"Ich spüre das Vertrauen des Trainers"
Profis | 10. Februar 2017, 12:31 Uhr

"Ich spüre das Vertrauen des Trainers"

"Ich spüre das Vertrauen des Trainers"

Maximilian Mittelstädt im Interview über schlaflose Nächte, Vertrauen sowie Dortmund und Gelsenkirchen gesprochen.

Berlin - Das letzte Mal, als Maximilian Mittelstädt in einem der lautesten Stadien Europas auflief, stand er knapp eine Minute auf dem Rasen und half mit, das Ergebnis über die Zeit zu retten. Am Mittwochabend (08.02.17) waren es 120 Zeigerumdrehungen, in denen es ihm und seinen Kollegen fast gelang, dem großen Favoriten ein Bein zu stellen. Rund vier Monate liegen zwischen dem 1:1 von Hertha BSC im Bundesliga-Spiel bei Borussia Dortmund und dem bitteren Ausscheiden im DFB-Pokal Achtelfinale am Mittwoch.

Maximilian Mittelstädt hat diese Zeit genutzt, um zu zeigen, dass das von Pál Dárdai in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt ist. Neben dem ersten wichtigen K.o.-Spiel absolvierte das Berliner Eigengewächs zwei Partien in der höchsten deutschen Spielklasse, die der Hauptstadtclub beide gewann. Als Linksverteidiger überzeugte er als Vertreter von Marvin Plattenhardt. Am Samstag (11.02.17), wenn die Blau-Weißen in Gelsenkirchen antreten, steht der 19-Jährige eventuell wieder in der Startelf. Vor dem Duell hat Hertha BSC mit Mittelstädt über schlaflose Nächte, Vertrauen sowie Dortmund und Gelsenkirchen gesprochen.

herthabsc.de: Maxi, das Ausscheiden gegen Dortmund nach Elfmeterschießen liegt jetzt knapp zwei Tage zurück. Wie hast du das Spiel inzwischen verdaut?
Maximilian Mittelstädt: Einerseits sind wir natürlich stolz, dass wir gegen eine der besten europäischen Mannschaften so gut mitgehalten haben. Wir haben als Team gezeigt, dass wir es drauf haben, auch gegen Top-Gegner mitzuhalten. Kämpferisch war das ein richtig guter Auftritt. Allerdings schwingt noch ein wenig Enttäuschung und Frust mit, es am Ende dann doch nicht geschafft zu haben.

herthabsc.de: Welche Gedanken sind dir unmittelbar nach der Partie durch den Kopf geschwirrt?
Mittelstädt: Direkt einschlafen konnte ich nicht. Ich habe mich im Hotel ins Bett gelegt und noch eine Serie geschaut. Dabei habe ich das Spiel dann irgendwie nebenbei Revue passieren lassen. Ich habe über manche Situationen nachgedacht, über die "Was-wäre-wenn"-Szenen, was gut lief oder was man hätte besser machen können. Es sind viele Eindrücke, die man als Spieler verarbeiten muss. Für mich war es auswärts ja auch mein erstes Spiel in der Startelf, dann gleich in Dortmund vor 80.000 Zuschauern. Es war ein super Erlebnis, leider am Ende mit dem falschen Ergebnis.

herthabsc.de: Warst du eigentlich vorgesehen, einen Elfmeter zu schießen?
Mittelstädt:
Nach dem Platzverweis von Sokratis mussten wir einen Spieler rausnehmen. Als Jüngsten hat es mich getroffen (schmunzelt). Ich stand dann an der Seitenlinie. Ich glaube, ich hätte es mir zugetraut, zu schießen. Aber ich kann es auch nicht einschätzen, wie ich auf den Druck und die Zuschauer reagiert hätte. Der Druck ist dann schon sehr hoch. Die besten Spieler der Welt haben schon Elfmeter verschossen. Ein bisschen Glück gehört eben auch dazu. Da sind Vorwürfe fehl am Platz.

herthabsc.de: Im Oktober hast du eine Minute beim Ligaspiel gegen Dortmund mitgewirkt, jetzt hast du 120 Minuten eine starke Leistung abgerufen. Was hat sich in der Zwischenzeit verändert?
Mittelstädt:
Ich möchte mich in jeder Trainingseinheit weiterentwickeln. Ich versuche, in jedem Training Gas zu geben und im Spiel bringt mich jede Minute weiter. Die erfahrenen Spieler unterstützen mich und geben mir Tipps.

herthabsc.de: Blicken wir nach vorne, viel Zeit ist zwischen der Partie in Dortmund und Gelsenkirchen ohnehin nicht. Am Samstag um 18.30 Uhr rollt der Ball wieder…
Mittelstädt:
Wir haben die beiden vergangenen Partien gut gespielt, waren kämpferisch richtig stark. Vor allem gegen Dortmund haben wir gezeigt, was wir drauf haben. Wenn wir das mit ins Spiel gegen Gelsenkirchen nehmen, müssen wir den Gegner auf keinen Fall fürchten. Wir haben im Hinspiel gezeigt, dass wir sie schlagen können. Wenn wir jetzt diesen unbedingten Willen mit ins Spiel nehmen, haben wir gute Chancen, da etwas mitzunehmen. Der Schlüssel ist eine gute Defensive und die Möglichkeiten, die wir bekommen, müssen wir nutzen.

herthabsc.de: Trainer Pál Dárdai hat dich nach dem Startelfeinsatz gegen Ingolstadt in der Vorwoche gelobt und dir Note eins gegeben. Wie sehr hat dich das gefreut?
Mittelstädt
: Für mein Selbstvertrauen ist es natürlich gut, das Vertrauen des Trainers zu spüren. Ich hab gemerkt, dass er keine Angst hat, mich einzusetzen. Das hat mir dann auch zusätzlich nochmal Kraft gegeben. Genau so etwas braucht man als junger Spieler. Aber auch meine Mitspieler helfen mir, geben mir Tipps. Wir haben einen guten Teamgeist. Wenn jemand einen Fehler macht, ist jemand anders da, um ihn auszubügeln. Das zeichnet uns aus. Keiner ist sich zu schade, Meter für den anderen zu machen. Das ist die Basis, um Erfolg zu haben. Wenn wir da weitermachen, wo wir in Dortmund aufgehört haben, können wir die nächsten Spiele erfolgreich gestalten.

herthabsc.de: Du bist mit 19 Jahren ein sehr junger Spieler. Als Linksverteidiger hast du Marvin Plattenhardt vor dir, wenn er fit ist. Wie gehst du mit dieser Situation um?
Mittelstädt:
Unser Verhältnis ist gut. Rund um das Spiel in Dortmund hat er mir viele Tipps gegeben, hat sich in der Kabine zu mir gesetzt. Ich rechne ihm das hoch an, dass er so viel mit mir spricht. Klar ist, dass ich immer spielen möchte. Spielpraxis ist gerade in meinem Alter wichtig. Aber ich weiß auch, wie konstant gut Platte spielt. Wenn er Samstag wieder fit ist, räume ich meinen Platz. Aber ich bin da, wenn etwas sein sollte. Vielleicht spielen wir auch mal zusammen links, wenn der Trainer mich mal im Mittelfeld braucht.

(fw/City-Press)

GESAGT...

[>]
Platte hat mir rund um das Spiel in Dortmund viele Tipps gegeben, hat sich in der Kabine zu mir gesetzt.
[<]

-Maximilian Mittelstädt

von Hertha BSC