibisevic: Zu Silvester werden wir wieder zurück in Berlin sein. Die Zeiten von großen Partys sind so langsam vorbei. Ich werde mit meinen Kindern feiern, im Fernsehen ein entspanntes Silvesterprogramm schauen und ein paar Balkan-Lieder hören (lacht).

GESAGT...

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Mein Highlight ist eigentlich, dass wir nach Rückschlägen immer Antworten gefunden haben und uns wieder hochgearbeitet haben.
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von Hertha BSC